PR NEO 0037 – Die Stardust-Verschwörung
getäuscht habe! Leute, die denselben Galgenhumor mit mir teilen, sind mir von vornherein sympathisch.«
Ich lächelte breit. Die Worte hatte ich ganz bewusst nach meiner Einschätzung seiner Person gewählt. Der Extrasinn nannte es Schleimerei, ich bezeichnete es lieber als Taktik. Dass Gmuna nichts über mein wirkliches Leben wusste, sondern einer Fälschung aufgesessen war, stand auf einem anderen Blatt. Zu seiner Ehrenrettung musste ich allerdings zugeben, dass er Ricos manipulierte Daten einfach nicht durchschauen konnte.
»Also, Mister Gonardson, es wird ernst«, sagte er. »Gehen wir an einen Ort, an dem uns garantiert niemand zuhört.«
Mein Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. »Noch sicherer als in der Cafeteria?«
»Bis jetzt hätte uns nur Mandy zuhören können, wenn sie sehr, sehr gute Ohren und nichts Besseres zu tun hätte.« Er deutete auf einige Kollegen, die inzwischen in der Schlange standen. »Nun sind mir hier definitiv zu viele Ohren.«
»Wohin gehen wir?«
»In mein Büro. Ich will Ihnen etwas zeigen.«
Gemeinsam verließen wir die Cafeteria, ohne aufgegessen zu haben. Gmunas Büro lag einige Stockwerke höher – aber weit entfernt von der Spitze des Kontrollturms, die kaum jemandem zugänglich war. Dort residierte unter anderem Lesly Pounder, was ich aber nur vom Hörensagen wusste; selbstverständlich hatte ich das Büro noch nicht betreten. Der Flight Director empfing dort nicht jeden kleinen Ingenieur, mochte er ihn vorher noch so intensiv überprüft haben. Pounder war zwar kein unnahbarer Mann, aber sein Büro hütete er wie seinen Augapfel.
Gmuna öffnete sein eigenes Büro mit seinem persönlichen Kode. Außer dem breiten Schreibtisch, auf dem mehrere Computermonitoren standen und einige Pads lagen, fiel sofort eine kleine Sitzecke ins Auge. Drei Ledersessel reihten sich um einen kleinen Tisch. Nur zwei Gläser und eine Flasche Wasser standen darauf; man konnte ihm nicht vorwerfen, sich nicht vorbereitet zu haben.
»Setzen Sie sich«, sagte mein Vorgesetzter, ging zum Schreibtisch, schaltete einen seiner Computer an und tippte etwas auf der Tastatur. »Identifizierung Gmuna«, sagte er noch, zweifellos eine Audiosicherung seiner Daten. Er legte die Hand flach ausgestreckt auf ein Touchpad, das daraufhin zu leuchten begann.
Das alles sah ich schon vom Sitzen aus. Sekunden später ratterten einige Blätter in atemberaubender Geschwindigkeit aus einem Drucker. Gmuna nahm sie und ließ sich mir gegenüber nieder. Erst auf dem leuchtend weißen Leder des Sessels fiel mir auf, wie schwarz seine Haut war.
Er hielt mir die Seiten hin. »Das sind sämtliche Mitarbeiter, die offiziell Zugang in den sensiblen Bereich haben.«
»Ein großer Vertrauensbeweis«, sagte ich.
»Es sind keine sonderlich geheimen Akten. Sie könnten sie sich auch auf anderem Weg beschaffen. Es soll lediglich unser Gespräch etwas vereinfachen.«
Ich überflog die Seiten. Namen, Bilder, Aufgabenfelder. Die meisten der Gesichter, die mir entgegenblickten, hatte ich irgendwann gesehen. Nur etwa jeden Zweiten kannte ich mit Namen, und das trotz meines Logiksektors, der dafür sorgte, dass ich keinen Namen, den ich einmal las oder hörte, wieder vergaß.
»Ich kenne sie alle«, sagte Gmuna. »Und von fast allen habe ich einen lückenlosen Lebenslauf. Keiner ist prädestiniert, zum Saboteur zu werden.«
»Was logisch ist, da der- oder diejenige sonst niemals eingestellt worden wäre.«
»Korrekt.«
»Einer arbeitet mit gefälschten Daten und Dokumenten«, sagte ich und ergänzte in Gedanken: Noch jemand außer mir.
»Genau das. Ich will Ihnen ein bisschen was über all diese Leute erzählen.«
»Wieso ausgerechnet mir? Ich weiß, ich bin unverdächtig, aber das kann doch nicht alles sein.«
»Ich habe Sie beobachtet. Sie sind ein fähiger Ingenieur und ein kluger Mann. Aufgrund der Situation kann ich niemandem außer Ihnen trauen. Und ich habe mit dem alten Knochen Pounder gesprochen. Die Aktion ist also gedeckt. Ich brauche jemanden, der mir hilft, auch wenn ich mir das nicht gerne eingestehe.«
»Jeder von uns braucht dann und wann Hilfe.«
»Also gut.« Tombe Gmuna rieb sich über die geschlossenen Augen und massierte kurz seine Nasenwurzel. »Das wird ein bisschen dauern.«
»Und der geplante Start?«
»Es sind über acht Stunden bis dahin. Alle Arbeit ist getan. Natürlich wird alles überwacht, wie immer. In zwei Stunden gehen wir beide ebenfalls zum Startfeld. Also, beschäftigten wir uns
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