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PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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um viel zu sehen, aber sie stellte sich vor, dass sich überall in der Halle solche Szenen abspielten.
    Bewegung kam in die Massen; die einen wollten helfen oder hofften, die Eingänge öffnen zu können, andere flohen in den hinteren Bereich der Halle. Sharmila schloss sich den Fliehenden an. Mehrere bewusstlose Menschen blieben in dem Bereich zurück, der sich leerte, um den Kämpfen Raum zu geben. Nicht alle Wärter waren so überrascht worden wie der, bei dem Sharmila zugesehen hatte. Trotzdem hatten die Gefangenen gegen die Überzahl keine Chance.
    Eine Alarmsirene schrillte. Im Anschluss übertönte eine bis zur Schmerzgrenze verstärkte Stimme das Gebrüll.
    »Sofort die Waffen ablegen und den Widerstand einstellen! Andernfalls greifen wir ohne Rücksicht durch! Ich wiederhole: Waffen ablegen und an der Rückwand aufstellen! Sofort!«
    Die Kämpfer schrien der Stimme ihr Wutgeheul entgegen, die eroberten Schockstäbe in die Luft gereckt. Sie schleppten die bewusstlosen Wärter in die Mitte der Halle. Sharmila registrierte, dass es nur Palorer waren. Die wenigen Celistas, die normalerweise die Oberaufsicht führten, waren offensichtlich entkommen.
    Die Lautsprecherstimme wiederholte ihre Aufforderungen. Wieder antwortete erst nur lautes Gebrüll, erstarb dann aber, als Atu die Arme hob. Als der Größte unter den Kämpfern hatte er es am leichtesten, die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken.
    »Wir bringen eure Wärter um!«, brüllte er. »Einen nach dem anderen, wenn ihr uns nicht die Tore aufmacht und uns rauslasst! Und wir werden genauso wenig zimperlich sein wie ihr!«
    Einen Moment war es still. Als die Stimme schließlich antwortete, tat sie es mit unveränderter Lautstärke. »Deine Drohungen sind lächerlich. Ein letztes Mal: Legt die Waffen nieder und geht zur Rückwand! Andernfalls sind wir nicht für die Folgen verantwortlich.«
    »Was wollt ihr machen? Uns töten? Das macht ihr doch sowieso, feige, einen nach dem anderen! Jetzt kommt und zeigt, ob ihr was als Kämpfer taugt! Wir haben keine Angst mehr vor euch!«
    Wieder herrschte Schweigen. Als Sharmila das Kribbeln in ihren Füßen spürte, dachte sie zuerst, es sei ihre Nervosität. Dann rief jemand: »Sie setzen alles unter Strom!«
    Sharmila bezweifelte, dass es Strom war, den sie spürte. Der Schrei löste trotzdem eine Panik aus. Verzweifelt suchte jeder nach einem Platz, wo er sicher war, obwohl es in der ganzen Halle keinen geben konnte. Menschen stürzten und standen zum Teil nicht wieder auf. Sharmila ließ sich treiben und bemühte sich lediglich darum, auf den Beinen zu bleiben, bis sie spürte, wie ihre Muskeln zu zucken begannen. Die Schreie wurden zu abgehackten, kehligen Lauten, zu Winseln und Stöhnen. Ringsherum sanken die Menschen unkontrolliert zuckend zu Boden und mit ihnen auch die Tänzerin.
    Als sie am Boden aufschlug, schoss Schmerz durch ihren Kopf und blendete sie für einen Moment. Als sie wieder sehen konnte, sah sie als Erstes Atu, der an einem Seil bis fast unter die Decke der Halle geklettert war. Er hing noch immer dort, die Hände fest ins Seil verkrampft und Mordlust in den Augen.
    Eine Tür ging auf. Roboter und Transportplatten schwebten herein und verteilten sich im Raum. Hinter ihnen folgte ein Celista, eine langläufige Waffe locker in der Hand. Atu trat mit beiden Füßen gegen die Wand, um Schwung zu erhalten und dann rasend schnell am Seil herabzugleiten, in Richtung des Arkoniden.
    Der Celista drehte sich um und hob die Waffe. Die Luft knisterte, wo die passierenden Energien sie auf dem Weg zu Atu ionisierten. Aus Atus Bauch schlugen Flammen, nachdem die Kleidung an dieser Stelle weggebrannt war.
    Sharmila schloss die Augen. Ein dumpfer Schlag begleitete Atus Aufprall auf dem Boden. Er hatte nicht einmal geschrien.
    Der Aufstand hatte geendet, ohne je richtig begonnen zu haben.
    Die Roboter verluden erst die palorischen Wärter und brachten sie hinaus. Die Celistas hatten sie ohne Rücksicht denselben Schmerzen unterworfen wie die Gefangenen. Anschließend wurden die Menschen aufeinandergehäuft. Jede einzelne der Plattformen fuhr an Atus zuckendem Körper vorbei. Ein Bauchschuss tötete nicht sofort. Man konnte noch tagelang leiden, ehe der Körper aufgab. Sharmila hatte keine Zweifel, dass der Celista mit voller Berechnung so gezielt hatte.
    Es war geeignet, auch die letzte Hoffnung in einem Menschen zu töten.
     
    Am frühen Morgen des folgenden Tages holten zwei Palorer unter der Aufsicht

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