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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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das Erbe im Bewusstsein gehalten werden, das in dieser hektischen Zeit, in der sich alles auf den Kopf stellte, sonst der Vergessenheit anheimfiel? Das Wissen um die Historie, um die drohende Selbstvernichtung durch Bruderkriege, um all die Katastrophen, auf denen die neue Zeit fußte, die selbst noch lange nicht so gesichert war, wie es für viele schien?
    Und was hieß das für einen asiatischen Geheimdienst wie den BIN, der auf eine zweifellos unrühmliche Geschichte zurückschaute, deren Ende nicht weit zurücklag – falls sie überhaupt beendet war? Durften die Verantwortlichen in Terrania mit einer solchen Organisation zusammenarbeiten, oder stellte das einen moralischen Fehler dar? Mussten die Anführer der Geheimdienste ausgetauscht werden, oder diente die Ausrichtung auf die kosmische Zukunft als ...
    Ein Ächzen riss den grübelnden Afrikaner jäh in die Gegenwart zurück – es gab ein konkretes Problem, um das es sich zu kümmern galt.
    Ailin schlug die Augen auf, gab ein würgendes Geräusch von sich, hob die Hand an den Mund.
    »Ruhig«, sagte Tschubai. »Du bist nicht in Gefahr. Die Übelkeit wird vergehen.«
    »Wasser!«, forderte sie, ohne ihn anzusehen.
    Stagge reichte ihr eine Flasche, die sie vor der Liege abgestellt hatten; eine Plastikflasche selbstverständlich.
    Die Mutantin trank vorsichtig einen kleinen Schluck, schloss die Augen, atmete tief durch und trank erneut.
    »Wir sind nicht deine Feinde«, sagte Tschubai und ergänzte, als sie sich im Raum umsah: »Es gibt kein Glas hier. Nirgends. Aber noch einmal: Du bist nicht in Gefahr. Du hast keinen Grund, nach einer Waffe zu suchen. Niemand will dir etwas Böses.«
    »Ihr habt mich niedergeschlagen.« Sie sprach ein erstaunlich klares Englisch und schüttelte die Betäubung gut ab.
    »Aber vorher hast du uns ...«, er stockte, »... angegriffen«, beendete er den Satz; ... töten wollen, hatte ihm auf der Zunge gelegen.
    Ein Wortschwall auf Chinesisch sprudelte aus Ailins Mund. In ihrer Aufregung verfiel sie wohl instinktiv in ihre Muttersprache. Tschubai verstand nichts davon.
    Als sie innehielt, erklärte Stagge: »Sie fragt, wo sie sich befindet. Sie hält uns für Terroristen. Für ein Killerkommando. Sie glaubt, wir wären ins Bordell gekommen, um sie zu eliminieren.«
    Der Afrikaner wandte sich an Ailin. »Wie kommst du darauf?«
    Die Chinesin setzte sich auf, rieb sich kurz über die Stirn, als wolle sie den restlichen Schwindel verscheuchen, den sie wohl noch spürte. »Ich bin nicht normal«, sagte sie. »Und Chinesen werden sowieso außerhalb der Wehrdörfer oft angegriffen. Damit bin ich ein besonders gutes Opfer. Ihr habt mich gezielt gesucht, und ihr seid keine Freier, die für mein anderes Fleisch mehr bezahlen.«
    »Anderes Fleisch?«, fragte Tschubai verständnislos.
    »Sie ist exotisch«, sagte Stagge. »Etwas Außergewöhnliches. Vielleicht ...«
    »Ich bin die einzige chinesische Hure weit und breit«, unterbrach sie mit seltsam abgeklärter Nüchternheit.
    Diese Frau wusste genau, welche Rolle sie spielte: eine Perle unter den Prostituierten, im gewissen Sinn eine Königin dieser Welt, was ihr einen geschützten Status verliehen hatte. Ihr Verstand funktionierte scharf und präzise, sie machte sich nichts vor und gab sich keinen Illusionen hin. »Deshalb hat man mich auch bislang in Ruhe gelassen, obwohl ich ein Freak bin.«
    »Du sprichst von deiner Gabe«, sagte Tschubai, den das Gefühl überkam, dass dies noch nicht das Ende der Geschichte war. Ailin verschwieg den wahren Grund, warum sie die beiden Mutanten derart rigoros angegriffen hatte. »Du bist eine Mutantin. Tatsächlich etwas besonders Wertvolles. So wie wir.« Die letzten Worte betonte er auffällig. »Wir können verstehen, was du denkst. Wie du dich fühlst.«
    Sie schwieg einen Moment. »Ihr habt mich also nicht gejagt? Wollt mich nicht töten?«
    »Nein«, stellte Olf Stagge klar.
    Sie atmete tief durch. Ihre Kiefermuskeln arbeiteten. »Dann lasst mich gehen.«
    »Wenn du es möchtest, steht es dir frei. Aber lass uns ...«
    »A-b-e-r«, wiederholte sie gedehnt. »Ich wusste es.«
    »Versteh es bitte nicht falsch.«
    »Darf ich gehen oder nicht? Das ist die einzige Frage, die mich interessiert.«
    »Du darfst«, stellte Tschubai klar. »Es gibt keinen Grund, dich festzuhalten. Wir haben kein Recht dazu. Du bist ein freier Mensch.«
    »Deshalb habt ihr mich auch entführt«, sagte sie mit verbittert-sarkastischem Unterton.
    »Wir haben uns lediglich

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