PR NEO 0038 – Der Celista

es einen gibt. Damit jeder weiß, dass er einer ist.«
    »Jeder Eingeweihte.« Rhodan fühlte sich wie ein Dorfjunge, der am Ende der Rolltreppe stehen geblieben war und so die Stadtbewohner hinter sich verärgerte.
    »Seien Sie nicht zu streng mit sich.« Belinkhar griff nach seinem Unterarm und zog ihn weiter. »Ich finde Ihre Frische großartig. Was gäbe ich darum, noch einmal alles neu erfahren zu dürfen. Das Universum mag einen immer wieder überraschen, und doch sehen wir die Dinge kein zweites Mal unvoreingenommen. Genießen Sie es! Wie schnell werden unsere Erfahrungen unbewusst zu Urteilen. Außerdem sieht Elnatiners Avatar täuschend echt aus. Sie sind nicht der Erste, der auf ihn hereingefallen ist. Viele halten ihn für unhöflich. Ein Halbarkonide von einer abgelegenen Welt wollte ihn einmal sogar verprügeln.«
    »Ist Elnatiner eine Art Offizier?«
    »Ja. Er ist die rechte Hand Talamons. Ein Volater. Er hat seine Heimatwelt vor langer Zeit verlassen.«
    »Warum hat Talamon ausgerechnet diesen Insektoiden an seiner Seite?«
    »Weil sein Herz größer ist als die IMH-TEKER.«
    Sie blieben mit anderen Gästen auf einem Bodenstück stehen, das in der violettschillernden Farbgebung eine Nuance heller war. Der Untergrund hatte die Färbung eines tiefvioletten Amethysten, war jedoch glatt wie polierter Marmor. Während eine hübsche Mehandor in silbriger Uniform Belinkhar eine Schale überreichte, sah Rhodan sich aufmerksam um.
    Sinnverwirrende Farben und Formen erschwerten ihm die Orientierung. Die achteckigen, tiefer gelagerten Sitzbuchten glitzerten wie angestrahlte Schneeflocken. In der Mitte des Raums ragte eine Bühne in die Höhe, glatt und spiegelnd wie Eis. Bunte Lichtkränze tanzten darauf, die von unten kamen und nach oben hin ausstrahlten. Sie bildeten virtuelle Skulpturen und Muster. Ein wilder Reigen, der einen traumartigen Eindruck hinterließ.
    Ein älterer Servicemitarbeiter wies zwei Arkoniden Plätze zu. Belinkhar zeigte auf eine freie Tischbucht nahe der Bühne. »Das wird unsere. Wir sind rechtzeitig gekommen.« Sie legte die Handknöchel vor der Brust aneinander, eine Geste, die nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen tiefste Zufriedenheit darstellte.
    Rhodan betrachtete die an den Wänden aufgestellten Vitrinen. Kristalle schwebten darin, einer prächtiger und farbenfroher als der andere. Manche zitterten in der Luft, wurden transparent und wieder sichtbar, als wetteiferten sie mit den virtuellen Skulpturen auf der Bühne. Hinter ihnen zeigten Fenster auf ein ganz ähnliches Szenario, wie er es bereits in der Kabine angetroffen hatte: Sterne, Nebel, samtene Schwärze. Der vermeintliche Ausblick verstärkte den Eindruck von Irrationalität.
    »Die Mehandor sind Meister der Illusion«, sagte er.
    »Nun ... sagen wir, wir gestalten unsere Realität.« Belinkhar berührte seinen Arm. »Kommen Sie, sonst fallen Sie auf.« Mit einem Augenzwinkern führte sie Rhodan zu der Treppe, die hinab in die Sitzbucht führte.
    Ein Mehandor in weitem Hosenrock trat vor sie und stemmte die Arme in die Hüften.
    Rhodan kam die Geste bedrohlich vor. »Will er uns den Weg versperren?«, flüsterte er Belinkhar zu.
    »Nein. Spiegeln Sie die Geste!«
    Rhodan tat es, und auch Belinkhar presste die Fäuste in die Seiten. Sie beugte sich langsam vor. »Angenehme Reise!«, sagten beide gleichzeitig, und Rhodan fiel etwas verspätet ein. Danach richtete sich der Mehandor auf, wandte sich ab und ging zu seinem Tisch.
    »Eine Begrüßungsformel?«
    »Ja. Unter solchen, die eine Hallon-Tá wünschen. Hätten wir anders geantwortet, so hätten wir ihm signalisiert, dass wir interessiert sind.«
    »Gibt es weitere dieser Rituale?«
    Belinkhar lachte. »Tausende.«
    »Dann hoffe ich, dass ich niemanden aus Versehen beleidige oder zum Zweikampf fordere.«
    »Wir sind keine Naats. Wenn Sie sich bei einem Mehandor entschuldigen wollen, öffnen Sie beide Arme weit als Geste der Demut. Das macht abgeschlagene Gliedmaßen in der Regel überflüssig.«
    »Verstanden.«
    Sie setzten sich. Rhodan lehnte sich zurück. Seine Aufregung legte sich. Fasziniert beobachtete er das Geschehen. Um sie herum saßen vor allem Mehandor, Arkoniden und Halbarkoniden. »Ich dachte, es gäbe eine gewisse Vielfalt von Außerirdischen an Bord.«
    »Die gibt es auch. Doch diese bleiben lieber in ihren Kabinen. KE-MATLON ist eine Raumstation. Ein Hafen im All und somit neutrales Gebiet. Dort ist es in Ordnung, auf Fremde zu stoßen. Doch auf den