PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher
Ausgang war bekannt.
Belinkhar und Crest steckten wahrscheinlich bereits in den Hyperröhren. Vielleicht gelang es ihm, den Arkoniden lange genug aufzuhalten, dass Arga Tasla wenigstens bei den beiden die Behandlung abschließen konnte – wenn sie mit ihr überhaupt schon begonnen hatte, immerhin fehlte mit Perry »Bakkro Cherz« Rhodan einer der Patienten.
Ein weiterer bedrohlicher Gedanke kam ihm: Irgendwo dort draußen lief der wahre Komplize von Ikemrah da Vosiran herum und wartete darauf, dass jemand ihn ansprach. Was würde er tun, wenn die Kontaktaufnahme nicht zustande kam? Vielleicht war er auch aufgehalten worden. Warum sonst hatte Rhodan keinen anderen Purrer auf dem Gelände entdeckt? Andererseits, wie viele Scheidende hatte er denn gesehen?
Er befreite sich aus dem Gestrüpp aus Fragen, die er ohnehin nicht beantworten konnte. »Und Sie glauben, die Aras machen die Signaturmanipulationen im Geshurgebäude und nicht in einem Behandlungsraum der Klinik?« Da hätte Rhodan ihm etwas anderes erzählen können.
»Wer spricht von Manipulationen? Davon abgesehen, dass man Signaturen nicht verändern kann, wäre dieser Gesetzesbruch für das Große Imperium und die Celistas interessant, aber nicht für uns.«
Rhodan musste an sich halten, dass ihm nicht der Kiefer vor Überraschung hinabsackte. Da fiel ihm ein, dass er sich diesen Luxus wegen des Stealthanzugs durchaus hätte erlauben können. Da Vosiran, der Offizier der Flotte, arbeitete nicht für das Imperium? Mit einem einzigen Satz hatte der Arkonide einen Berg von Fragen vom Tisch gewischt – und durch andere ersetzt.
»Natürlich wären die She'Huhan nicht davon begeistert, wenn die Aras an Seelen herummanipulieren. Aber immerhin begingen sie diesen Frevel im Auftrag dessen, dem sie gehört.«
Seelen? Ging es nicht mehr um Individualsignaturen? Oder setzten die She'Huhan – was auch immer das sein mochte – beide Begriffe gleich? Rhodan wurde bewusst, wie wenig er trotz Crests, Thoras und Atlan da Gonozals Bekanntschaft über die Details arkonidischer Kultur wusste. »Ich habe das wohl falsch verstanden. Worum geht es also?«
»Können Sie es sich nicht längst denken? Um ein weit verabscheuungswürdigeres Verbrechen. Wenn die Gerüchte zutreffen, verhindern die Aras der Geshur Allamaj, dass die Seelen nach dem Tod in die Endlose Nacht zurückkehren.«
»Sie meinen ...?«
»Genau das meine ich! Die Ärzte fangen die Individualsignaturen, also die Seelen, auf und halten sie in diesem Kerker gefangen.«
»Sie haben recht«, sagte Iwan Goratschin zu Taivor. »Ich habe Ihren Gleiter nicht absichtlich abstürzen lassen. Aber ich hätte es tun können! Warum denken Sie, dass ich mir meinen Weg aus dieser Klinik oder von dem Planeten nicht ebenfalls mit meinen Fähigkeiten erzwingen würde?«
»Weil Sie nicht der Typ dazu sind. Sie stehen hier und sorgen sich um mein Wohlergehen. Das lehrt mich genug über Sie.« Taivor seufzte. »Hören Sie, ich will Sie nicht erpressen. Aber ich muss hier raus, wenn ich wenigstens den Hauch einer Chance haben will, meinen Auftrag zu erfüllen.«
Goratschin lächelte. Der Mann imponierte ihm. Der Arkonide wusste, dass er ihn vom Himmel geholt hatte. Trotzdem machte er ihm keine Vorwürfe, sondern sorgte sich nur um seine Aufgabe. Und er hatte ihn durchschaut. Er würde sich den Weg nicht freibrennen. »Sie werden den Aras nichts von meiner Fähigkeit erzählen.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Weil es Ihnen nichts bringt. Sie säßen immer noch in der Klinik fest.«
»Normalerweise nicht. Aber welche Wahl lassen Sie mir denn? Bitte! Sie haben mich hier reingebracht, also helfen Sie mir wieder hinaus.«
Goratschin zuckte zusammen. Volltreffer! »Na schön, ich bringe Sie raus. Unter einer Bedingung.«
»Welcher?«
»Sie erzählen mir, worum es geht.«
Neben ihm sog Ishy zischend die Luft ein. »Das kannst du nicht machen«, flüsterte sie. »Was ist aus unserem Vorsatz geworden, nicht aufzufallen?«
Er legte der Japanerin die Hände auf die Schultern und zog sie zu sich heran. »Er hat recht. Ich schulde es ihm. Wenn ich mit meiner ... Gabe verantwortungsvoll umgehen will, darf ich nicht beim ersten Problem weglaufen.«
»Und wenn sein Auftrag nicht so ehrenhaft ist, wie er uns glauben machen will?«
»Werden wir es rechtzeitig erfahren. Bitte, Ishy, ich muss es tun.«
Sekundenlang sah sie ihn schweigend an. Schließlich seufzte sie und nickte. Sie wandte sich Taivor zu. »Ich bin einverstanden.
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