PR NEO 0038 – Der Celista

zu schaffen, und verwandelte sich in einen bequemen Sitzplatz.
    Der Roboter stellte leise sirrend die Getränke ab.
    »Eine angenehme Passage und gute Erholung!«, sagte Rhettor. Mit einer leichten Kopfneigung verließ er die Kabine.
    Crest griff nach der Trinkschale und führte sie zum Mund. Hinter ihm öffnete sich die Trennwand.
    »Warten Sie«, sagte Atlan. Er zog einen silbernen, feuerzeuggroßen Stab aus der Außenbeinseite seines Anzugs hervor – Crest sah es mit Faszination, denn dort hatte sich zuvor keine Tasche befunden – und hob den Stab hoch.
    »Was ...?«
    Atlan legte warnend einen Finger an die Lippen. Einige Augenblicke verstrichen, während er den Stab wie einen Scanner auf und ab bewegte. »In Ordnung«, sagte er dann. »Trinken Sie.«
    »Haben Sie nach Gift gesucht?«
    »Vor allem nach swoonschen Mikrosonden. Sie sollten niemandem aufmachen, Crest. Was tun Sie, wenn ein Celista vor Ihnen steht?«
    »Wer hat die Kuppel erbaut?« Crest wollte keine weiteren Vorwürfe hören, sondern Antworten. Nun, nachdem Atlan ihm wieder gegenüberstand, schöpfte er neue Hoffnung, diese zu bekommen.
    Atlan verstaute den Stab in seinem Anzug. Das Material schloss sich darüber und sah dabei erstaunlich glatt aus. Nicht der Hauch einer Kontur zeichnete sich ab.
    »Kosol ter Niidar. Der stellvertretende Tato der Kolonie.«
    »Wozu?«
    Langsam setzte Atlan sich auf den Sessel, der sich aus dem Bett geformt hatte. »Das ist nicht ungewöhnlich für Kolonien. Sie sollten das wissen. Denken Sie an Valkaren im Tatlira-System. Es ist nur vernünftig, einen sicheren Rückzugsort zu haben, falls Angriffe aus dem Raum erfolgen.«
    »Und Ihre spezielle Zuflucht? Welcher Ratio entspringt sie?«
    Atlans Züge verkrampften. »Sie wissen davon? Sie hatten kein Recht!«
    Crest trank einen Schluck aus der Sterlon-Schale. Das Getränk schmeckte lieblich und bitter zugleich. Er genoss es, dass nun er der Ruhige war, während Atlan aus seiner Deckung hervorkam. »Ich wurde von der Wächterpositronik eingelassen. Offensichtlich hat sie entschieden, dass ich als Arkonide nach all diesen Jahren sehr wohl das Recht dazu hatte. Was haben die Artefakte zu bedeuten? Wollten Sie damit ein arkonidisches Museum füllen? Und wie kommen Sie an derart vielfältige Stücke?«
    In Crests Gedächtnis tauchte der Raum im Felsgestein auf, den er »die Werkstatt« genannt hatte. Angefüllt mit Maschinen, Werkzeugen und Artefakten. Eine Keilschrifttafel aus dem Zweistromland hatte sich ebenso dort befunden wie ein Schild eines mongolischen Reitervolks und mehrere Teller aus der chinesischen Tang-Dynastie.
    »Ich habe mich von Zeit zu Zeit unter Menschen begeben.«
    »Wozu?« Das Getränk hatte eine belebende Wirkung, die gut von irgendeiner Alkohol absetzenden Vergärung kommen konnte und sofort über die Schleimhäute wirkte. Crest fühlte sich leicht wie eine Feder. »Sie hätten die Jahrtausende im Kälteschlaf überbrücken können.«
    »Ich wollte leben. Nachsehen, ob sich eine Möglichkeit ergeben hat, die Erde zu verlassen.« Atlan zögerte. »Und sicherstellen, dass die Menschen sich nicht ausrotten. Es gab gewisse Tendenzen.«
    Crest versuchte sich vorzustellen, wie es war, Jahrtausende in dieser Kuppel zu liegen, zu schlafen und dann zu erwachen, nachdem ein oder zwei Jahrhunderte vergangen waren. Ein Schauer rann über seine Halswirbelsäule. Das leichte Gefühl in seinem Körper verflog. »Wieso sind Sie nach Topsid gekommen?«
    »Haben Sie schon mal jemanden durch Ihre Neugierde umgebracht? Bei den Menschen sagt man, man würde dem anderen ein Loch in den Bauch fragen.«
    »Warum, Atlan?«
    »Es war notwendig, um ein Blutvergießen zu verhindern. Sind Sie fertig?«
    »Nein. Sagen Sie mir, wo Sie in der Zwischenzeit gewesen sind.«
    »Die Antwort steht Ihnen nicht zu.« Atlan stand auf und wollte sich auf seine Seite der Kabine zurückziehen.
    »Einen Augenblick ...« Crest stellte die Trinkschale ab. Warum war ein Gespräch mit Atlan wie ein Flug durch einen verminten Raumsektor? Weshalb gab Atlan sich derart distanziert? Zwischen Ihnen sollte eine Verbundenheit herrschen. Sie waren beide unsterblich. »Sagen Sie mir bitte noch eines: Was denken Sie von Wanderer und seinem Herrn, diesem ES?«
    Atlans Pupillen weiteten sich. »Wanderer?«
    »Ja. Sie waren doch auf der Halbwelt, oder? ES hat Ihnen die Unsterblichkeit verliehen.«
    Abrupt wandte Atlan sich ab. »Ihre Fragen machen mir Kopfschmerzen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde