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PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

Titel: PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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Bettgestells gekrallt, falls der Schwerkraftvektor erneut in eine absonderliche Richtung zeigte. Er hasste es, zur Untätigkeit verdammt zu sein.
    Die Töne des Schiffes lockten ihn, wie es atmete, wie es bockend dem feindlichen Feuer auswich, wie seine Geschütze im Salventakt feuerten. Immer wieder erbebte der Rumpf des Schiffes, infernalische Geräusche drangen durch die Wände und den Fußboden.
    »Schutzschirm auf achtzig Prozent!«
    Rhodan starrte an die Decke, doch die Dunkelheit blieb undurchdringlich. Sie ließ ihn seine Isolation nur umso stärker spüren. Er musste hier raus!
    Novaal will nicht, dass du einen Tod ohne Ehre stirbst.
    Warum hatte Novaal ihn von den anderen Terranern getrennt? Um seiner Ehre willen? Oder weidete er sich insgeheim am Anblick seines Gefangenen, den er trotz fehlenden Lichts unschwer von Infrarotkameras filmen lassen konnte? Oder gingen die Naats gar so weit, dass sie einen ehrenvoll besiegten Gegner mit in den Tod nahmen, um ihrer verqueren Logik folgend damit dessen Ehre zu retten?
    Rhodan atmete scharf ein. Nichts wie raus hier! Wenn er noch lange hier eingesperrt blieb, wurde er noch wahnsinnig.
    Und wieder dieses Tong! Es machte ihn noch verrückt.
    Endlich, nach einer Zeitspanne, deren Länge er gar nicht abschätzen wollte, ging die Notbeleuchtung an und tauchte sein Wohnklo in düster flackerndes Rot.
    Es hielt ihn nicht länger auf dem Bett. Er musste etwas tun!
    Rhodan sprang auf und ging zu der Seite des Raumes, wo die Tür fugenlos in die Wand überging. Was hatte Toreead getan, nachdem er sich von ihm verabschiedet hatte? Damals war es ihm bedeutungslos erschienen, aber jetzt konnte es seine einzige Hoffnung sein, aus dieser Zelle auszubrechen. Im Geist spielte er die Szene durch und zermarterte sich das Hirn, ob er etwas übersehen hatte.
    Toreead hatte sich umgedreht, hatte ihm mit der Hand zugewinkt, das Schott war aufgegangen, und der Naat war auf den Gang hinausgetreten. Was konnte er ... Wie hatte er das Schott geöffnet? Über Funk vielleicht ... ein gesprochener Befehl? Nein, Rhodan hatte nichts gehört, es musste anders funktioniert haben ... Nur wie?
    Nochmals konzentrierte er sich: Toreead, der sich umdreht, der ihm mit der Hand zuwinkt ...
    Plötzlich hielt Rhodan inne.
    Das war es: Toreead hatte ihm gar nicht zugewinkt! Der Naat kannte diese menschliche Geste wahrscheinlich überhaupt nicht, aber – Sesam, öffne dich! – diese Geste hatte ihm das Schott geöffnet!
    Rhodan gab sich gar nicht erst der Versuchung hin, zu glauben, dass er nur mit der Hand vor dem verborgenen Sensor wedeln musste, und das Schott ging auf. Aber er konnte etwas anderes tun ...
    Er ging in die Hocke, sprang mit dem linken Fuß hoch, riss den rechten in die Höhe und trat mit dem Stiefel mit aller Gewalt gegen die Stelle, an der er die Verkleidung des Sensors vermutete. Die Wand gab nach, Kunststoff splitterte, und um ein Haar wäre er mit der Stiefelspitze in dem entstehenden Loch hängen geblieben.
    Die Landung verlief zwar etwas unsanft, aber den blauen Fleck auf dem Allerwertesten war das auf jeden Fall wert gewesen, was zum Vorschein kam: Ein Bündel von verdrillten Kabeln endete auf farbig kodierten Steckverbindern. Von dort führten mehrere Drähte zu einem knopfartigen Sensor, den er für die Kamera hielt.
    Wenn er jetzt nur die richtigen Kontakte kurzschließen konnte ... Ein loser Draht diente ihm als Kurzschlussbrücke, aber schon die Kombinationen auf dem ersten Block dauerten endlos, obwohl dieser nur sechzehn Kontakte besaß.
    118, 119, 120. Nichts rührte sich, kein noch so leiser Laut vom Schott, obwohl das bei dem Hintergrundpegel nicht so leicht zu erkennen war. Vor allem, es ging nicht auf. Wenigstens sprühten beim Berühren der Kontakte keine Funken.
    Rhodan wandte sich dem nächsten Block zu, der über 24 Anschlusspunkte verfügte – wieder vergeblich. Immer hastiger wurden seine Bewegungen, immer schneller führte er das zweite Ende des Drahtes über die Metallflächen – nichts.
    Nur wenn das Schiff getroffen wurde, wartete er, bis die Vibrationen so weit nachgelassen hatten, dass er spürte, wenn er von einem Kontakt zum nächsten rutschte.
    Tong!
    Der Schlag ließ seine Finger mit den Drahtenden von ihren Positionen abrutschen. Alles erschien ihm so sinnlos, aber sein eiserner Wille ließ ihn weitermachen.
    Da spürte er unvermittelt einen Windhauch, und eine vertraute Stimme fragte: »Kann ich dir behilflich sein, Perry?«

16.
    Angst macht kleine

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