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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Paggosh bringen. Er persönlich.« Ein wenig leiser fügte er hinzu: »Ich bedauere nur, dass wir diesen Haluter nicht festhalten konnten. Aber wir werden auch sein Volk auslöschen, denn ich dulde keine Verräter!«
    Das Hyperfunksignal kam an; die automatische, ultrakurze Bestätigung des Serkhen-Arsenals zeigte das deutlich. Trotzdem wurde die offene Direktverbindung nicht angenommen. Auch eine anderweitige Antwort blieb aus.
    Wahrscheinlich hatte Germ Hesset alle Hände voll zu tun. Natürlich würde der Alte ein besonderes Augenmerk auf die Neuen Le-murer haben. Und wenn die Zeitgerechten ihre Aufzuchttanks auf dem Planeten nur einen oder zwei Tage eher verließen als anderswo, dann war eine Viertelmillion Soldaten im Begriff, die Kampfraumschiffe zu besetzen und zu starten. Sie mussten in erster Linie ausgerüstet und eingewiesen werden.
    Lissos sendete das Signal erneut.
    Danach wartete er vergeblich.
    Er hatte Onk Pellew bei der Besprechung vermisst. Also war Pel-lew noch mit dem Verhör befasst. Ion glaubte jedoch nicht mehr, dass nur einer der gefangenen Lemurerabkömmlinge wichtige Informationen preisgeben würde. Sie reagierten überaus verstockt. Nicht so, als sei ihnen ihr Leben gar nichts wert, aber... Sie hassen uns!, schoss es ihm durch den Sinn.
    Hass. Das war eine emotionelle Umschreibung. Doch Emotionen, das wusste der Zeitgerechte, verstellten den Blick auf das Wesentliche.
    Wir verfolgen diese zerbrechlichen Wesen, überlegte er. Hassen wir sie? Sind wir zu solchen Emotionen fähig?
    Obwohl sein Planhirn gegen diese unnötige Zeitverschwendung protestierte, lauschte er in sich hinein. Er tat es ohne zu wissen, wonach er suchte. Er fand auch nichts außer einer schwer zu beschreibenden Leere, eine Grenze, an der er nicht mehr weiterkam.
    Interessierte ihn, was hinter dieser Grenze lag? Nein, das tut es nicht, gab er sich selbst zur Antwort. Aber wirklich sicher, das stellte er gleich darauf fest, war er sich dessen nicht.
    Die Lemurer, und erst recht ihre Nachfahren, waren wie Unkraut, das alle anderen Pflanzen überwucherte und erstickte. Ihre Zeitverbrechen raubten anderen Völkern die Existenz. Deshalb mussten sie sterben.
    Lissos öffnete wieder die Überwachung der Gefangenen. Der Holoschirm stabilisierte sich langsamer als die Akustik. Ein gur-gelnder, halb erstickter Schrei erklang. Es war die Stimme des weiblichen Wesens.
    Janna kauerte auf dem Boden, halb über einen reglosen Körper gebeugt. Ähnlich hatte sie sich mit Rhodan nach dessen Verhör befasst. Doch - und Lissos erkannte den Unterschied sehr schnell - der Mann, den sie jetzt mit beiden Händen unter den Armen fasste und in die Höhe zerrte, war tot. Schlaff hingen seine Arme herab, und der Kopf fiel von einer Seite auf die andere, als sei da kaum noch etwas, das ihn hielt. Zudem quoll ein Schwall Blut aus seinem Mund.
    Die Frau schrie wieder. »Bringt uns doch gleich um, ihr Bestien! Uns alle! Ich verfluche euch!«
    Onk Pellew hatte den Raum fast schon verlassen. In dem Moment hielt er inne, wandte sich um, stapfte zurück. Lissos sah das Funkeln in seinen Augen, wie er die Oberlippe hochzog und sein Gebiss entblößte, und er sah die Frau, mit inzwischen blutverschmiertem Gesicht, entsetzt zurückweichen. Den Toten ließ sie dennoch nicht los. Flüchtig glaubte Ion, dass sie den Leichnam wie einen Schutz vor sich halten wollte, doch sie zerrte ihn mit sich, als müsse sie ihn noch in Sicherheit bringen. Seitlich schob sie sich über den Boden, und aus weit aufgerissenen Augen starrte sie Pellew entgegen.
    »Bestien!«, keuchte sie. »Bestien!«
    Lissos glaubte, Verachtung in dieser Stimme zu hören.
    Pellew bückte sich nur ein wenig. Sein rechter Handlungsarm pendelte herum, und mit einer knappen Bewegung entriss er ihr den Toten und schleuderte ihn achtlos beiseite.
    Janna verstummte, als Pellew die Faust ballte und zum Schlag ausholte.
    »Pellew«, sagte Lissos scharf, »lass die Frau in Ruhe! Ich werde mich mit ihr befassen, und ich brauche sie lebend.«
    Pellews Gesicht verzerrte sich. Ruckartig richtete er sich auf und wandte sich der verborgenen Optik zu. »Wer mischt sich in meine Belange ein?«, fragte er drohend.
    »Ich, Ion Lissos.«
    Pellews aus tiefer Kehle kommendes Grollen drückte Unmut aus. »Du hattest deine Gelegenheit.« Sein Blick suchte den Boden ab und verharrte auf den beiden Männern, von denen einer soeben schwankend auf die Beine kam, als wolle er sich mit bloßen Fäusten auf Pellew stürzen. Das

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