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PR NEO 0035 – Geister des Krieges

PR NEO 0035 – Geister des Krieges

Titel: PR NEO 0035 – Geister des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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Inkmoon eilt zur Festung, als könne er im Alleingang die Besatzung ihrer Zentrale töten. Wo er auch hinsah, fand er Gewalt. Aktionen führten zu Reaktionen, und in diesem Spiel schien ein jeder aggressiv zu agieren.
    Warum? Weil das der natürliche Zustand der Dinge war? Novaal wusste selbstverständlich, dass man sich das Recht zu leben verdienen musste. Man hatte Stärke zu beweisen, wieder und wieder, andernfalls sortierte das Leben einen schnell aus. Daran war nichts ehrenrührig, ganz im Gegenteil. So war es immer gewesen. So war es normal.
    Aber wo lag der Sinn? Ein Naat fürchtete den Tod nicht, aber hieß das zwingend, dass er ihn nicht hinterfragte?
    »Reekha?«
    »Das ist ein ...« Novaal winkte ab. »Ein Trümmerstück der KEAT'ARK, nichts weiter. Ich nahm es mit, als Erinnerung.« Das war Unfug, aber es würde genügen. Ihm stand nicht der Sinn danach, einem im Blutrausch steckenden Inkmoon das Wesen des Tarkanchar zu erläutern – und erst recht nicht die Lawine an Überlegungen, die Grek 691 und Inkmoons eigener Bericht in ihm, Novaal, losgetreten hatten.
    Novaal dachte an seine Begegnung mit Rhodan, dem stolzen Menschen, den sie auf der KEAT'ARK gefangen gehabt hatten. Damals in der Verladekammer hatte Novaal extra den Helm der Ehrenhaften Siege getragen, den mit den kristallgolden schimmernden Lamellen, weil er geglaubt hatte, Rhodan so zu beeindrucken. Weil er an die Rechtmäßigkeit seines Tuns geglaubt hatte.
    Aber konnte er das noch? Wäre der Sieg, nach dem Inkmoon und sogar Grek 691 so drängten, tatsächlich ein ehrenvoller?
    Wofür kämpfen wir hier eigentlich?, fragte er sich. Und warum? Welchen Groll hegte er – er persönlich, nicht die Arkoniden – gegen die Topsider? Hatten ihm die Echsen den Sohn genommen? Zwangen die Echsen ihn in die Schlacht? Nein. Novaal bezweifelte, dass die schuppigen Lakaien des Despoten ihm auch nur gefährlich werden könnten, würden er und seine Mannschaften sie nicht gerade kriegerisch angehen.
    Doch Arkon sagte: »Nieder mit Rayold I!«, und ein Naat hörte auf seine Befehle. Ein Naat lebte erst im Kampf richtig auf. Insbesondere einer, der erpresst wurde ...
    Er würde auf Rayold I sterben. Daran hatte Novaal nie wirkliche Zweifel gehegt. Ob an Bord der kämpfenden Schiffe jenseits des Energieschirms, im Duell in den Gesteinsspalten und Kratern der Oberfläche oder an der Seite Inkmoons beim zum Scheitern verurteilten Versuch, die Zentrale zu erobern – am Ende jedweder Aktion stünde sein Tod.
    So ist der Tod, Novaal, hatte der Datengeist berichtet. Er besteht aus Bedauern, Schmerz und unbeantworteten Fragen.
    »Ich habe Fragen«, murmelte Novaal und merkte erst hinterher, dass er den Gedanken laut ausgesprochen hatte.
    »Was?«, fragte Inkmoon prompt. Der Junge wusste nichts von dem Sandsturm aus Gedanken und Gefühlen, der in Novaals Innerem tobte. »Reekha, was reden Sie da? Wir müssen doch ...«
    Novaal hob die Hand und schüttelte gleichzeitig den behelmten Schädel. »Inkmoon ... was du da vorschlägst, ist ehrenvoll, aber unmöglich. Wir beide ... wir allein würden die Konfrontation mit den Topsidern niemals gewinnen. Selbst wenn wir es in die Zentrale dieser Festung schafften, wäre uns deren Besatzung schon zahlenmäßig überlegen.«
    Unglauben mischte sich in den Tonfall des Jüngeren. »Es ist die Art der Naats, Novaal!«
    Ja, das ist es, dachte der Reekha. Genau da lag das Problem, nicht wahr? Angenommen, sie beide überlebten diesen Wahnsinn hier draußen im Nichts – was dann? Welchen Zweck hätte der Sieg? Nicht für Arkon, sondern für sie, die Krieger? Was erwüchse ihnen daraus? Ein neuer Wahnsinn. Arkon wird mich in weitere Schlachten schicken, so lange, bis ich nicht mehr kann. Dann nimmt ein anderer meinen Platz ein. Denn Geschichte wiederholt sich.
    In seiner Jugend hatte Novaal einmal einen Mann gesehen, der in die Wüste gegangen und auf einen der gefährlichen Schuppenkamas gestoßen war. Das wilde Tier hatte ihn beinahe zerfleischt, und es war einem Wunder gleichgekommen, dass er überlebt und es zurück in die Zivilisation geschafft hatte. Die Naats hatten ihn daraufhin ob seiner Ausdauer und Stärke gefeiert. Als Novaal seiner ansichtig wurde, hatte er aber keinen Helden gesehen, keinen ehrenvollen Sieger, sondern einen Geschlagenen. Einen Krüppel. Einen Haufen Elend, der sich füttern lassen musste, der im Schlaf schrie und wild um sich schlug und tags darauf nicht einmal mehr in der Lage gewesen war, sich ohne

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