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PR NEO 0035 – Geister des Krieges

PR NEO 0035 – Geister des Krieges

Titel: PR NEO 0035 – Geister des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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fremde Hilfe die Mägen zu entleeren.
    Der Sieg gegen den Schuppenkama hatte keinen Helden aus ihm gemacht, fand Novaal damals, sondern einen Feigling. Jemanden, dem der Mut fehlte, die begonnene Arbeit des Raubtiers fortzusetzen und seine unwürdig gewordene Existenz eigenhändig zu beenden.
    Sollte Novaal Rayold I überleben, würden weitere Rayolds kommen. Bis auch er ein sabberndes Häuflein Elend war. Oder starb.
    Aktion und Reaktion, einer fraß den anderen. Gewalt wiederholte sich. Und warum?
    Was zögerst du noch?, tadelte Grek 691 in seinem Kopf. Geh mit dem Jungen, Novaal! Lass die Feinde, die dein Schiff vom Himmel holten, deinen Zorn spüren. Zeig ihnen, dass du noch lebst und sie dich nicht stoppen konnten.
    Inkmoon streckte den Arm aus und legte Novaal die Hand auf die Schulter des Kampfanzuges. Dann brachte er seinen Helm ganz dicht an den des Reekha, und plötzlich konnten sie einander in die Augen sehen. Inkmoons waren von Blut durchzogen. »Es ist die Art der Naats«, wiederholte der Junge eindringlich.
    »Unsere Chancen sind lächerlich gering«, warf Novaal ein.
    Entschlossenheit lag in Inkmoons Blick. »Mag sein, aber was bleibt uns für eine Wahl?«
    Novaal schluckte, dachte an Sayoaard und Schuppenkamas. »Ja«, murmelte er. »Bleibt uns eine?«
    Dann brachen sie auf.

9.
    Vom Sinn des Niederen
     
    Das Höhere gibt dem Niederen Sinn. Das Höhere gibt dem Niederen Sinn. Das Höhere gibt dem Niederen Sinn.
    Reban-Terkh wiederholte den Satz in Gedanken, als hinge sein Leben davon ab. Er war sein Anker geworden, ein irrationaler Halt in einer Welt, die nur mehr aus Chaos bestand. Denn rings um ihn regierte der Tod.
    »Gruppe zwei vor; Gruppe eins, drei und vier weiter nach rechts. Trollan-Buhl, bringen Sie Ihre Männer auf die Rückseite des Kraftwerks und verstärken Sie dort unsere Präsenz. Jetzt, verdammt!«
    Reban-Terkh hatte Angst. Wenn er den Kopf hob und um den breiten Felsbrocken lugte, der ihm gerade Deckung gab, sah er Kegelroboter über die Oberfläche von Rayold I ziehen, Naats wüten und seine eigenen Leute in wildeste Kämpfe gegen diese verstrickt. Orangegelbes Strahlerlicht blitzte auf. Soldaten, kaum mehr als Schemen im Dämmerlicht, fielen getroffen zu Boden oder lösten sich in der Wucht der auf sie niederfahrenden Entladungen binnen eines einzigen, grauenvollen Sekundenbruchteils in ihre Atome auf.
    Fester Fels schmolz zu glühend heißem Matsch, wann immer eine besonders starke Salve auf ihn traf, und verätzte die Gliedmaßen der Unglücklichen, die sich gerade in direkter Nähe befanden. Thermostrahlen rissen Schutzanzüge auf, bohrten klaffende Löcher in Helmvisiere und ließen die geblendeten und getroffenen Träger elend ersticken. Und hinter all der Zerstörung ragte das sekundäre Kraftwerk aus dem Boden.
    Nur der Eingang und die Verteilerstelle waren überirdisch. Das wusste Reban-Terkh, obwohl er noch nie hier gewesen war. Der Großteil der Anlage – die zahlreichen Generatoren und Relais, die Positronik und leider auch die Waffenkammer – befand sich im Inneren des Mondbrockens. Das hatte strategische Gründe und erwies sich in diesen Minuten als wahrer Segen.
    Denn die Naats waren bereits vor Ort gewesen, als Tresk-Takuhn mit seiner Gegenwehr eintraf.
    Reban-Terkh wusste nicht genau, wo sich wessen Soldaten gerade aufhielten. Gut ein Dutzend Naats, so glaubte er gezählt zu haben, trieben sich auf dem Gelände des Kraftwerks herum. Alle schienen bewaffnet zu sein. Dazu kamen mehr Roboter, als er bislang überblickte. Woher die Überlebenden der KEAT'ARK die Position der Anlage überhaupt kannten, vermochte er nicht zu sagen. Sie waren hier, das allein zählte.
    Tresk-Takuhn, Hisab-Benkh und die anderen gaben alles. Der Festungskommandant hatte nur eine Basisbesatzung in der Zentrale zurückgelassen. Jeder andere Mann, der nicht unmittelbar an der Front um die Festung selbst stationiert war, war auf seinen Befehl hier und stritt um die Energie, die den Schirm speiste und den imperialen Verband abwehrte. Reban-Terkh dachte an den Beschuss, als die schützende Blase abgeschaltet gewesen und Rayold I auf den Präsentierteller geraten war. Es hatte nicht viel gefehlt, und die Festung wäre gefallen. Das durfte sich nicht wiederholen. Eine zweite Situation wie sie hielt Rayold I nicht aus.
    Zwischen der Festung und der sekundären Generatorenbatterie lag keine große Distanz. Wenn Reban-Terkh sich anstrengte, glaubte er weitere Gefechtsblitze in der Ferne zu sehen.

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