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PR NEO 0035 – Geister des Krieges

PR NEO 0035 – Geister des Krieges

Titel: PR NEO 0035 – Geister des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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Auch die Schlacht vor der Festung selbst war noch in vollem Gange.
    Der junge Adjutant schloss die Rechte fester um den Griff seiner Waffe und atmete tief durch. Seine Zunge entzog sich längst seiner Kontrolle, zuckte und zitterte so unbeherrscht wie sein Echsenschwanz.
    Das leise Surren in seinem Rücken registrierte er erst, als es fast zu spät war.
    Reban-Terkh drehte sich um und riss die Waffe hoch, doch vor Schreck entglitt ihm der Strahler aus den zitternden Klauen, landete auf dem kargen Mondboden und rutschte einige Handbreit weit die Kratersenke hinab – zu weit.
    Der Waffenarm des Roboters zeigte auf ihn. Todbringende Energie lauerte. Reban-Terkh schloss die Augen. Dann hörte er den Knall.
    Erst als der Schmerz ausblieb, wagte er einen Blick. Der kegelförmige Roboter trudelte. Er feuerte zwar, doch seine Strahlen blitzten nun ungezielt durch die ewige Dämmerung. Auch seine tentakelartigen Extremitäten schlugen ziellos umher.
    »Hisab-Benkh!« Staunend schwankte der junge Adjutant einen Schritt voraus.
    Hisab-Benkh war gerade noch rechtzeitig gekommen. Jeder Schuss, den er aus seiner Deckung einige Meter weiter rechts abgab, traf den Roboter.
    Fassungslos sah der Adjutant dem ungleichen Kampf zu. Normalerweise, das wusste er, hätte der Archäologe keine Minute gegen dieses metallene Ungetüm überlebt. Dieses Wissen raubte Reban-Terkh nun den Mut, selbst ins Geschehen einzugreifen.
    »Bericht, Gruppe drei!«, erklang Tresk-Takuhns vom Funk getragene Stimme in seinem Helm, doch der Kampf, den der Kommandant focht, wirkte mit einem Mal wieder unendlich weit entfernt. Reban-Terkh hatte nur noch Augen für das Geschehen unmittelbar vor ihm. Er war viel zu überfordert und eingeschüchtert, um sich nach den anderen umzudrehen.
    Der Roboter explodierte. Die Druckwelle riss Hisab-Benkh ein paar Meter zurück – direkt vor die Füße eines Naats.
    Nein! Der junge Adjutant handelte, ohne nachzudenken. Für einen einzigen Moment fiel die Panik, die ihn lähmte, von ihm ab. Nicht Mut, sondern nackte Sturheit befreite ihn aus dem Verlies der Angst.
    Der Naat war nur kurz überrascht. Er richtete seinen Thermostrahler auf den rücklings vor ihm Liegenden.
    Hisab-Benkh war noch vom Sturz benommen. Abwehrend hob er die Hände, konnte dem Schuppenlosen nichts entgegensetzen.
    Und Reban-Terkh griff nach dem Strahler. Er hob die Waffe vom Kraterboden auf, zielte und feuerte – alles in einer einzigen, geschmeidigen Bewegung. Kein fragender Blick zur Statusanzeige des Energiemagazins, keine Unsicherheit in den Gedanken, kein Zittern des Waffenarms.
    Der Schuss traf den Naat mitten auf der Brust. Der Gegner fiel, ohne selbst abgedrückt zu haben.
    Reban-Terkh rannte zu Hisab-Benkh. Der Archäologe richtete sich langsam auf und drehte den behelmten Kopf zu Reban-Terkh. »Danke, Schlüpfling«, keuchte er hörbar mitgenommen. »Mir scheint, jetzt sind wir quitt.«
    Tresk-Takuhns Adjutant sah auf die Waffe in seiner Hand, dann auf den Toten. Ein dunkles Loch prangte in der Brust des Naats. Verschmortes Fleisch. Plötzlich spürte Reban-Terkh Hisab-Benkhs Hand auf der Schulter.
    »So ist der Krieg, Kleiner«, raunte der Wissenschaftler verständnisvoll und bedauernd. »Fressen oder gefressen werden.« Dann nickte er in Richtung des Kraftwerks, das vielleicht fünfzig Schritt von ihrer aktuellen Position entfernt lag. »Lass uns gehen, einverstanden? Tresk-Takuhn braucht uns.«
    Reban-Terkh sagte nichts, ließ sich aber führen.
     
    »Gruppe zwei: sicher.«
    »Gruppe drei: sicher.«
    »Gruppe vier: sicher.«
    Tresk-Takuhn hörte die Statusmeldungen der anderen und atmete tief durch. Es war vorbei. Langsam ließ der Kommandant seinen Blick über die unmittelbare Umgebung des sekundären Energiekraftwerks schweifen. Das Gelände war zum Leichenfeld geworden. Überall Leichen und Zerstörung, überall Schrott. Es gab keine Gefangenen. Ob die Naats an ein Jenseits glaubten?
    »Verstanden«, erwiderte Tresk-Takuhn über Helmfunk. Mehr fiel ihm beim besten Willen nicht ein.
    Hisab-Benkh trat neben ihn. Schwarze Striemen zierten den Kampfanzug des Archäologen. »Gute Arbeit.«
    Tresk-Takuhn winkte ab. Wurde auch Zeit, dachte er grimmig und blickte zum Himmel. Jenseits des Schutzschirms schwebte nach wie vor Arkons Schiffsverband. Die Schlacht war gewonnen, nicht der Krieg. Die Zukunft war noch formbar.
    »Und was jetzt?« Das war Reban-Terkh. Der junge Offizier hatte Tresk-Takuhn überrascht. Anfangs hatte er ihn kaum gesehen,

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