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PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher

PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher

Titel: PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Claqrekz selbst es aber auch nicht wusste und auf die Fähigkeiten des Priesters vertraute, spielte das keine Rolle.
    »Bist du bereit, Kind Claqrekz?«
    »Ja.«
    »Bereit, deinen Leib hinter dir zu lassen?«
    »Ja.«
    »Bereit, dich mit dem zu vereinen, aus dem du einst erschaffen wurdest?«
    »Ja.«
    »Bereit, heimzukehren?«
    »Ich bin bereit.«
    »So sei es denn.«
    Es ist so weit! Bewahre Standfestigkeit.
    Arga Tasla griff unter ihren Kittel und zog einen unterarmlangen, etwa drei Finger breiten silbrigen Zylinder hervor. Dabei achtete sie darauf, der Kamera, die das Bild der Abschiedshalle in den Kontrollraum übertrug, stets den Rücken zuzuwenden. Gegul und einer der Techniker wussten Bescheid, doch Hanral Burlan, der Holospezialist, durfte nichts von ihrem Tun mitbekommen.
    Sie trat einen Schritt zur Seite, zum Kopfende der Medoliege. Gleich kam es auf Sekundenbruchteile an.
    »Ich danke dir, dass du gelebt und dadurch Gott geehrt hast«, sagte der Sterbepriester.
    »Ich danke dir, dass du mich sterben lässt und zu Gott zurückschickst«, antwortete Claqrekz.
    »So ist unsere Aufgabe nun erfüllt«, sprachen sie gleichzeitig den letzten Satz der Zeremonie.
    Der Priester stieß mit der Klinge zu, mitten ins Herz des Scheidenden. Natürlich fügte die Holoprojektion Claqrekz keinen Schaden zu. Doch im gleichen Moment setzte die Positronik die Finalmischung frei und pumpte sie in den Leib des Todgeweihten. Eine auf den Organismus des Khorrastyr abgestimmte Kombination aus Schlafmitteln, Schmerzstillern und Gift strömte in seinen Blutkreislauf.
    Als habe ihn tatsächlich ein Dolchstich ins Herz getroffen, versagte augenblicklich sein Bewegungsapparat. Die Muskeln erschlafften, und die Positronik errechnete ein chaotisches Umherwirbeln der Umgebung, das Claqrekz' Sturz auf den Tempelboden simulierte.
    Arga stemmte die Füße gegen den Untergrund. Sie wollte die Augen schließen, die Ursache für die Verwirrung ihres Gleichgewichtssinns aussperren, doch sie verbot es sich. Denn nun zählte jeder Wimpernschlag.
    Die Holofolie zwischen ihr und dem Scheidenden fuhr zurück in den Boden. Arga wankte, aber sie fiel nicht. Mit einer routinierten Bewegung drehte sie die Enden des Silberzylinders in unterschiedliche Richtungen. Die Hälften rutschten auf Fingerbreite auseinander und gaben den Blick auf ein gelbes Lichtband frei.
    Die Enderin richtete das Zylinderende auf den Kopf des Scheidenden, kontrollierte ein weiteres Mal, dass man vom Kontrollraum aus nur ihren Rücken sehen konnte, und brachte das Gerät so nahe an den Todgeweihten, dass es fast dessen Haut berührte.
    Das Hologramm erlosch, das Tempelinnere verschwand. Unvermittelt stand Arga in dem kleinen, schmucklosen Raum der Abschiedshalle. Sie wusste, was das bedeutete: Claqrekz war tot. Plötzlich tanzten Funken um das Zylinderende, huschten bis zum Lichtband zwischen den Hälften, kehrten zurück. Der Geruch von verbranntem Gewebe schwängerte die Luft, auch wenn man an dem Toten später keine Brandspuren finden würde. Bisher hatten die Spezialisten der Geshur nicht herausgefunden, woher der Gestank rührte.
    Von einer Sekunde auf die nächste erloschen die Funken. Das Lichtband schaltete von Gelb auf ein helles Grün um. Ohne Argas Zutun schloss sich der Zylinder.
    Sie hatte es geschafft. Hoffentlich hatte Hanral Burlan nichts gesehen, was ihn nichts anging. Aber Gegul hatte sicherlich dafür gesorgt, dass ...
    Hinter ihr erklangen das leise Klacken der Entriegelung und das Sirren der zur Seite gleitenden Tür. Instinktiv fuhr sie herum. Erst als sie Hanral Burlan in dem nun sichtbaren Rechteck stehen sah, wurde ihr bewusst, dass sie den Zylinder noch in der linken Hand hielt. Der Holoprogrammierer sah kurz zu dem silbernen Ding, sein Blick blieb aber nicht lange daran haften. Dennoch zu lange für Argas Geschmack.
    »Sie werden im Aufnahmebereich erwartet, Enderin Tasla«, sagte Burlan, als habe er nichts Verdächtiges bemerkt. Vielleicht hatte er das tatsächlich nicht.
    So beiläufig wie möglich steckte Arga den Zylinder in die Halterung unter dem Kittel. »Jetzt?«, fragte sie. Dabei interessierte sie etwas anderes viel mehr: Wie konnte Gegul zulassen, dass Burlan so hereinplatzte?
    »So hat man es mir übermittelt«, erwiderte der Programmierer. »Drei neue Patienten warten auf ein Aufnahmegespräch.«
    »Scheidende«, verbesserte sie automatisch. »Nicht Patienten. Warum soll ich als Enderin ein Aufnahmegespräch führen? Dafür ist Minon

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