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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Vierundzwanzig Mutanten, die Zeitbomben glichen.
    Und das hieß, dass Allan noch zwölf Anrufe tätigen musste, um diese externen Probleme zu beseitigen. Er tippte die erste Nummer, als sie in die Steuerzentrale gingen, und keine Minute später, während er sich parallel in den Hauptrechner einloggte, befahl er den Zugriff.

Die fünfte Stimme:
    Käfer
     
    Irgendwann während des Infernos:
    Der Käfer.
    Bei all dem Grauen um uns herum, bei den Explosionen, den eingestürzten Häusern ...
    ... bei den Toten!
    ... bei all diesen Dingen, die geradezu danach schreien, beachtet zu werden, denke ich doch immer wieder an dieses winzige, eklige, wunderbare Insekt. An den Käfer, der von Sues Hand weggekrabbelt ist.
    Ich komme nicht darüber hinweg. Ich sehe vor mir, wie er die Flügel ausbreitet und abhebt, und ich frage mich, ob ich deshalb Hoffnung hegen soll oder mich einfach nur noch mehr fürchten muss.
    Sue jedenfalls spricht nicht davon, aber in ihren Augen erkenne ich, dass es ihr Angst macht. In ihren traurigen, schönen Augen.
    Mein Name ist Sid González.
     
     
    5.
    Beginn der Erkenntnis
    Java, 12. Mai 2037, 14.08 Uhr Ortszeit
     
    Kalt.
    Der Raum war ein kalter, bedrohlicher Würfel mit dunkel gestrichenen Seiten. Die drei Menschen darin wirkten wie Fremdkörper.
    Jedes Mal, wenn Ras Tschubai den Blick hob und sich umsah, schienen die fensterlosen Wände ein Stück näher gerückt zu sein. Nicht mehr lange, und sie würden ihn von allen Seiten berühren, ihn drücken und zerquetschen.
    Ein unsinniger Gedanke natürlich, aber der Sudanese kam nicht umhin, sich vorzustellen, was früher in diesem Raum passiert sein mochte. Zweifellos hatten diese vier Wände mehr als ein schweres Schicksal gesehen, von Menschen, die in die Gewalt des indonesischen Geheimdienstes geraten waren.
    Tschubai schob den Gedanken beiseite. Später. Später würde er sich damit beschäftigen, ob es richtig sein konnte, an diesem Ort zu sein.
    Später.
    Vielleicht.
    Ailin lag vor ihnen auf einer Pritsche, dem einzigen Einrichtungsgegenstand neben den Stühlen, auf denen die beiden Mutanten saßen. Dem kahlen Metallgestell der Liege hatte jemand immerhin eine relativ bequem aussehende Matratze spendiert.
    Das wenige Licht im Raum kam von einer kleinen, in der Decke verankerten Lampe. Es war düster, und es reichte gerade aus, die Schatten in den Winkeln zu verstärken. Und waren die Wände nicht schon wieder ein Stück näher gerückt?
    Ihre Ankunft in der angeblichen Lagerhalle am Hafen lag einige Zeit zurück. Inzwischen schlief Ailin nicht mehr aufgrund von Stagges ebenso radikaler wie brutaler Methode, sondern wegen eines Betäubungsmittels, das einer der BIN-Agenten ihr seelenruhig und mit einer Selbstverständlichkeit injiziert hatte, als würde er es jeden Tag tun. Danach hatte er Stagge und Tschubai verarztet, ihnen eine Heilsalbe aufgetragen und Verbände angelegt.
    Die Wirkung des Narkosemittels müsste in Kürze nachlassen, falls sich dieser Mann, der sich selbst als Arzt bezeichnet hatte, nicht irrte. Die beiden Mutanten warteten darauf, dass die Chinesin aufwachte. Sie schwiegen. Alles war gesagt.
    Stagge schaute auf die Art und Weise ins Leere, wie er es nur tat, wenn er dem allgegenwärtigen Nachrichtenfeed lauschte. Er klinkte sich dort nahezu permanent ein, falls sie nicht gerade ihre aktuelle Zielperson ansprechen wollten oder sich in Lebensgefahr befanden. Der nach außen hin meist laut und selbstbewusst auftretende Mann versank dann geradezu in sich selbst. Dieses stille Verhalten entsprach seinem wahren Wesen viel mehr, als es Tschubai im Lauf ihrer gemeinsamen Zeit immer besser kennenlernte. Stagge wurde Tschubais Einschätzung nach von Selbstzweifeln zernagt. Er hatte eine außergewöhnliche Gabe, jedoch in einer Form, die ihn von anderen abhängig machte. Das wiederum ließ sich nur mühsam mit seinem Selbstbild vereinbaren. Zumindest war es bislang so gewesen – es schien sich an diesem Tag verändert zu haben. Ganz offensichtlich war Olf Stagge nicht mehr nur ein Passiv-Teleporter.
    So, wie sich auch Tschubais Paragabe wandelte – aber nicht zum Guten. Hatte er sie gänzlich verloren? Lag seine letzte Teleportation hinter ihm? Den Afrikaner quälten inzwischen dieselben Zweifel, die Olf Stagge stets unter der Oberfläche seines lautstarken Auftretens plagten.
    Oder geplagt hatten.
    Seltsam, wie sich die Dinge verschoben ...
    Ras Tschubai fragte sich, wie es zu dieser Entwicklung gekommen war. Er wusste, dass der

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