PR NEO 0045 – Mutanten in Not
große, hölzern wirkende Gestalt mit kahlem Eierschädel, hielt sich nicht mit Höflichkeitsfloskeln auf. »Ist dies der krebskranke Sportlehrer?«, fragte er Haggard kühl.
»Ja. Darf ich vorstellen ...«
»Sie sehen erbärmlich aus, selbst für einen Menschen im letzten Lebensabschnitt«, sagte Fulkar zu McGrady, während er ein stabförmiges Gerät aus der Manteltasche zog. Ehe der Schotte reagieren konnte, drückte ihm Fulkar das abgerundete Ende gegen den Hals. Ein Zischen ertönte.
Alistair McGrady schrie auf. »Au! Was soll das? Kerl, was hast du mit mir gemacht?«
»Ich habe Ihnen eine Abart von nachmatari greasu injiziert. Die Auswirkungen dieser Droge auf den menschlichen Metabolismus sind mangelhaft erforscht, aber Sie haben ja ohnehin nichts mehr zu verlieren.«
»Ich werde dir ...« McGrady hob den Gehstock und wollte den Ara damit attackieren.
Haggard fiel ihm in den Arm. »Nur die Ruhe, Coach. Das geht in Ordnung. Fulkar stammt von einem fernen Planeten. Dass er auf der Erde gestrandet ist, hat sich als wahrer Glücksfall für unsere medizinische Forschung erwiesen. Er mag nicht der charmanteste Zeitgenosse sein, aber als Arzt kann ihm niemand von uns das Wasser reichen.«
»Deshalb darf er mir noch lange nicht einfach so mir nichts, dir nichts irgendein außerirdisches Teufelszeug in die Blutbahn jagen!«
»Kollege Haggard vertrat die Ansicht, eine Zustimmung sei von Ihnen nur mit erheblichem Zeitaufwand zu erlangen. Zeit zu verschwenden ist mir ein Gräuel. Wie fühlen Sie sich?«
»So, dass ich dir mit meinem Stock einen drei Zentimeter tiefen Scheitel ziehen würde, wenn mich dieser australische Gorilla losließe!«
Ungerührt las Fulkar die Anzeigen seines Geräts ab. »Mit anderen Worten, agil wie lange nicht mehr?«
McGrady erschlaffte und lauschte in sich hinein. »Das ist richtig«, gab er verdutzt zu.
»Die Dosis hält rund drei Tage lang vor. Spätestens übermorgen kommen Sie zum Zweck einer gründlichen Untersuchung in meine Ambulanz. Dann sehen wir weiter.« Der Ara machte auf den Hacken kehrt.
»Moment!« McGrady hielt ihn am Mantelzipfel fest. »Heißt das, Haggard hat diese Begegnung arrangiert, also dich ... Sie gezielt auf mich gehetzt?«
»Nicht direkt. Wiewohl er in Kenntnis Ihrer Psyche eine Überrumpelungstaktik nahelegte.«
»Ich reise ab. Eine derartige Unverschämtheit ist mir mein Lebtag nicht untergekommen. Ihr gehört verklagt, alle beide!«
»Mir wurde gesagt, dass Sie früher dem Nikotin-Abusus frönten, was zu Ihrer Erkrankung beigetragen haben mag, wenngleich in geringerem Ausmaß als die genetische Veranlagung. Würden Sie gerne wieder Tabak rauchen?«
Nun war McGrady endgültig baff. »Wie?«
»Auf die übliche Weise, durch Inhalation gasförmiger Verbrennungsrückstände.«
»Wollen Sie mich veräppeln? Frank, muss ich mir das bieten lassen?«
»Es bestand die sehr geringe und deshalb aus therapeutischer Sicht vertretbare Gefahr einer anaphylaktischen Reaktion auf das nachmatari-greasu -Präparat«, belehrte Fulkar. »Da diese erfreulicherweise ausblieb, ist nunmehr, solange die Wirkung anhält, auch gegen drei bis fünf Zigaretten pro Tag nichts einzuwenden. Schlafen Sie wohl.«
Sprach's, riss sich los, und weg war er.
Haggards Pod summte.
Der Anrufer war Eric Manoli. »Ich weiß, du bist anderweitig beschäftigt, Frank, aber ... Wo steckst du gerade?«
»Im Foyer des Towers. Wieso?«
»Es geht um Sid González. Soeben ist er endlich wieder zu Bewusstsein gekommen. Du wolltest in diesem Fall unverzüglich verständigt werden.«
»Danke, Eric. Ich bin in wenigen Minuten bei euch, ich bringe zuvor nur schnell Coach McGrady hinauf zu seinem Quartier. Bitte gib auch Sue und John Bescheid.«
»Natürlich.«
»Bis gleich.« Haggard trennte die Verbindung. »Da hast es gehört«, sagte er zu seinem immer noch reichlich verdatterten Mentor. »Mein Typ wird in der Klinik verlangt.«
»Schon recht.« Der Schotte gähnte. »Für heute habe ich genug, ich bin rechtschaffen müde. Obwohl ... Äh, Haggie, sag mal ...«
»Ja?«
»Gibt es hier irgendwo einen Zigarettenautomaten?«
Manoli wartete im Gang vor dem Krankenzimmer. »An Sids physischen Werten hat sich nichts geändert«, instruierte er Haggard. »Sie sind stabil, die allgemeine Schwäche korreliert mit der mutmaßlichen Überanstrengung durch zu häufige oder zu weite Teleportationen. Aber wir haben weiterhin keinerlei Indizien dafür, warum er nun doch aufgewacht ist – und
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