PR NEO 0037 – Die Stardust-Verschwörung
werfen und sah bloß liegendes Fleisch und vom Energieschirm versiegelte Adern. Der Knochen endete fahl und zersplittert. Der Naat musste während der Raumschlacht oder der Kämpfe auf dem Mond in eine Explosion geraten sein.
»Nein, ich weiß es nicht«, gestand Crest.
»Schauen Sie sich diesen Patienten an.« Fulkar tippte mehrfach auf die berührungssensitive Oberfläche der Stirnsonde. Sie veränderte ihre Farbe, und ein dumpfes Brummen ging von ihr aus. »Naats ertragen es nicht, verkrüppelt zu sein. Stärke ist ihr Lebensinhalt. Wäre dieser Mann bei Bewusstsein, würde er sich selbst töten. Das macht meine Arbeit nicht gerade einfacher, wie Sie sich bestimmt vorstellen können. Ich halte einige Naats gegen ihren Willen am Leben.«
»Selbstverständlich.«
Fulkar machte eine wegwerfende Handbewegung. »Da Sie mir nicht helfen können, lassen Sie mich wenigstens meine Arbeit tun. Mit Ihnen zu reden ist uneffektiv.«
»Verzeihen Sie«, murmelte Crest und fühlte sich schwächer als vorher. Er kam sich nutzlos vor, mehr noch wie jemand, der andere behinderte.
Doch obwohl er sich abwandte, gelang es ihm erneut nicht, die Medostation zu verlassen. Zwar hätte er diesmal nicht bleiben müssen, aber als sich Eric Manoli sichtlich aufgewühlt dem Ara näherte, wollte er wissen, worum es ging. Das war sicher kein Zufall.
»Fulkar«, begann der menschliche Arzt.
Er konnte sein Anliegen nicht vortragen, denn der Ara unterbrach ihn, ohne von seinem Patienten aufzusehen: »Sie suchen Doktor Haggard? Er muss irgendwo dort hinten sein.«
»Frank kann warten«, erwiderte Dr. Manoli. »Nein, ich habe nach Ihnen gesucht, Fulkar.«
»Was gibt es?« Der Ara hob die Metallsonde von der Stirn des verstümmelten Naats. Kurz war seine Zungenspitze zu sehen; sie rieb über die Schneidezähne.
»Bitte begleiten Sie mich«, bat Eric Manoli und warf Crest einen kurzen Blick zu. Dabei verzog er schmerzlich das Gesicht. »Ein Naat braucht Ihre Hilfe.«
Der Ara rührte sich nicht vom Fleck. Er las die Messwerte der Sonde aus. »Ich komme, wenn ich hier fertig bin.«
»Mein junger Patient stirbt ohne Ihren Beistand! Ich kann ihn nicht behandeln. Mir fehlt Ihre Erfahrung, Fulkar!«
»Das ist kein Einzelschicksal, sosehr ich es bedauere«, sagte der Ara völlig ungerührt. Von diesem Bedauern ließ sein Tonfall nichts erahnen, eher von professioneller und wohl auch notwendiger Distanz. »Ich widme mich nun diesem Patienten. Es wird doppelt schwierig, seinen Tod zu verhindern. Kein Leben ist mehr wert als ein anderes, das müssten Sie als Arzt eigentlich wissen.«
Manoli atmete geräuschvoll durch. »Daran habe ich viele Jahre lang geglaubt und auch danach gehandelt. Aber in den letzten Monaten ist so ziemlich alles, an das ich glaubte, in sich zusammengestürzt! Fulkar, ich bitte Sie eindringlich: Kommen Sie mit mir!«
Der Ara zögerte kurz, veränderte ein weiteres Mal einige Einstellungen der Sonde, bis sie ihr ursprüngliches Leuchten wieder annahm, und positionierte sie erneut auf der Stirn des Naats. »Nun gut. Weil ich Sie respektiere, Kollege. Sie haben mir bewiesen, dass es Menschen gibt, die die Bezeichnung Mediziner verdienen.«
Manoli nickte erleichtert und winkte Crest, ihm ebenfalls zu folgen. Gemeinsam gingen sie zurück zu Sayoaard und Novaal, der sie stumm anstarrte.
Crest sah mit einem Blick das Problem. Der Zustand des Jungen hatte sich merklich verschlechtert. Zwar war er aus dem komatösen Schlaf erwacht – aber er zuckte krampfhaft, und aus dem leicht offen stehenden Mund lief ein dünner Blutfaden. Sein Vater drückte ihn mühsam auf die Liege und verhinderte nur so, dass Sayoaard hinunterstürzte.
Der Zellaktivator lag nach wie vor auf der Brust des Jungen. Erstaunlich, dass Novaal ihn nicht entfernt hat, ging es Crest durch den Sinn. Oder hielt der Naat den vermeintlichen Talisman einfach nicht für wichtig genug? Stellte er womöglich keinen Zusammenhang zwischen dem metallenen Ei und dem veränderten Zustand seines Sohnes her? Oder – gab es diesen Zusammenhang wirklich? Das konnte nicht sein! Wenn, dann musste der Aktivator Sayoaard helfen und ihn nicht zusätzlich belasten.
»Ich weiß nicht, wie ich ihm ...«, begann Dr. Manoli.
Fulkar bat ihn zu schweigen, fasste in eine Tasche seiner grauen Ärztekombination und zog eine Sonde heraus, die derjenigen stark ähnelte, die Crest soeben bei dem letzten Patienten des Aras gesehen hatte. »Ich versetze ihn in ein künstliches Koma, um ihn zu
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