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PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

Titel: PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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immer stürzten Bruchstücke des Schweren Kreuzers an der KEAT'ARK vorbei in Richtung Mond, wo sie in einem Umkreis von mehreren Kilometern entweder in die Topsiderfestung oder die graue Oberfläche einschlugen.
    Einige Fragmente sahen wie glühende Rettungskapseln aus. Einmal glaubte er sogar, durch die Explosionswolke hindurch eine schwer beschädigte Leka-Disk zu erkennen, die neben einem Gebäude der Echsen aufsetzte.
    Wunschdenken , schalt er sich. Diesem Inferno entkommt niemand. Oder etwa doch?
    Fing er etwa schon wie dieser Perry Rhodan und seine Menschen an, sich an Träumen festzuhalten? Zumindest bot seine KEAT'ARK kein besseres Bild als Rhodans TOSOMA, als diese über Gedt-Kemar abgestürzt war. Seltsam, dass die Mehandor und die Menschen den Planeten Snowman genannt hatten, nach der kugeligen Figur, die man bei einem bestimmten Lichteinfall auf der schneebedeckten Oberfläche ausmachen konnte.
    Auch er hatte fasziniert dieses unwirkliche Zerrbild eines Naats angestarrt, als die KEAT'ARK in der Nähe des uralten Schlachtschiffes niedergegangen war, um die Überlebenden des Absturzes zu bergen. Fast glaubte er, in der Laune der Natur so etwas wie ein Mahnmal zu erkennen, eine höhere Macht, die ihm zeigen wollte, wie klein er doch war.
    Novaal kniff die Augen zusammen und verfolgte den Flug eines Metallteils, das so groß war wie ein Gleiter, bis es in einer Staubwolke auf Rayold I zerplatzte.
    Angst macht kleine Augen.
    Unwillkürlich musste er an das naatische Sprichwort denken, das ihn von seinem ersten Tag als Rekrut in der arkonidischen Armee begleitet hatte. Der größte Schinder von allen, ein Ausbilder namens Pugaam, hatte ihnen den Spruch um die Köpfe geschlagen, während sie auf zwei gegenüberliegenden Hügeln ihre Stellungen gegraben hatten.
    Mit endlosen Wiederholungen von stupiden Arbeiten wollte er ihnen die Angst nehmen: »Zerlege hundertmal dein Gewehr, wechsle tausendmal das Energiemagazin, putze zehntausendmal die Laseroptik und hunderttausendmal die Latrine.« Und jedes Mal, wenn sie nicht schnell genug gewesen waren oder das gegrabene Loch nicht seinen Vorstellungen entsprochen hatte, hatte er die anstehende Moralpredigt mit diesen Worten abgeschlossen. Und dann hatte Pugaam sie, nur mit einem Spaten bewaffnet, vor die Karabiner der Feinddarsteller geschickt.
    »Ihr könnt euch ja zum Scheißen ein Loch graben, bevor ihr euch vor Angst in die Hose macht«, hatte er ihnen nachgerufen, während Novaal und seine Kameraden zitternd in die Finsternis des Trainingsgeländes hinausgerobbt waren.
    Aber er hatte keine Angst. Nicht hier und nicht heute. Pugaam hatte sie ihm in jenen mondlosen Nächten abtrainiert, wie man einem Booboo das Streunen abgewöhnte, indem man ihm ein standortkodiertes Elektroschockhalsband umlegte.
    Novaal atmete tief ein. In die mit Rauch gefüllte Luft mischte sich ein Brennen. Sie fühlte sich ungewohnt dünn an, was ihn noch tiefer atmen ließ. Bestürzt schielte er auf die Anzeigen im Halssaum seines Kampfanzugs.
    »Druckabfall«, plärrte es aus den Akustikfeldern der Zentrale. Die Positronik hatte es also auch schon bemerkt. »Helme schließen!«
    Er rollte langsam den Kopf nach hinten, als sich der zusammengefaltete Helm nach vorne stülpte und mit einem Zischen am Kragen der Montur luftdicht abschloss. Das Statusdisplay zeigte ihm, dass die Automatik des Anzugs ihren Träger ein paar Sekunden später ohnehin von selbst geschützt hätte.
    Ein Gleißen flutete über den großen Panoramaschirm, der die Mondoberfläche und ihre Bauten zeigte, gefolgt von einer schweren Erschütterung, die Novaal einige Zentimeter anhob und wieder in den Sessel drückte.
    Unter ihnen blitzte etwas auf der Mondoberfläche auf. Er spannte die Muskeln an, bereit für den nächsten Einschlag, aber der blieb aus. Stattdessen brandete eine Feuerlohe gegen eine durchsichtige Wand, die wie ein gebogenes Fenster wirkte. Über den Rand der Sphäre schwappten Plasmawolken, doch die Temperatursensoren an der Außenhülle der KEAT'ARK blieben im tolerierbaren Bereich.
    »Schutzschirm wieder zu zehn Prozent verfügbar«, meldete die säuselnde weibliche Arkonidenstimme. Aber im Moment war er froh, dass noch ein paar Schutzschirmprojektoren heil geblieben waren und sein Schiff nicht ganz ungeschützt den feindlichen Kanonen ausgesetzt war.
    Sein Schiff! Die einst so stolze KEAT'ARK, die ihm an die Herzen gewachsen war, war nur mehr ein Wrack, das kein einziges Lichtjahr mehr fliegen würde.

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