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PR NEO 0035 – Geister des Krieges

PR NEO 0035 – Geister des Krieges

Titel: PR NEO 0035 – Geister des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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...«
    »Tot?« Der junge Naat lachte leise und ließ von ihm ab. »Das hätten diese schuppigen Kerle wohl gern.«
    »Die HONUNT«, sagte er. »Rayold I hat sie vom Himmel geholt. Impulskanonen. Ihr seid vernichtet worden – durch die Trümmer eines Topsiderschiffes, die euch zu nahe kamen!« Er merkte kaum, dass er den Jungen plötzlich duzte. Es kümmerte ihn nicht. Es schien richtig.
    »Nur weil ein Schiff abstürzt und am Mondboden ausbrennt, heißt das nicht, dass in ihm nicht noch jemand lebt«, erwiderte Inkmoon, und Novaal hörte den bitteren Schalk in seiner Stimme. Offenbar war dem Naat, der ihn so sehr an seinen eigenen Sohn erinnerte, dass er den Topsidern Rache für sein Schicksal geschworen hatte, nicht entgangen, was aus der KEAT'ARK geworden war.
    »Inkmoon«, murmelte Novaal. Fassungslos schüttelte er den Kopf, doch die Erkenntnis setzte sich allmählich in ihm fest. Der Junge lebte.
    Auch dessen Anzug war ramponiert. Nun, da Novaal sich darauf konzentrierte, hörte er, wie schwer und pfeifend der junge Naat atmete. Was immer ihm widerfahren war, es hatte Spuren hinterlassen.
    »Ich habe gedacht, ich sei der einzige Überlebende«, sagte Inkmoon. Leise berichtete er, wie er sich aus den Trümmern seines Schiffes gerettet hatte. Sein Ziel sei die Festung gewesen. Dort habe er beenden wollen, was im All begonnen hatte.
    »Und daran hat sich nichts geändert. Ich gehe nach wie vor zu den Echsen, Novaal. Und wenn ich sie erreiche, dann kann ihnen kein Despot dieser und aller anderen Welten mehr helfen, hören Sie? Keiner!«
    Der Hass, der aus Inkmoons Worten troff wie Blut aus dem Leib eines im Kal'zhochras Verwundeten, nahm zu, je länger er sprach. Novaal kannte den Tonfall gut: Inkmoon befand sich im Rausch und gierte danach, sich seinen Gegnern zu stellen und sie zu vernichten.
    Noch vor einer Stunde hatte er genauso empfunden. Doch das schien lange her.
    »Begleiten Sie mich, Reekha!«, forderte Inkmoon ihn auf. »Lassen Sie uns gemeinsam gegen die Echsen ziehen und sie töten – oder beim Versuch glorreich sterben. So, wie es uns als Naats gebührt.«
    Die Euphorie im Tonfall des Jungen fuhr Novaal bis ins Mark. Aber nicht, weil sie ihn ansteckte. Novaal erschrak. Er erkannte sich selbst kaum wieder.
    Geschichte wiederholt sich, entsann er sich Greks Worten, und mit einem Mal waren die Bilder wieder da. Novaal sah die Fronterfahrungen des Datengeistes vor sich, als hätte er sie selbst erlebt, nur dass es diesmal nicht das Schiff des Maahks war, das von den Stickstoffern vom Himmel geholt wurde, um auf Rayold I zu zerschellen, sondern die HONUNT. Und Grek 691 war Inkmoon, war Novaal, war Sayoaard. Der Sohn, der sich in Sergh da Teffrons Gewalt befand.
    Du musst Abschied nehmen, hörte Novaal Sayoaards Stimme wieder, Erinnerung an ihr letztes Gespräch. Du wirst frei sein.
    Er schluckte. Frei sein – das war man doch nur im Tod. Oder?
    »Novaal«, drängte Inkmoon. »Worauf warten Sie? Ich glaube, ich kenne den Weg zur Festung. Der Großteil von ihr befindet sich unterirdisch, aber ich habe sie entdeckt. Kurz bevor die HONUNT vom Himmel stürzte, fingen unsere Orter eine spezielle Energiesignatur auf. Unserer Vermutung nach geht sie auf die Zentrale der Festung zurück. Denken Sie nur, was zwei zu allem entschlossene Naats wie wir dort anrichten könnten, Reekha!« Inkmoon hustete. »Lassen Sie uns dem Feind ins Gesicht sehen. So, wie es die Art der Naats ist.«
    Er hat recht, Novaal , stimmte Grek 691 dem jungen Naat zu. Inkmoons vom Rausch gefärbte Worte, scharf wie die Klingen eines blutgetränkten Nataks, schienen den Datengeist gepackt zu haben und die alten Soldateninstinkte in ihm zu wecken. Unterschätze nicht das Überraschungsmoment.
    Nachdenklich zog Novaal den Tarkanchar aus der Tasche. Sternenlicht spiegelte sich auf seiner glatten Oberfläche.
    »Was haben Sie da, Reekha?«
    Novaal hörte den Eifer in Inkmoons Stimme. Es betrübte ihn, den Rausch des Jungen nicht teilen zu können, doch gleichzeitig wollte er es auch nicht. Das Bild Sayoaards ging ihm nicht aus dem Sinn.
    Geschichte wiederholt sich, dachte er. Sergh da Teffron entführt Sayoaard und erpresst mich, damit ich gegen Rayold I ziehe und im Namen der Arkoniden Zerstörung bringe. Die Stickstoffer vernichten die Maahks, um das Khaltrun-System zu erobern. Die Topsider schießen die Naats vom Himmel. Die Überlebenden der KEAT'ARK werfen sich mit aller verbliebenen Kraft gegen die Echsen, koste es sie auch das Leben.

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