PR NEO 0037 – Die Stardust-Verschwörung
ISS zu transportieren, sah es übel aus. Es war wichtig, dass es nicht so weit kam; für die Menschheit und insbesondere für mich.
Seit sich Gmuna nicht mehr abschottete, sprach er unablässig mit irgendwelchen Technikern und Ingenieuren über Funk, die ihn über tausend Details des geplanten Starts informierten. Genau genommen konnten wir in den nächsten Stunden nichts tun, als weiter zu beobachten; der Saboteur würde sich sicherlich nicht zeigen.
Oder doch?
Konnte es sein, dass er sich verriet? Gab es irgendwelche Details, auf die wir achten mussten?
Ich kam dank einer Spezialgenehmigung, die Pounder mir auf Gmunas Bitte hin für diesen Tag im Vorfeld ausgestellt hatte, bis zur Rakete selbst. Noch fünf Stunden bis zum Start.
Eine Menge Überwachungs- und Prüfvorrichtungen checkten alles zum ungezählten Mal. Meine Augen konnten nicht mehr als all diese Technologie – aber sie konnten etwas anderes. Ich beobachtete die Menschen, denen ich begegnete und die in den sensiblen Bereichen arbeiteten.
Die einen begrüßten mich beiläufig, andere waren verwundert, mich zu treffen, Dritte waren so in ihre Aufgaben vertieft, dass sie mich gar nicht wahrnahmen.
Ich entdeckte ...
... nichts.
Eine Stunde vor dem geplanten Start wurden die Rakete selbst und das weitläufige Umfeld geräumt. Die Spannung war zum Greifen dicht.
Schließlich, pünktlich auf die Minute, lief der Countdown.
Gmuna stand bei mir, und noch jemand kam zu uns. Zu ihm. Der Anblick überraschte mich. »Mister Pounder«, sagte mein Vorgesetzter.
Der Flight Director antwortete auf die unausgesprochene Frage. »Von hier bekomme ich ebenso gut alles mit wie von meinem Büro aus.« Er hob ein Pad. »Sie glauben gar nicht, wie leistungsfähig diese Spezialanfertigung ist. Sie ersetzt mir das Kommunikationszentrum in meinem Büro. Mit einem großen Vorteil – ich kann das Ding mit einem Knopfdruck abschalten und habe meine Ruhe.« Er lachte knorrig.
Der Countdown endete.
Die NOVA zündete. Als die Rakete glühende Gase ausstieß, versank der Startturm in einem Flammenmeer. Der Lärm traf mich fast körperlich, ein gewaltiges Dröhnen und Donnern.
Unwillkürlich verglich ich es mit dem Start eines arkonidischen Raumschiffes, der zwar ebenfalls nicht gerade völlig lautlos verlief, aber doch nicht in einem solchen ... Effektgewitter.
Die Rakete hob ab, scheinbar unwirklich langsam, ließ den Kontrollturm unter sich zurück. Es sah gut aus, aber noch gab es keinen Grund zum Jubeln. Zwar hatte es in der Vergangenheit manche NOVA-Rakete nicht einmal so weit geschafft, aber ...
Ein Feuerball zündete am Himmel, und diesmal war es nicht planmäßig.
Die Rakete war bereits so hoch, dass die Explosion unscheinbar wirkte, gerade einmal wie ein faustgroßes Flammenlodern. Doch es gab keinen Zweifel, dass die Katastrophe eingetreten war.
Die Schallwellen der Explosion erreichten uns. Ein dumpfes Donnern, ein endgültiger Laut.
Ich sah zu Gmuna und Pounder. Der Flight Director hielt das Pad in der Hand und tat jenen Knopfdruck, von dem er vorhin geredet hatte. »Später«, murmelte er. »Diese eine Minute brauche ich für mich selbst.« Er drehte sich um und ging davon.
In diesen Augenblicken regneten brennende Trümmer der Rakete auf die Umgebung von Nevada Fields herunter. Die geplante Flugbahn lag so, dass keine bewohnten Gebiete betroffen sein konnten.
Tombe Gmuna und ich sagten kein Wort.
Nur eins war klar: Es war wichtiger als je zuvor, den Saboteur zu finden. Sonst würde die NASA nach einer beispiellosen Geschichte von Fehlschlägen bald Geschichte sein. Aber ich brauchte sie. Brauchte den Traum von der bemannten Raumfahrt, um die Entwicklung der Raumfahrttechnologie nicht einschlafen zu lassen. Denn eines Tages, irgendwann, wollte ich nach Hause zurückkehren.
Ich wollte im Innenhof des Motels parken, aber ein Lieferwagen stand vor der Einfahrt. Die Heckklappe stand offen und gab den Blick frei auf Dutzende gestapelter Getränkekisten. Die Flaschen darin waren leer.
Also stellte ich den Wagen auf dem halb verdorrten Grünstreifen vor dem Motel ab. Der Fahrer des Lieferwagens kam mir entgegen; er schleppte Getränkekisten aus dem Haupthaus. Der Logiksektor korrigierte meine Einschätzung mit einem spöttischen Fahrerin. Man musste allerdings zweimal hinsehen, um bei diesem Mannweib mit den streichholzkopfkurzen Haaren und dem muskelbepackten Oberkörper die weiblichen Attribute wahrzunehmen. »Bin gleich fertig«, knurrte sie mir
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