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PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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Herrn. Sergh da Teffron war ganz nach vorne an die Trennwand getreten, sobald das Biest sich wieder bewegt hatte. Es folgte dem Signal, auf das es trainiert worden war, und verharrte ihnen gegenüber. Wellen durchliefen unermüdlich die Oberfläche und ließen Lichtreflexe im Dunkel aufblitzen. Es formte ein Pseudopodium und deutete in ihre Richtung.
    Was kam, traf den Halbarkoniden so unvorbereitet, dass er mehrere Schritte zurücktaumelte. Bilder stürmten auf ihn ein, die er nicht begriff. Aufblitzende Gesichter, Gebäude, ein Kugelraumschiff, ein endloser Fluss. Sterne, zum Greifen nah, die funkelnden Lichter einer Stadt. Ein paar Jungen mit Messern, ein Mann, der ein Kind auf die Straße stieß, ein Explosionsblitz. Eine im Wasser treibende Leiche.
    Bahroff schloss die Augen und legte die Hände an die Ohren, als hoffe er, damit abschirmen zu können, was auf ihn einstürmte. Es war sinnlos.
    Ein bekanntes Bild.
    Sharmila.
    Der Mann hatte Gefühle für sie gehabt, die Bahroffs Seele vibrieren ließen. Er schüttelte die Erinnerung ab.
    Bahroff glaubte, sich wimmern zu hören, und presste die Lippen zusammen. Endlich verebbte der Strom, wurde zu einem Tröpfeln, endete mit einem Schrei – ein Todesschrei vielleicht oder der eines Neugeborenen. Stille folgte, in der er nur das Rauschen des Blutes in seinen Ohren hörte. Langsam ließ er die Hände sinken und öffnete die Augen.
    Sergh da Teffron stand mit weit aufgerissenen Augen da, die Lippen zusammengepresst und Schweißperlen auf der Stirn. Er hatte die Hände so fest geballt, dass die Knöchel weiß geworden waren.
    Das Biest senkte den Auswuchs wieder und ruhte in der Mitte des Raumes, nichts als ein riesiger Haufen schwarzer Glibber, den ab und zu ein leises Zittern durchlief.
    »Es war nichts dabei«, sagte Sergh da Teffron rau. »Es war ... nichts Brauchbares dabei. Überhaupt nichts!«
    Die Hand des Regenten fuhr herum. Sein Blick suchte den Anführer der Wärter, der gemeinsam mit zwei Cel'Orbtonen im Hintergrund des Raumes bereitstand.
    »Gebt ihm noch jemanden«, forderte er. »Gebt ihm einen weiteren Menschen, meinetwegen alle! Irgendjemand muss etwas wissen!«
    »Das geht nicht, Herr«, antwortete der Mann mit gutturalem Akzent. Er zog den Kopf zwischen die Schultern, als habe er Angst, für seine Worte geschlagen zu werden. »Ak-Chale ist satt. Kann heute nicht mehr essen. Erst morgen wieder hungrig.«
    Da Teffrons Lippen wurden schmal. »Also gut«, sagte er. »Morgen. Und sorgt dafür, dass sie zu jeder Zeit sehen, was ihnen droht – jedem Einzelnen von ihnen, an jedem Tag einer, bis ich weiß, was ich wissen will.«
    Er winkte Bahroff, ihm zu folgen, und ging mit langen Schritten zum Ausgang.
    Der Halbarkonide sah in die Halle. Die Wärter und die Celistas trieben die Menschen schon wieder hinaus. Einige weinten, andere sahen starr ins Nichts. Manche stützten ihre Mitgefangenen, redeten auf sie ein oder hielten sie nur.
    Sharmila sah er zunächst nicht, bis sich einer der Wächter hinunterbeugte. Als er wieder aufstand, hielt er sie auf den Armen. Die Tänzerin musste das Bewusstsein verloren haben.
    Hastig wandte sich Bahroff ab, als Erinnerungen sich regten, die nicht die seinen waren, und eilte hinter seinem Herrn her.

5.
    Hela Ariela
     
    Zehntausend Jahre. Ein Zeitraum, den man sich nicht vorstellen kann, wenn man ihn nicht durchlebt hat. Und auch jetzt ist es nicht so, als könnte ich ihn wirklich begreifen. Ich spüre die Folgen, den Schatz aus Erfahrung, auf den ich zurückgreifen kann. Die unzähligen Erinnerungen, die durch Assoziationen aus den Tiefen meines Geistes auftauchen und teilweise gewaltsam wieder unterdrückt werden müssen. Manchmal machen sie es leichter, manchmal schwerer.
    Es gibt nichts, was nicht auf ähnliche Art schon einmal da war in meinem Leben, kaum noch eine Überraschung, auch wenn ich natürlich trotzdem nicht in der Lage bin, detaillierte Vorhersagen zu treffen. Doch ich habe ein recht gutes Gespür dafür entwickelt, welche Entwicklungen wahrscheinlich sind.
    Nur in einer Sache habe ich keinerlei Sicherheit, und das macht es mir unmöglich, zur Ruhe zu kommen und mich so auf die Geschehnisse um mich herum zu konzentrieren, wie ich es sollte. Aber es ist eine essenzielle Frage für mich, die mein ganzes Dasein und Selbstverständnis betrifft.
    Wer kontrolliert mein Leben?
    Ich muss die Antwort auf diese Frage finden. Sie hat für mich höchste Priorität.
     
     
    Wandlungen
     
    Rhodan lehnte sich

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