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PR NEO 0035 – Geister des Krieges

PR NEO 0035 – Geister des Krieges

Titel: PR NEO 0035 – Geister des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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gewissermaßen die Bugwelle einer gewaltigen Transition. Die neunundvierzig Raumer sind nahezu synchron hier aufgetaucht.«
    Bugwelle? Tirkassul schluckte trocken. Wohl eher Flutwelle .
    Neunundvierzig Schiffe. »Schirme verstärken!«, befahl er heiser. »Waffenmeister, wie sind wir bestückt?«
    Der Naat an der Waffenstation betete den aktuellen Leistungsstand herunter. Unter normalen Umständen hätte die Aufzählung Wohlwollen und Zuversicht in Tirkassul geweckt. Nun, da er sie hörte, fand er in ihr jedoch kaum wahre Beruhigung. Neunundvierzig Schiffe.
    Hab ich's nicht gewusst?, ärgerte er sich. Megh-Takarr konnte diese Schlacht nicht unbeeinflusst enden lassen – denn so hätte er sie verloren.
    »Schätze, wir erleben gerade das letzte Aufgebot des Despotats«, murmelte er atemlos. »Und unseren Untergang.«
    Das nächste Beben, das die ITAK'TYLAM ergriff, würde von feindlichem Feuer herrühren. So viel war klar. Und es würde bald kommen.
    Statusmeldungen trafen ein, kamen von überall her, aus den einzelnen Schiffsabteilungen und vom Rest des Verbands. Niemand schien allzu großen Schaden genommen zu haben – noch nicht –, aber Tirkassul hörte kaum hin. Ein paar wenige, schändliche Sekunden lang ergab er sich dem Gefühl der Niederlage.
    Erste Schiffe eröffneten das Feuer, scheiterten aber an den Schirmen der Topsider. Die Echsen erwiderten den Angriff nicht. Bislang. Sie hatten es auch nicht nötig, sagte ihre schiere Anwesenheit doch schon mehr als genug.
    Dann – kaum mehr als eine Minute nach dem Erscheinen der topsidischen Nachhut – sah der Funker erneut staunend zu Tirkassul. »Wir werden gerufen, Tirkassul.«
    Und ich ahne auch, von wem. Er straffte sich. Wie wappnete man sich gegen etwas, das unvermeidbar schien, an das man vor wenigen Momenten allerdings noch gar nicht gedacht hatte? »Das muss der Kommandant des neuen Verbandes sein«, sagte er – unnötigerweise, denn die Mienen seiner Kollegen bestätigten ihm, dass sie Gleiches vermuteten. Er ruft uns, um unsere Kapitulation entgegenzunehmen. Ich an seiner Stelle würde kaum anders handeln.
    Nur dass Tirkassul keine Kapitulation beabsichtigte. Durchaus vorstellbar, dass die Echsen die besiegten Naats am Leben ließen – zumindest die Führungsriege. Aber was für ein Leben wäre das? Entehrt und unfrei, besiegt und auf Gedeih und Verderb dem Willen Topsids unterworfen. Das war nicht die Zukunft, die Tirkassul sich vorstellte. Und es war auch nichts, was er seiner Besatzung zumuten würde. Ein Naat in Gefangenschaft war ein Naat, der unterlegen war; und nur die Starken, die Sieger, hatten ein Recht auf Existenz. Daheim in den Wüsten wusste das jedes Kind – schon lange, bevor es die Großen Gruben verließ und seine »Jagdzeit« begann.
    Das Despotat hatte keine Chance gegen die Übermacht Arkons. Die ITAK'TYLAM mochte diese Schlacht verlieren, und die plötzliche Präsenz der neunundvierzig neuen Schiffe schien dies zu garantieren, aber langfristig gesehen kämpfte Megh-Takarr auf verlorenem Posten. Das Imperium war zu stark für ihn. Arkoniden handelten weise und gezielt. Sie kannten kein Scheitern, irrten sich nie.
    Arkons Schiffe würden Topsid erreichen. Vielleicht noch nicht heute, aber bald. Sie würden das Reich des Despoten verheeren, die Echsen den gerechten Zorn Arkons spüren lassen. Und dann?
    Angenommen, wir kapitulieren hier. Angenommen, Topsid tötet uns nicht, sondern nimmt uns gefangen. Angenommen, einige von uns überleben in dieser Gefangenschaft sogar Topsids Untergang und werden dann von der imperialen Nachhut gefunden. Was wird passieren? Tirkassul schüttelte leicht den Kopf. Die Frage war rein rhetorisch. Man würde uns als Deserteure hinrichten. Ohne jeden Zweifel. Und das mit Recht.
    Naats ließen sich nicht einfangen. Naats scheiterten nicht und atmeten danach weiter. Das Natak hatte nicht grundlos zwei scharfe Klingen, oder?
    Verlierer hatten ihr Leben verwirkt. Verlierer traten ab.
    »Bereiten Sie die Selbstzerstörung der ITAK'TYLAM vor«, raunte Tirkassul dem Offizier zu, der ihm am nächsten stand. »Auf mein Kommando geben Sie der Bordpositronik den entsprechenden Befehl, verstanden? Dann steuern wir unser Schiff direkt in die topsidischen Reihen – und reißen so viele von ihnen mit in den Tod, wie wir können!«
    Der Mann machte große Augen, nickte aber umgehend. Tirkassul spürte, dass er verstand.
    »Stellen Sie den Ruf des Echsenverbands durch!«, wandte sich Tirkassul dann an den

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