PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats
Gegner. Jeden Moment ...
Ein schriller Warnton ließ Tresk-Takuhn herumfahren. Die Leistung des mondumspannenden Schutzschirms ließ nach!
In dem Moment erreichte der Frachter den Schirm. Zuerst sah es so aus, als würde das Raumschiff wie von einer federnden Unterlage zurückgestoßen werden, doch dieser Eindruck täuschte. In Wirklichkeit tobten um den Frachter farbig schillernde Leuchterscheinungen, die ihn kleiner erscheinen ließen. Skalen am Rand des Hologramms schnellten in die Höhe, irrwitzige Werte, die kein Topsider je zuvor gesehen hatte. Sie zeigten, was dieses Riesending von Schutzschirm zu leisten imstande war – und die zugleich auch bewiesen, dass er verwundbar war!
Das Riesenschiff der Naats sank in den Schutzschirm ein und explodierte in einem Helligkeitsausbruch, der einer Supernova glich. Die Detonationswelle verschmolz mit dem Energieschirm zu einem undurchsichtigen weißen Etwas, das alles in der Umgebung überstrahlte.
Der Boden unter Tresk-Takuhn vibrierte, ein ohrenbetäubendes metallisches Tosen lag in der Luft, ja selbst die Konsolen vor ihm klirrten, als erschütterte ein Erdbeben die Festung. Das Grollen wurde immer lauter, der Ton immer höher, schmerzte auf den Zähnen.
Geistesgegenwärtig schaltete Tresk-Takuhn das akustische Abschirmfeld ein. Unverzüglich ebbte der Lärm ein wenig ab.
»Alles in Ordnung?«, fragte Tresk-Takuhn seine beiden Begleiter.
Beide nickten, obwohl Hisab die Hände auf die Ohröffnungen drückte. Die Soldaten außerhalb des Feldes hatten es nicht so gut getroffen. Sie hielten sich den Kopf oder wanden sich vor ihren Terminals auf dem Boden, aber Tresk-Takuhn konnte ihnen nicht helfen.
Als der Schutzschirm um Rayold I kollabierte, fielen die Werte der Energieskalen ins Bodenlose. Die schützende Blase riss auf wie das Schiebedach eines billigen Gleiters, und damit lag die topsidische Festung wie eine Schlachtplatte auf dem Präsentierteller vor dem Feind. Das Flaggschiff dieses Befehlsempfängers Novaal und eines der kleineren Schiffe stürzten wie Geier aus dem Omzrak-Gebirge auf den Mond herunter.
Reban-Terkh, mach endlich!
Die Hände des jungen Offiziers wirbelten über die Eingabefelder. Er versuchte, die Energie von den Geschützen auf die Schutzschirmprojektoren umzuleiten, aber seine Anstrengungen blieben erfolglos.
Tresk-Takuhn züngelte heftig. Die Luft in der Kommandozentrale war erfüllt von Gerüchen der Angst. Aber noch gab er nicht auf. Noch war ihre letzte Stunde nicht gekommen!
»Starten Sie den Schutzschirm neu!«, befahl er seinem Assistenten in der Hoffnung, so den Fehler wie bei einem altmodischen Kom zu beseitigen.
»Habe ich schon versucht!«, rief Reban-Terkh zurück. »Es bringt nichts.«
»Dann schalten Sie ...«, begann Tresk-Takuhn.
Das Hologramm der fülligen Topsiderin aus der Softwareabteilung schien Reban-Terkh und Tresk-Takuhn förmlich anzuspringen.
»Wir haben den Fehler!«, brüllte sie in dem verzweifelten Versuch, gegen das Chaos in der Zentrale anzuschreien.
»Was?«, brüllte Reban-Terkh zurück.
»Es gibt eine Rückkopplung der Energieversorgung mit dem Schutzschirm«, antwortete die Topsiderin.
»Schneller!«, rief Reban-Terkh. »Warum?«
»Die Strukturlücken. Wir konnten den Fehler nicht entdecken, weil wir den Schirm nie belastet ...«
»Dann gibt es ab jetzt keine Strukturlücken mehr!« Vor Reban-Terkh erschien ein Wust aus Kodezeilen in der Luft. Auf seine Handbewegungen hin scrollten die Symbole und Programmanweisungen wie Hexenwerk durch die Luft. Sie blieben stehen, wurden größer und leuchteten auf das dunkelbraun gewordene Gesicht des Assistenten. Eine lange Programmsequenz färbte er erst rot ein und ließ sie verschwinden, ehe er der Positronik den entscheidenden Befehl gab. »Schirm wieder aufbauen!«
Die Ortungsanzeige bewies, dass sich der Schutzschirm wie eine Kuppel über dieser Hälfte des Mondes schloss und damit auch über den beiden Schiffen der Naats.
»Wir haben sie!«, schrie Reban-Terkh.
Wie konnte Reban-Terkh so blauäugig sein? Tresk-Takuhn schauderte. »Feuer!«, rief er.
Lichtfinger stachen in den Weltraum. Die kreisförmige Öffnung des Schutzschirms raste auf den Punkt zu, an dem zuvor der zweite Frachter explodiert war ...
... und rammte den eigenen Schweren Kampfkreuzer KRI-TARON mittschiffs!
»Nein, nicht!« Hisab-Benkh stöhnte.
Über die Kommandokugel des Schiffes waberten Leuchterscheinungen. Riesige Blitze zuckten von der Kugel zu den
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