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PR NEO 0045 – Mutanten in Not

PR NEO 0045 – Mutanten in Not

Titel: PR NEO 0045 – Mutanten in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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McGrady eingewilligt und gleich darauf das Angebot, ihm eine Reisebegleitung zu stellen, empört ausgeschlagen. Er sei alt und gezeichnet, aber würde er den Interkontinentalhüpfer nicht aus eigener Kraft bewältigen, dürfte er sich all den anderen Irrsinn erst recht nicht zumuten.
    Haggard holte ihn am Flughafen ab. Er erschrak, als er des legendären Trainers ansichtig wurde, der mit den »Wallabies«, der australischen Nationalmannschaft, dreimal den Rugby Worldcup geholt hatte; dieses Turnier war das Äquivalent zur Weltmeisterschaft im Soccer-Fußball und fand ebenfalls alle vier Jahre statt. Zu behaupten, Alistair McGrady sei nur noch ein Schatten seiner selbst, wäre eine beschönigende Untertreibung gewesen. Er ging am Stock, krumm und gebeugt. Seine Gesichtshaut war bleich und zerknittert wie ein Leichentuch.
    »Glotz nicht so, Haggie!«, krächzte er schon von Weitem. »Das Gehirn funktioniert nach wie vor einwandfrei. Laufen und sich prügeln müssen sowieso andere.«
    Sie schüttelten einander die Hände. »Alistair, ich freue mich. Wie war der Flug?«
    »Langweilig. Meine Sitznachbarn hatten noch weniger Ahnung vom Rugby als du. Hätte das ja nicht für möglich gehalten, aber ...« Er musterte Haggard von Kopf bis Fuß. »Immerhin bist du noch ganz gut beisammen. Hast kaum Fett angesetzt. Nicht übel für dein Alter.«
    »Ich versuche, einigermaßen in Form zu bleiben.« Fast begann Haggard, sich nun ernsthaft Sorgen zu machen. Ein derartiges Kompliment hatte er von McGrady nicht oft bekommen.
    »Und den Nobelpreis haben sie dir zugeschoben, was? Nehme an, aus Mitleid. Damit du wenigstens einmal im Leben etwas gewinnst.«
    Haggard lachte erleichtert.
     
    Kaum hatten sie das Gepäck im Kofferraum verstaut, sagte McGrady: »Wir werden nach Rugby-Union-Regeln spielen.«
    »Bist du sicher? Spräche nicht auch einiges für die League-Variante?«
    1895 hatte sich der englische Rugby-Verband gespalten, weil die südlichen Clubs auf striktem Amateurstatus beharrten, während die nördlichen Vereine, die viele Berg- und Fabrikarbeiter in ihren Reihen hatten, ein geringes Entgelt für Verdienstausfälle einführten. Deren »League« reduzierte später die Anzahl der Spieler auf dreizehn. Außerdem wurden die Einwürfe in die Gasse nach einem Seitenaus durch angeordnete Gedränge ersetzt und diese ihrerseits praktisch nicht umkämpft.
    »Falls du diese Frage ernst meinst, steige ich gleich wieder aus und nehme die nächste Maschine zurück nach Hause«, schnarrte McGrady.
    »Kannst sitzen bleiben, Alistair. Ich gestehe, anfangs tatsächlich mit dem League-Regelwerk geliebäugelt zu haben, weil gerade bei Gasse und Gedränge die Körpergröße und das Gewicht der Spieler nicht unwesentlich zum Tragen kommen. In diesen Punkten sind wir den Naats nun einmal hoffnungslos unterlegen.«
    »Aber?«
    Ein Wort genügte, dass Haggard sich plötzlich wie ein Prüfling vorkam. Viel fehlte nicht, und ihm wären die Handflächen feucht geworden. »Aber dann wurde mir klar, dass unsere einzige Chance in der kurzen Vorbereitungszeit liegt, die den Naats zur Verfügung steht. Die Union-Spielweise ist komplexer, taktisch variantenreicher, und sie verlangt mehr individuelle, über Jahre verfeinerte Fertigkeiten. Kurz, die Mannschaft mit der höheren Erfahrung hat einen größeren Vorteil.«
    »Das will ich meinen. League ist in Summe simpler und noch körperbetonter.« McGrady tippte sich mehrfach mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Allein dass du länger als drei Sekunden drüber nachgedacht hast, lässt mich zweifeln, ob ich dich am Spielfeldrand für mehr werde brauchen können, als die eine oder andere Platzwunde zu vernähen.«
    »Ich bin Wissenschaftler, alter Mann. Wir wägen das Für und Wider gewöhnlich ausgiebig ab.«
    »Aber Rugby ist keine Wissenschaft, dummer Junge! Sondern eine Kunst. Wie heißt es so schön: ›Soccer-Fußball ist ein Sport für Gentlemen, ausgeübt von Raufbolden. Bei Rugby hingegen ...‹«
    »Verhält es sich genau umgekehrt, ich weiß. Lass uns über die Mannschaftsaufstellung reden. Welche außergewöhnlichen Gentlemen schlägst du vor?«
    Bis sie am Stardust Tower ankamen, hatten sie sich immerhin bereits auf zwei Namen geeinigt.
     
    Im Foyer lief ihnen der Ara Fulkar über den Weg.
    Es folgte ein Zusammenprall zweier Welten, gegen den das bevorstehende Aufeinandertreffen von Menschen und Naats mit einem Mal gar nicht mehr so schlimm erschien.
    Fulkar, eine schlaksige, weit über zwei Meter

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