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PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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eines Celistas Hélder aus der Zelle, in der er getrennt von allen anderen den vergangenen Tag und die Nacht verbracht hatte. Er wusste nichts von den Geschehnissen außerhalb seiner Zelle, hatte lediglich kurzzeitig etwas heftigeren Funkverkehr zwischen den Wächtern registriert.
    Am Abend hatte er sich mit Übungen verausgabt, bis er erschöpft ins Bett gefallen war. Nur so war er sicher gewesen, Schlaf finden zu können. Zum einen war es so einfacher gewesen, nicht darüber nachzudenken, was mit Sharmila geschehen würde, und zum anderen ... Hey, es mochte ein schreckliches Heldenklischee sein, aber er wollte seinem Ende aufrecht und wach gegenübertreten.
    Wie oft würde er noch die Chance auf so eine Show haben?
    Sergh da Teffron und sein Gehilfe mit den roten Federn auf dem Kopf warteten auf ihn.
    »Und, gibt es vielleicht doch etwas, das du uns erzählen möchtest?«, fragte der Regentenhandlanger.
    Hélder schüttelte den Kopf. »Du glaubst mir sowieso nicht, also spare ich mir den Atem. Ich würde ja gerne dein Gesicht sehen, wenn du erkennst, dass ich die ganze Zeit die Wahrheit gesagt habe, aber auf diese Freude muss ich wohl leider verzichten.«
    Er bemerkte, dass der Vogelartige ihn aufmerksam musterte. Als er ihn ansah, wandte der Assistent allerdings den Kopf zu seinem Herrn. »Soll es losgehen?«
    »Ist alles bereit?«
    Der Federkopf nickte. »Die anderen Gefangenen sind in ihrer Zuschauerbox. Unsere ist ebenfalls vorbereitet.«
    »Gut. Dann bringt ihn hinein.«
    Die Palorer nahmen Hélder erneut in ihre Mitte. Sie tauschten Blicke und wirkten auf den Halbinder unruhig. Da sie aber beharrlich schwiegen, war es ihm unmöglich, zu raten, was sie dachten. Die Art, wie ihre Hände die Linien auf ihrer Haut berührten und nachfuhren, kam ihm allerdings fast wie ein stummes Gespräch vor.
    Sie nahmen einen Schacht bis auf die unterste Ebene. Danach gingen sie über Fels weiter. Sie folgten einem langen Gang und erreichten eine Tür.
    »Nicht richtig«, murmelte eine der Wachen und tippte dabei fest auf eine kräftige, mehrfach gewundene Linie an seinem Arm. »Entwürdigung für Ak-Chale.«
    »Ist was?«, fragte der Celista laut.
    Der Palorer presste die Lippen zusammen, ließ die Arme hängen und schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    »Macht die Tür auf.«
    Gehorsam traten die Wärter vor. Einer betätigte einen Mechanismus an der Tür, zwei Riegel glitten zurück, der andere berührte den Kontakt, um sie zu öffnen.
    Einen irren Moment lang hatte Hélder eine Vision, wie er sich fallen ließ, mit dem Fuß die Waffe aus der Hand des überraschten Celistas stieß, sie auffing und den Mann damit niedermähte. Er lächelte schief.
    Zu viele schlechte amerikanische Agentenstreams, Hélder. Aber mit diesem Zeug ist es jetzt vorbei. Jetzt kommt die Quittung dafür, dass du dir nie hast sagen lassen wollen, wer und was du zu sein hast. Wärst du ein armer buckelnder Paria geblieben, dann würdest du jetzt leben.
    Er streckte seinen Rücken und ging durch die Tür. Es war auch nicht anders als der Gang auf die Bühne beim Auftritt. Er hatte schon lange kein Lampenfieber mehr.
    Er sah sein Publikum. An einer Seite des Saales hinter einer durchsichtigen Trennwand eingepfercht, standen dreihundert Menschen, auf Stufen verteilt, damit sie auch alle gut sehen konnten. Sharmila stand in der Mitte ganz vorne, ihre schmale Gestalt eingezwängt zwischen den anderen und die Hände um die Arme gelegt, als fröre sie. Mit ihren großen dunklen Augen starrte sie ihn an. Alle um sie wirkten heruntergekommen von der Gefangenschaft. Nur sie war schön wie eh und je. Man hätte meinen können, sie hätte irgendwo Khol aufgetrieben, so dunkel waren die Schatten um ihre Augen.
    Seine Lippen zuckten, verstärkten einen mit Zunge und Kehle erzeugten Rhythmus.
    Nh-nh-tsch, nh-nh-tsch-nh-nh ...
    Er behielt ihn bei, während er zur Mitte seiner Bühne ging und sich dabei einmal um sich selbst drehte.
    Da war eine zweite Kabine an der Stirnseite des Raumes, kleiner und nur mit fünf Personen besetzt. Hinten flankierten zwei Celistas einen palorischen Wärter. Vorne standen der Regentenhandlanger und sein Dienstling. Wieder musterte Letzterer Mahesh, ehe er den Kopf etwas drehte und zur Seite sah. Mahesh Hélder folgte seinem Blick.
    Sharmila.
    Hélder stockte in seinem Rhythmus. Für einen Moment kehrten seine Ängste um sie mit voller Wucht zurück. Warum sah der Federkopf gerade dort hin? Was wusste oder plante er?
    Ein Kratzen lenkte ihn

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