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PR NEO 0035 – Geister des Krieges

PR NEO 0035 – Geister des Krieges

Titel: PR NEO 0035 – Geister des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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Wartenden. »Lassen Sie uns hören, was sie uns zu sagen haben!«
    Schweigend führte der Kommunikationsoffizier den Befehl aus. Die Augen aller Anwesenden richteten sich auf die Stelle, an der das Holo des Anrufenden erscheinen würde. Doch als es endlich entstand, sah Tirkassul nicht in das Gesicht eines Topsiders.
    Der Befehlshaber der neunundvierzig Schiffe war ein Arkonide!

10.
    Die Weisheit von Lemmingen
     
    Das Metall war so kalt, dass es schmerzte, und stank erbärmlich. Reban-Terkh begrüßte beides, genoss es, bewies es ihm doch, dass er lebte. Mit geschlossenen Augen saß er da und lehnte seine Stirn gegen die metallene Wand. Er spürte die Vibrationen, die vom Antrieb ausgingen und durch den gesamten Gleiter zogen. Er hörte die leisen Gespräche der anderen, die wie er die Schlacht um das Sekundärkraftwerk überlebt hatten. Doch er hörte all das nur nebenbei, denn in seinem Geist war kaum noch Platz für äußere Eindrücke. Da war nur der vergangene Kampf.
    Es war knapp gewesen – so knapp wie nie zuvor. Und das, begriff der junge Adjutant, hinterließ Spuren in ihm. Reban-Terkh fühlte sich, als habe er das Schlachtfeld, auf das Tresk-Takuhn ihn geführt hatte, noch immer nicht verlassen. Hinter seinen Lidern sah er die blutrünstigen Naats, als stünde er ihnen nach wie vor direkt gegenüber, sah die strengen Züge ihrer schuppenlosen Gesichter. Und er sah den kegelförmigen Kampfroboter, der ihn beinahe getötet hätte.
    Blinzelnd öffnete er die Augen, als könne er die arkonidische Maschine so aus seinem Geist vertreiben, doch die Eindrücke vergingen nicht. Reban-Terkh schaute an sich hinab. Fremdes, getrocknetes Blut klebte an seinen Handschuhen und auf dem Visier des Helms, der in seinem Schoß lag.
    Neun Personen, Reban-Terkh eingerechnet, saßen in der Mannschaftskabine des Truppentransporters. Es war eine rechteckige schmucklose Kiste mit nackten Wänden, einem mit schwarzem Gummibelag bedeckten Boden und unbequemen Sitzbänken, deren fehlkonstruierte Gurte einem den Echsenschwanz abschnürten, wenn man nicht aufpasste. Zu diesen neun kamen drei weitere im Cockpit: Tresk-Takuhn, Hisab-Benkh und ein Navigator, dessen Namen Reban-Terkh nicht kannte. neun von neunzehn, die aus der Festung aufgebrochen waren.
    Tresk-Takuhn hatte gesagt, dies sei ein gutes Ergebnis. Angesichts der wie entfesselt vorgegangenen Naats hätten weitaus mehr Opfer beklagt werden können. Entsprechend froh, so der Kommandant weiter, sei er, mit der Hälfte seiner Männer wieder zurückzukehren.
    »Gut gemacht, Kleiner.«
    Reban-Terkh brauchte einen Moment, bis er begriff, dass die Worte ihm galten. Als er den Kopf wandte, grinste sein Sitznachbar ihn an.
    »Was?«
    »Du hast dich da draußen wacker geschlagen, Reban-Terkh«, sagte der Kamerad. Er zählte zu den in der Festung dauerstationierten Soldaten. Trollan-Buhl, wenn Reban-Terkh sich nicht irrte – ein erfahrener Mann, der mehr Dienstjahre auf dem Buckel hatte, als Mondzyklen vergangen waren, seit Reban-Terkh dem Schlüpflingsalter entwachsen war. »Dein erstes echtes Gefecht, oder? Hätte ich dir gar nicht zugetraut. Es hieß, du seist ein reiner Datenwurm und könntest draußen nie deinen Mann stehen. Na, schätze, da hat man dich falsch eingeschätzt, oder?«
    Trollan-Buhl meinte es gut. Reban-Terkh spürte, dass der Soldat ihm in seinen Augen ein Kompliment machte, ihn für seine Stärke und seinen Einsatz lobte. Es fiel ihm nur schwer, dieses Lob anzunehmen. Was geschehen war, haftete an ihm wie ein schlechter Geruch, den nichts auf der Welt mehr würde abwaschen können. Es war nichts, für das er sich als lobenswert empfand. Im Gegenteil.
    »Zweihundert«, sagte er.
    »Was?«, stutzte Trollan-Buhl.
    Reban-Terkh schluckte. Ihm war, als sähe er nach einer Ewigkeit allein im Ozean eine Insel am Horizont. »Zweihundert«, wiederholte er schnell und auch ein wenig verschämt. »Das ... das akustische Leitsignal hat sich eben ein wenig verändert. Haben Sie ... hast du es bemerkt? Das bedeutet, wir sind nur noch zweihundert Meter von der Hangarschleuse der Festung entfernt. Bei diesem kleinen Mond und seinen Dimensionen kommt man ganz schön durcheinander.«
    Der Soldat brauchte einen Moment zum Nachdenken, dann lachte er auf und schlug Reban-Terkh jovial auf die Schulter. Seine Zunge und sein schuppiger Schwanz zuckten vor Vergnügen. »Na, du bist ja einer. Noch die Hände voll gegnerischem Blut, doch in Gedanken schon wieder bei den Zahlen und der

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