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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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jemand der energetischen Wand gegenüber hegt.«
    »Und wo liegt das Problem?«, fragte Iga, als der Schweber losflog. Sie nahm einen Kaugummi aus einer Tasche ihres Blaumanns und schob ihn sich in den Mund.
    »Das Lakeside-Institut ist alles andere als eine kleine Forschungseinrichtung. Es gibt dort eine Menge Gebäude, vergleichbar einer großen Universität. Forschungsbereiche, Labors, Küchen, Aufenthaltsräume – verdammt, Wohnheime für die Angestellten.«
    Iga verstand. »Wie viele Nichtmutanten leben dort?«
    »Nicht nur Menschen übrigens, sondern auch Ferronen und nicht wenige von ihnen«, sagte Mercant. »Das wissenschaftliche und nicht wissenschaftliche Gesamtpersonal besteht aus über tausend Personen.«
    »Tausend«, wiederholte Iga. »Und falls du den Schirm errichtest, sitzen sie mit einer Menge Mutanten dort gefangen, die erstens krank und zweitens wütend sind?«
    »Und wenn Haggards Prognose stimmt, werden sie jederzeit damit beginnen, Amok zu laufen«, ergänzte er. »Zurzeit leben im Institut 64 verifizierte Mutanten unterschiedlicher Stärke und Begabung. Ihre Paragaben könnten sich unkontrolliert entladen.«
    »Was bedeutet das konkret?«
    Mercant hob die Schultern. »Da es noch nie geschehen ist, kann das niemand vorhersagen. Auch ein Frank Haggard nicht.«
    »Gut.« Iga trommelte mit den Fingerspitzen auf der Bedienkonsole des Schwebers. »Zusammengefasst ist es leicht möglich, den Schirm zu aktivieren. Theoretisch. Die praktische Situation hält dich jedoch davon ab.«
    »Genau das.« Mercant seufzte. »Aber auch dafür habe ich natürlich ...«
    »... einen Plan«, beendete Iga seinen Satz.
    »Ich lasse das normale Personal evakuieren.«
    »Du sprichst von tausend Leuten. Und die Mutanten sollen das nicht bemerken?«
    »Der Vorteil liegt darin, dass es mitten in der Nacht geschieht und die Mutanten in einem eigenen Haus untergebracht sind. Zumindest die ... die meisten Angestellten bringe ich raus. Neunzig Prozent. Vielleicht etwas mehr.«
    »Und die anderen?«
    Mercant zögerte. Ihm kamen nur Plattitüden in den Sinn: Kein Plan ist perfekt. – Mit etwas Schwund muss man rechnen. – Wo gehobelt wird, fallen Späne. Da schwieg er lieber.
    Und das war offenbar aussagekräftig genug.
    »Noch laufen sie nicht Amok«, sagte Iga. Kurz tauchte der Kaugummi zwischen ihren Zähnen auf. »Auch wenn Haggard drängt, geht alles vielleicht gut aus.«
    »Ja.« Das war nicht die intelligenteste Erwiderung sämtlicher Zeiten, aber die Essenz dessen, was Allan dazu einfiel. Etwas Hoffnung schadete nie. Er stoppte den Schweber vor einem Gebäude mit glänzender Glasfassade; sie befanden sich in einem Bereich von Terrania, der erst seit wenigen Wochen existierte. Ganze Heerscharen von Robotern und menschlichen Arbeitern waren unablässig daran, das Stadtgebiet zu erweitern. »Wir sind da.«
    »Und wo?«
    »Dies ist ein neu angelegtes Rechenzentrum, eine Steuerzentrale, wenn du so willst. Von dort kann ich auf die Systeme von Lakeside zugreifen und einen Feueralarm auslösen. Für das gesamte Gelände – abgesehen vom Gebäude der Mutanten. Das schalte ich stumm.«
    »Und dann?«
    »Dann wird uns dieser Schweber vor Ort bringen. Wir fliegen über den Salzsee und stoppen ein wenig außerhalb des Instituts, leiten von dort die Evakuierung.« Er räusperte sich. »Iga, wenn du Angst hast, bleib in der Stadt.«
    »Angst?«
    »Du musst dich nicht schämen, falls ...«
    »Ich weiß, wie sich Angst anfühlt, Allan, und wann man sie zulassen muss, denn ich bin kein Narr. Ich hatte Angst, als ich dich verlassen habe, Angst vor einer engen Beziehung. Es war falsch. Und diesmal bleibe ich.«
    »Sicher?«
    »Sicher. Jetzt lös den verdammten Feueralarm aus. Danach gibt es immer noch ein Problem.«
    »Nicht eins«, widersprach Allan. »Eher hundert.«
    »Aber eins, das dringender ist als die übrigen.« Iga kaute weiter auf ihrem Kaugummi, er wanderte von der rechten in die linke Backentasche. »Im Lakeside-Institut kannst du vielleicht die Dinge in die Wege leiten, doch dort sind nicht sämtliche Mutanten der Erde versammelt, richtig?«
    Sie war klug. Sie verstand instinktiv, worum es ging, begriff es jenseits aller theoretischen Strategiepläne. Es gab tatsächlich eine Menge Menschen mit Psi-Gaben, von denen niemand in Terrania oder Lakeside etwas wusste.
    Und es gab genau zwölf Teams, die irgendwo auf dem Globus unterwegs waren und in Mercants Auftrag nach anderen Mutanten suchten. Ein Dutzend Zweierteams.

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