PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher
auf ihrer Stirn pulsierte wie eine pralle Ader. Ein wohliges Kribbeln rieselte ihren Rücken hinab. Sexuelle Lust und Befriedigung, Hunger und Sättigung, Spannung und Entspannung, Emotionen, die sich ausschlossen und doch perfekt zueinanderpassten, explodierten in ihrem Gehirn. Ihr Leib fühlte sich an wie ein einziger Widerspruch. Hastig ließ sie das eiförmige Ding in eine Tasche ihres Kittels rutschen.
Was auch immer du da berührt hast, jetzt weißt du, warum dir da Rebuzal vorkam, als laufe er vor Leben über. »Ich ... Sie ... Das bekommen Sie später zurück.« Sie ließ die Liege des Arkoniden in die Röhre gleiten. »Starten Sie eine zweite Simulation, Sepron.«
Die Hypertrons flammten erneut auf. Diesmal würde es keine weiteren Verzögerungen geben, das wusste sie. Keinen Aufschub mehr für sie. Zu ihrem Erstaunen stellte sie fest, dass sich ihre Nervosität, ihre Angst vor der Flut aus Bewusstseinstropfen gelegt hatte. Ihr würde nichts geschehen. Sie war sicher vor den fatalen Auswirkungen der Fremdenergien, die sie durchdrangen. Locker hielt sie das Kontrollgerät in einer Hand – und bemerkte, dass sie mit der anderen den Glücksbringer in der Tasche umklammerte.
Sherk da Rebuzal wäre nichts passiert, das wurde ihr nun klar. Im Gegenteil, der eiförmige Talisman hätte ihn vor den schädlichen Auswirkungen der Behandlung geschützt. Worum handelte es sich nur bei diesem merkwürdigen Ding?
»Alles in Ordnung. Keine Auffälligkeiten«, sagte Sepron. »Ich beende die Simulation.«
»Starten Sie die Bestrahlung.« Eigentlich wollte sie das selbst tun, aber dazu hätte sie den Anhänger loslassen müssen, um die tragbare Steuerung zu bedienen. Dazu konnte sie sich nicht aufraffen.
»Ich dachte, Sie ...«
»Starten Sie die Hypertrons!«
Sepron gehorchte. Tarbida und Sherk da Rebuzal stöhnten auf. Ihre Füße zuckten.
Ich habe euch gewarnt.
»Bestrahlung läuft«, verkündete Garr Sepron unnötigerweise. »Energieniveau auf zehn Prozent.«
Der Standardwert für eine Manipulation der Individualsignatur. Mit einem höheren Wert konnte man die Prozedur zwar beschleunigen, sodass sie statt mehrerer Stunden nur wenige Minuten dauerte, doch zugleich setzte man die Patienten einem Vielfachen des Risikos aus. Ab einem Niveau von fünfzig Prozent kam es zu enormen Gedächtnislücken, ab achtzig Prozent war der Tod unausweichlich. Auf diese Weise wäre es ihr ein Leichtes, Geguls Auftrag zu erfüllen. Aber noch war es zu früh. Erst musste sie mehr über die Erpresser herausfinden.
Also trat sie näher und ergab sich der Flut fremder Erinnerungen und Gefühle.
»Wir sind da«, sagte Ikemrah da Vosiran.
Der Schweiß lief Rhodan in Strömen über die Stirn. Außerdem stellte er fest, dass die trikotähnliche Kleidung der Scheidenden nicht gerade ein Musterbeispiel für Atmungsaktivität darstellte. Das Textil passte sich zwar jeder Körperform an, aber wenn man ins Schwitzen geriet, kam man sich darin vor wie ein marinierter Hering. »Sie meinen, wir haben uns in aller Frühe zu diesem Wasserfall aufgemacht, um mit einem schweren Anzug hierher zurückzukehren?«
»Weil wir nicht wollen, dass uns jemand hier sieht. Weil wir nur außerhalb des Klinikgeländes sicher davor sein konnten, abgehört und beobachtet zu werden. Weil unsere Aufgabe von so großer Bedeutung ist, dass wir die Belastung mit Freuden auf uns nehmen sollten.«
Rhodan sah ein Flirren vor den Büschen. Mehr erkannte er von dem Arkoniden nicht. Die Stealthfunktion der Stoffbahnen färbte den Behelfsanzug so, dass er sich seinem Hintergrund anpasste. Gut so, denn andernfalls hätten sie ausgesehen wie in Lumpen gehüllte Vogelscheuchen. Oder besser: wie jemand, dem man unzählige in Streifen geschnittene Ponchos über den Körper und eine Stofftüte über den Kopf gestülpt hatte. Um Hand- und Fußgelenke, Schultern, Brust, Taille, Oberarm und Oberschenkel – ach was, streng genommen überall trugen sie Manschetten, die durch die von innen durchsichtigen Streifen die Umgebung scannten. Kein Wunder, dass sich Chabalh geziert hatte, sich in dieses Konstrukt hüllen zu lassen. Der Vorteil der Anzüge bestand darin, dass man sich darunter einigermaßen frei bewegen konnte. Das ermöglichte es Ikemrah da Vosiran, unter den Stoffbahnen einen unterarmlangen Metallbehälter und ein Ledersäckchen zu tragen, über deren Inhalt er sich bisher ausschwieg.
Die Behelfsausrüstungen boten nicht die Sicherheit eines arkonidischen Kampfanzugs
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