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PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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Lotsen und die Lotsen selbst.
    Als das Lotsenschiff um den Gesteinsbrocken herum zu dessen Tagseite schwenkte, erwartete Rhodan eine Überraschung.
    Erst war es nur ein feines Glitzern wie Sonnenstrahlen in einem Wasserfall, das seine Aufmerksamkeit erregte. Es zierte als Silberfaden den Rand des Asteroiden. Je weiter sie flogen, umso mehr dehnte sich das Glitzern aus, erst zu einer Fläche, dann zu einer Sphäre. Rhodan wurde klar, dass er einen Schutzschirm sah, der sich über die gesamte Sonnenseite des Asteroiden erstreckte.
    Während das Schiff dem Bogen des Schutzschirms folgte, wurde sichtbar, was er beschützte. Unwillkürlich hielt Rhodan den Atem an. Es war wie ein Planeten-Diorama, ein galaktischer botanischer Garten. Als Erstes sah er Prärie, auf der sich hohes violettes Gras wie Wellen unter Wind beugte. Übergangslos schloss sich ein dichter Wald an, aus dessen grünblauem Pflanzengeflecht helle Farben hervorschimmerten, die Blüten, Früchte oder auch Bewohner dieses Dschungels sein mochten. Dahinter dehnte sich ein Sumpfgebiet aus, in dem baumhohe Pflanzen wurzelten, die am ehesten mit irdischem Farn vergleichbar waren. Bei jedem Schwung warfen sie schillernde Lichtreflexe.
    Ein Kaleidoskop von Landschaften eröffnete sich im Anschluss, künstliche Berge und Täler, tiefe Schächte, die kaum Licht einließen, weite Ebenen und mehr. Teile davon wirkten karg und nur mit Flechten überzogen, andere bordeten vor Leben förmlich über. Immer wieder sah Rhodan Vogelschwärme durch den Himmel ziehen. Herden wanderten über offenes Land, und überall huschten einzelne Schatten und bunte Flecken Leben durch die Gebiete. Wie silberne Adern durchzogen Flüsse und Seen all diese Landschaften und glänzten in Hela Arielas Licht.
    Hier und da erkannte er Gebilde, die Gebäude oder technische Einrichtungen sein mochten. Meist lagen sie gut versteckt. Auf dem höchsten Punkt ihres Fluges glaubte Rhodan allerdings, unter dem Lotsenschiff eine Stadt aus schneeweißen Gebäuden mit nachtschwarzen Kuppeln zu sehen.
    Sie erreichten das andere Ende des Schutzschirmes und schwangen wieder um die Seite des Planetoiden herum in die Dunkelheit. Ohne Vorwarnung wechselte dort der Kurs. Sie stürzten auf ein zunächst winzig scheinendes Loch in der felsigen Fläche zu, das rasend schnell größer wurde und sie verschluckte. Mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit manövrierte der Pilot sie durch ein Labyrinth von Höhlen, in dem jeder Uneingeweihte schnell die Orientierung verlieren musste. Mehr als einmal glaubte Rhodan, dass das Schiff im nächsten Moment an einer Felswand zerschellen musste, ehe ein plötzlicher Kurswechsel sie in einen neuen Gang eintauchen ließ.
    Erst als das Schiff endlich die Geschwindigkeit drosselte und in eine hell ausgestrahlte Halle einflog, bemerkte Rhodan, dass er die Finger in die Haltegriffe seines Sitzes gekrallt hatte. Er atmete tief durch. Astronautentraining oder nicht – es hatte immer Achterbahnen gegeben, die auch ihn gehörig beanspruchten. Genauso hatte sich dieser Flug angefühlt.
    Das Lotsenschiff folgte eine Weile dem undurchsichtigen Bewegungsmuster der unzähligen Schiffe, die die Halle wie ein tanzender Bienenschwarm erfüllten, schwenkte zur Seite und ging an einem Auslegerpaar längsseits. Automatisch wurden Halterungen ausgefahren. Ein Steg schob sich aus der Wand bis an die Ausstiegsschleuse.
    Khe'Rhil stand auf und kam nach hinten zu seinen Gästen. Als Rhodan aufstand, musste er sich festhalten, um nicht abzuheben. Die Schwerkraft war deutlich reduziert worden. Zwar war sie noch immer höher als auf dem Mond, aber er schätzte, dass sie unter der halben Erdschwere lag. Die anderen hatten beim Verlassen ihrer Plätze mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen wie er.
    »Willkommen auf Tinios!«, sagte Khe'Rhil, der sich als Einziger so bewegte, als kenne er nichts anderes als die nun herrschende Schwerkraft. »Wir können das Schiff jetzt verlassen. Ich werde Sie zur Halle der Endlichen Nacht begleiten, wo Sie Anetis gegenübertreten werden. Vorher wird man im Sternensaal Ihren Beitrag zu unserer Heimat entgegennehmen. Ich hoffe, Sie haben an eine entsprechende Gabe gedacht?«
    Rhodan entging nicht, dass der Blick des Lotsen zu Chabalh wanderte. Noch immer hatte er wohl die Hoffnung nicht aufgegeben, den Purrer ihrem kosmischen Zoo beifügen zu können.
    Ishy Matsu trat vorsichtig vor, die Hände vor der Brust verschränkt. Darunter hielt sie ein Büchlein. Obwohl die Asiatin

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