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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Lemurer. Wie zu Statuen erstarrt, standen sie da, und nur das Glühen ihrer Augen verriet, dass noch Leben in ihnen war.
    Rhodan hielt bereits eine Fusionsgranate in der Hand, eine der Kleinigkeiten, die seine Ausrüstung über den Standard hinaushoben. Ihre Wirkung hätte ausgereicht, die halbe Zentrale in Schutt und Asche zu legen. Allerdings zögerte er, sie zu zünden.
    »Das gibt es doch nicht, oder?« Ungläubig blickte Norwell über den Lauf seines Strahlers hinweg, der auf den Schädel einer der Bestien zielte, doch das Monstrum reagierte überhaupt nicht.
    »Das ist Boryks Werk«, vermutete Rhodan. »Er beeinflusst alle fünf.«
    »Wie macht er das?« Norwell dachte nicht daran, die Waffe zu senken. »Er ist selbst halb tot. Lange kann er das nicht durchhalten.«
    Tolot wurde wieder sichtbar. Er nahm den Bestien die Waffen ab, löste die Energiemagazine heraus und warf sie achtlos beiseite. Lediglich den Intervall-Strahler behielt er.
    »Also, Leute, raus hier!«, drängte Norwell.
    »Boryk ist klatschnass geschwitzt«, stellte Shimon fest. »Er hat hohes Fieber.«
    »Quatsch nicht.« Norwell machte zwei Schritte zur Seite, ohne den Blick von der Bestie abzuwenden. Mit der linken Hand griff er nach Shimon und riss ihn herum. »Verschwinde! Wenn du den Helden spielen willst, mach das woanders. Was Perry in der Hand hält, wird den Laden hier dichtmachen.«
    Tolot feuerte den Intervallstrahler auf das inzwischen geschlossene Schott ab, sprang dann vor und riss die Überreste des zerstörten Stahls mit sich.
    Der Korridor war leer. Tolot wartete, bis alle zu ihm aufgeschlossen hatten, warf einen flüchtigen Blick zurück und sah Rhodan forschend an. Doch der Terraner schloss die Hand um die Fusionsgranate und schüttelte kaum merklich den Kopf.
    »Der Transmitter liegt eine Etage über uns!«, sagte der Haluter.
    Der Lärm schien mittlerweile von allen Seiten zu kommen, doch die Explosionen lagen immer noch viele Kilometer entfernt. Lediglich die von ihnen ausgelösten Bebenwellen machten sich zunehmend stärker bemerkbar. Falls von diesen heftiger werdenden Stößen Speicherbänke oder Energieerzeuger in Mitleidenschaft gezogen wurden, würde die Zerstörung schnell auch in Bereichen um sich greifen, die nicht unter direktem Beschuss lagen. Rhodan konnte sich vorstellen, dass der Angriff vor allem den unterirdischen Hangars galt.
    Immer wieder blickte er zurück, doch niemand folgte ihnen. Boryk hatte die Augen geschlossen, und manchmal umfloss die Andeutung eines Lächelns seine Mundwinkel. Sein Gesicht war nahezu blutleer, es wirkte wie aus Wachs modelliert. Schweißperlen zogen glänzende Spuren über die Haut.
    »Ich glaube, er träumt.« Shimon drückte den Lemurerklon fester an sich. Er hatte sichtlich Mühe, mit den anderen Schritt zu halten, doch als Solina sich zu ihm umdrehte, schüttelte er nur den Kopf.
    »Vielleicht ist er in Gedanken auf seiner Arche«, sagte Rhodan.
    »Ja, vielleicht... «
    Urplötzlich schien der Boden sich aufzubäumen. Ein ohrenbetäubendes Kreischen erfüllte die Luft, während eine unsichtbare Faust den Korridor zu verwüsten begann. Risse entstanden und weiteten sich gedankenschnell aus.
    Hinter ihnen füllte sich der Gang mit Rauch. Aus dem Brodeln brachen unvermittelt die massigen Gestalten mehrerer Bestien hervor. Rhodan warf die Fusionsgranate. Das zylinderförmige Gebilde maß nicht mehr als drei Zentimeter, verfügte aber über einen Antigrav, der sich selbsttätig aktivierte. Deshalb erreichte die Wurfweite gut hundert Meter, bevor die Kapsel aufschlug und zündete.
    Ein greller Lichtblitz schien alles verschlingen zu wollen. Nur die Helmfilter verhinderten, dass der Terraner und seine Begleiter geblendet wurden. Dann fegte die sengende Hitzewelle heran. Shimon presste Boryk noch fester an sich und hastete weiter.
    Die Bestien blieben in der brodelnden Glut verschwunden. Tolot stürmte wieder vor. Rhodan sah ihn nicht mehr, hörte aber sein wütendes Brüllen und gleich darauf das dumpfe Geräusch des Intervallstrahlers.
    Keiner verlangsamte seine Schritte. Mittlerweile reagierten alle mit einer Monotonie, die Furcht oder gar Panik nicht mehr zuließ. Wie Roboter hasteten sie weiter, und im Helmfunk waren nur ihre hastigen Atemzüge zu vernehmen.
    Tolots Schüsse hatten zwei Bestien niedergestreckt.
    Wieder bebte der Boden. Der Donner schwerer Explosionen vermischte sich zu einem einzigen bedrohlichen Dröhnen. Aber vor ihnen öffnete sich der Korridor in eine

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