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PR NEO 0035 – Geister des Krieges

PR NEO 0035 – Geister des Krieges

Titel: PR NEO 0035 – Geister des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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nicht gänzlich. Er wurde aus diesen Menschen nicht schlau. Wie hatten sie überhaupt entkommen können? Seit er von ihrer Flucht wusste, hatte er sämtliche bordinternen Sicherheitsvorkehrungen gründlich überprüfen und sogar verstärken lassen sowie zusätzliche Wachen abgestellt. Dennoch hatte er nirgends eine Schwachstelle oder gar Fehlfunktion gefunden. Diese Flucht, wenngleich den Menschen ganz offensichtlich gelungen , war schlicht unmöglich.
    »Gut gemacht, Toreead. Ich schätze, Sie wissen, wie Sie mit ihnen zu verfahren haben.«
    Toreead senkte den Blick. Sein schmaler Mund zuckte. »Selbstverständlich, Tirkassul. Ich mache mich sofort auf den Weg. Wir dürften in wenigen Minuten bei Ihnen eintreffen.«
    Was? Tirkassuls Mägen schmerzten unangenehm, als zögen sie sich zusammen. »Bei mir? Haben Sie den Verstand verloren, Toreead? Was soll ich mit diesen Gefangenen in der Zentrale? Exekutieren Sie sie, verstanden? Richten Sie sie für ihre Taten!«
    Tirkassul hatte nicht laut werden wollen, doch dieser Toreead war ihm ein steter Quell von Rätseln. Tirkassul wusste schlicht nicht, wie er mit ihm umgehen sollte. Als Vertrauter des gefallenen Novaal war Toreead im Grunde unantastbar und verdiente Respekt. Manche seiner Handlungen verleiteten allerdings zu ganz gegenteiligen Reaktionen. Was hatte der Reekha nur an ihm gefunden? Warum hatte Novaal ausgerechnet Toreead als Diener gewählt? Sosehr Tirkassul auch nachdachte, fand er keine zufriedenstellenden Antworten auf diese Fragen.
    Toreead zögerte. »Ich fürchte, das wäre unklug, Tirkassul«, sagte er vorsichtig. »Die Menschen sind unserer Kontrolle entwischt. Bevor wir sie dafür strafen, sollten wir in Erfahrung bringen, wie ihnen das gelungen ist. Damit wir lernen.«
    Die Menschen – das nächste Rätsel. Ganz abgesehen von der Handvoll, die Toreead aktuell bewachte, befanden sich noch mehrere Hundert Vertreter dieser Spezies in der Gewalt der Naats. Novaal selbst hatte sie auf den Schlachtkreuzer bringen lassen. Zu welchem Zweck? Erfüllten sie irgendeinen Nutzen, von dem Tirkassul nichts ahnte? Momentan hielten Kraftfelder sie in Schach, saßen sie in den Hangars fest und warteten auf ein Schicksal, das sie nicht kannten.
    Es gibt nur einen Grund für Novaals Verhalten, dachte Tirkassul. Der Reekha hatte die Menschen hergeholt, um sie vor Schlimmerem zu bewahren. Er hatte sie schützen wollen und befürchtet, sie seien nur in seiner persönlichen Obhut sicher. Andernfalls hätte er sie ja auch mühelos auf der Mehandor-Station KE-MATLON zurücklassen und arrangieren können, dass ein anderer Raumer des Großen Imperiums sie aufsammelte und wegbrachte. Aber nein, er hatte sie in seiner Nähe gewollt.
    Welchen Nutzen hatte er sich von diesen behaarten und überwiegend blasshäutigen Bewohnern der Erde versprochen? Tirkassul zerbrach sich vergeblich den Kopf.
    »Tirkassul?«
    Er blinzelte, fand zurück in die Wirklichkeit und schaute Toreead wütend an. »Zwei Sachen, Toreead«, sagte er und hob die Rechte, um an seinen Fingern mitzuzählen. »Erstens haben diese Menschen einen unserer Soldaten getötet. Das allein verleidet es mir, über Gebühr Hirnschmalz auf sie zu verschwenden. Zweitens haben wir momentan immens wichtigere Dinge zu erledigen, als Gefangene zu verhören. Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben sollten: Wir fliegen einen Angriff!«
    »Aber ...«
    »Kein Aber!« Es tat gut, diesen sturen Felslandnaat endlich einmal ins Lot stellen zu dürfen. Tirkassul genoss den Moment, auch wenn er aus Zorn geboren war. »Mein Befehl war unmissverständlich. Ich erwarte, dass er auch entsprechend befolgt wird. Sofort, Toreead!« Er trennte die Verbindung, ohne auf eine weitere Erwiderung zu warten.
    Einen Sekundenbruchteil später erbebte das Schiff! Hart prallte Tirkassul gegen die Arbeitsstation, vor der er stand. Dann sah er sich um. »Bericht!«
    Kurz schien es, als wolle das Beben nie mehr enden. Manche Holos erloschen.
    Dann verging das Chaos. Die Andruckabsorber kamen ihm endlich bei.
    Das war kein Treffer, begriff Tirkassul. Treffer fühlten sich anders an. Treffer hinterließen bleibende Spuren.
    »Neunundvierzig topsidische Kampfraumer im direkten Anflug auf Rayold I«, meldete die Stimme der arkonidischen Bordpositronik.
    Tirkassul wirbelte herum. » Was? «
    Die Ortung bestätigte die schockierenden Angaben. »Was wir eben spürten, war kein Angriff, Kommandant«, sagte der Offizier. »Sondern eine Strukturerschütterung,

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