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PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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Rhodan später manchmal Zweifel hatte, ob es Realität gewesen war. Nicht einmal Chabalh hörte oder spürte er, obwohl sie dicht nebeneinander in die Kabine getreten waren.
    Völlige Dunkelheit umgab sie. Rhodan kämpfte darum, sich wieder an die eine ganze Weile nicht mehr erlebte Schwerelosigkeit zu gewöhnen. Es war wie bei einem Parabelflug, nur dass er dort zumindest die Umgebung als Orientierungshilfe gehabt hatte. Jetzt gab es absolut nichts, an dem sein Auge sich hätte festhalten können. Einen Moment umfing ihn Unsicherheit, ob er überhaupt stürzte oder man nur die künstliche Schwerkraft umgepolt hatte.
    Die Frage erübrigte sich, als unter ihm ein Lichtpunkt auftauchte und rasch größer wurde. Gebannt starrte Rhodan auf den schimmernden Fleck, der zugleich mit dem Anwachsen auch an Struktur gewann. Ein hellerer, ovaler Kern zeichnete sich ab und Lichtbahnen, die von diesem ausgingen und ihn umschlangen.
    Eine Galaxis!
    Wie hingewirbelter Diamantstaub glitzerte das Gebilde unter ihm, während ringsherum weiter absolute Dunkelheit herrschte. Unwillkürlich suchte sein Blick in der Balkenspirale nach bekannten Strukturen. War das der Perseus-Arm? Der schwächere daneben der nach dem Sternbild Sagittarius benannte? Wie weit musste man diesem folgen, um zum zwischen beiden Armen liegenden Orion-Ausläufer zu kommen, der das heimatliche Sonnensystem enthielt?
    Noch ehe er auf seine Fragen eine Antwort gefunden hatte, begann die Galaxis, sich unter ihm zu drehen. Gleichzeitig spürte er, wie seine Füße wieder den Boden berührten, erst nur sanft, dann stärker. So, wie der Druck auf seine Sohlen zunahm, wurde auch das Kreisen der Galaxis schneller, die inzwischen fast seinen ganzen unteren Sichtbereich ausfüllte. Er begriff – die Röhre war allmählich in eine nur noch schwach geneigte Kreisbahn über dem Gebilde eingeschwungen, die ihn erst weiter hinaus in Richtung der äußeren Arme trug, um dann einem von ihnen zu folgen, auf den hellen Kern des Leuchtens zu.
    Rhodan streckte eine Hand aus und fühlte Fell. Sacht strich er darüber. Chabalh schmiegte sich gegen ihn, blieb aber still. Auch ihn schien der Anblick gepackt zu haben.
    Aus den Sternen und Nebeln wurden Gebäude und Parks. Lichter, deren Farben und Helligkeiten sorgfältig den Sternen angepasst worden waren, glitzerten an Pfosten und an Häusern entlang sich spiralig nach innen windender Straßen. Hier und da konnte man Gleiter erahnen oder die schattenhaften Gestalten schwarz gekleideter Lotsen.
    Rhodans Kabine schoss einige Meter oberhalb einer Straße auf ein riesiges Gebäude zu, dessen hell glänzende Außenfront an die teils turmhohen Säulengebilde einer Tropfsteinhöhle erinnerte. Auch dieses Gebäude war von einer Kuppel überspannt, die golden schimmerte.
    Die Röhre stieg aus ihrem zuletzt ebenen Verlauf wieder an. Die Kabine verlor dabei die letzten Reste der beim Sturz gewonnenen Bewegungsenergie. Langsam glitt sie zwischen den unregelmäßigen, perlmuttartig leuchtenden Säulen hindurch ins Innere des Gebäudes.
    Ein letzter Bogen führte Rhodans und Chabalhs Kabine an den Rand einer fünfzehn Meter breiten Galerie, die sich um den ganzen, wie bei der oberen Halle etwa hundert Meter betragenden Innendurchmesser des Gebäudes zog. Darauf flanierten einige der Leute, die er schon an der Oberfläche gesehen hatte. Sie sprachen und lachten, was er aber noch immer nur sehen, nicht hören konnte. Es gab keine Anzeichen von Gedränge mehr. Man verteilte sich locker auf der Galerie oder ließ sich von einem der breiten, wie Freitreppen in Bögen verlaufenden Rollbänder nach unten tragen. Wände und Decke der Halle schimmerten golden und erfüllten den Raum mit sanftem Licht.
    Mit einem sachten Ruck stoppte die Kabine. Die Tür glitt auf. Unvermittelt strömten wieder Geräusche und Gerüche auf Rhodan ein. Überwältigt blieb er stehen, bis Chabalh ihn sanft anstupste. Gemeinsam mit dem Purrer trat er aus der Kabine.
    Khe'Rhil stand neben der Kabinentür und musterte Rhodan aufmerksam. Rhodan beschloss, es vorerst zu ignorieren, und sah sich nach den anderen um. Iwan Goratschin und Ishy Matsu lehnten Hand in Hand am Geländer der Galerie und schauten in die Halle hinunter. Belinkhar stand in ihrer Nähe und musterte die Kuppel. Alle drei wirkten ähnlich beeindruckt von dem Gebäude wie Rhodan.
    »Ist der Himmel auf Sand dunkel?«, fragte Khe'Rhil unvermittelt. »Sieht man noch das Leuchten der Sterne?«
    Rhodan wandte sich ihm zu.

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