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PR NEO 0035 – Geister des Krieges

PR NEO 0035 – Geister des Krieges

Titel: PR NEO 0035 – Geister des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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Sekunde später hätte aufsetzen dürfen – denn in der Wand klaffte auf einmal ein gewaltiger Riss! Atemluft wich aus der Kabine. Ein ohnehin schwer verwundeter Soldat, der nicht so schnell gehandelt hatte, erstickte sofort.
    Und der Beschuss ging weiter.
    Die Geschütze an der Transporteraußenseite gaben bereits ihr Möglichstes. Reban-Terkh spürte es in den Vibrationen, die den Gleiter durchzogen, und hörte es in den alles andere als gesunden Nebengeräuschen. Lange hielten die Kanonen das nicht mehr aus. Das wusste der General gewiss ebenfalls.
    Reban-Terkh stemmte sich hoch. »Wir müssen raus«, murmelte er – mehr zu sich denn zu den anderen. Schwankend und keuchend kroch er zur Luke in der hinteren Kabinenwand. Die Positronik war defekt, daher musste er sie von Hand öffnen.
    Trollan-Buhl schien Gedanken lesen zu können: Kaum hatte der junge Adjutant die Luke erreicht, stand der Soldat neben ihm und assistierte. Gemeinsam schafften sie es.
    »Alles raus!«, rief Hisab-Benkh von irgendwoher. Reban-Terkh spürte Trollan-Buhls Hand auf der Anzugschulter und gehorchte.
    Nichts anderes hatte ihr Gegner allem Anschein nach erwartet. Kaum setzten sie ihre Stiefelsohlen auf den kargen Felsboden, hagelte es Energiesalven aus nahezu allen Richtungen. Trollan-Buhl und ein weiterer Soldat fielen sofort, getroffen vom Feuer der Naats. Belagerten sie die Festung also noch immer trotz der unzweifelhaften topsidischen Übermacht hier und am Firmament.
    Reban-Terkh spürte, wie ihn jemand von hinten schubste. Dann fiel er um, stürzte in eine der vielen Gesteinsspalten, die Rayold I prägten. Der Hintermann folgte ihm.
    Immenser Schmerz zuckte durch Reban-Terkhs Körper. Er schrie auf. Ein Energiestrahl hatte ihn gestreift, feindliches Feuer! Nur dem Schubser verdankte er es, dass er noch lebte. Seine Reglosigkeit in der Ausstiegsluke des Gleiters hätte ihn beinahe seine Existenz gekostet.
    »Diese verfluchten ...« Hisab-Benkh schluckte den Rest seiner Beschimpfung hinunter. Die Hand um den Griff seines Strahlers geschlossen, kauerte er sich neben Reban-Terkh in die Spalte. Sie war nicht sonderlich tief, keinen Meter, und die beiden Männer mussten gut achtgeben, dass nicht doch ein Teil ihres Anzugs aus der Deckung, die sie ihnen bot, hinausragte und ins Feuer der Naats geriet. »Tresk-Takuhn? Kommandant, hörst du mich?«
    Keine Antwort. Einzig die Geräusche des Kampfes bewiesen, dass dort oben noch Kameraden lebten.
    Dann: »Hisab-Benkh, bist du das?«
    »Wo steckst du? Was in aller Welt soll dieser Unfug?«
    »Bleibt in Deckung«, erwiderte Tresk-Takuhn via Helmfunk. Offenkundig wusste er, dass Hisab-Benkh nicht allein in der Spalte lag. »Alle anderen sind bereits gefallen. Hier oben gewinnen wir keinen Krieg mehr. Bleibt, wo ihr seid.«
    Alle anderen – tot? Reban-Terkh stockte der Atem. So schnell? Neun Personen überstanden den Kampf um das Kraftwerk, nur um kurz darauf auf der Fahrt ums Leben zu kommen? Das war doch ...
    ... absurd, beendete er den Gedanken. Das war es, oder? Das war der Krieg. Richtig und falsch, Stärke und Schwäche verloren sämtliche Bedeutung, wenn man sich erst inmitten des Strahlengewitters befand, nur noch Ziel oder Schütze war.
    Das Höhere gibt dem Niederen Sinn, hieß es in den Sätzen der Sozialen Weisung. Der Sieg über die Naats war etwas Höheres. Dennoch erschien Reban-Terkh der Kampf um diesen Sieg mit einem Mal vollkommen sinnlos.
    Hisab-Benkh hob vorsichtig den Kopf, jagte eine Salve über den Spaltenrand und duckte sich sofort wieder. Dann sah er zu Reban-Terkh. »Alles in Ordnung?«
    Der junge Adjutant brauchte einen Moment, bis er antworten konnte. Der Schmerz kam nun in kurzen, intensiven Schüben, die seinen Geist übermannten und die er aussitzen musste, bevor er handelte. »Mein Bein«, keuchte Reban-Terkh. »Ich bin ... Sie haben ...«
    Hisab-Benkh rutschte näher, legte kurz den Helm gegen seinen, sodass sie einander ins Gesicht sehen konnten. »Das wird schon wieder, Schlüpfling. Hören Sie mich? Das wird.«
    Reban-Terkh fiel ein, dass der Archäologe ja ebenfalls verwundet war. Dennoch rettete er ihm hier das Leben und wehrte sich gegen die Gegner.
    Abermals schwappte eine Welle aus Pein über Reban-Terkh. Doch anstatt sich ihr zu ergeben, stemmte der Adjutant seine Handflächen gegen den Boden der Felsspalte und sich selbst aus seiner liegenden Position. »Das wird«, wiederholte er zischend, und obwohl es ihn nahezu alles abverlangte, was seine

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