Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
Freie.
    Sie parkten vor dem Krankenhaus. Mercant wurde anstandslos von einem Arzt zu der Mutantin geführt, die in einem Einzelzimmer lag. Ihr Gesicht war bleich wie das Laken. Einige Elektroden auf der Stirn maßen ständig ihre Vitalwerte. Ein Schlauch führte zu ihrem Handrücken.
    »Sie wird dauerhaft unter Betäubung gehalten«, erklärte der Arzt.
    »Ist sie zwischendurch aufgewacht und hat etwas gesagt?«, fragte Mercant.
    »Selbstverständlich nicht. Die Narkose ist sicher! Allerdings ...« Der Mediziner stockte.
    »Allerdings – was?«
    »Sie zuckt immer wieder, bäumt sich manchmal auf, wälzt sich hin und her. Aus medizinischer Sicht ist es nicht erklärbar. Ich habe bereits die Dosis des Betäubungsmittels erhöht, was nichts geändert hat.«
    »Etwas quält sie«, sagte Iga. »Wäre es möglich, sie zu wecken?«
    Der Arzt streckte abwehrend die Hände aus. »Fulkar und die Doktoren Manoli und Haggard haben strengstens angeordnet, dass die Betäubung keinesfalls unterbrochen werden darf.«
    »Sie fragt nur, ob es möglich wäre!«, herrschte Mercant ihn an.
    »Selbstverständlich«, erwiderte der Arzt in ruhigem Tonfall, der klarmachte, dass er den Umgang mit schwierigen Patienten und gereizten Besuchern gewohnt war. »Wieso sollte es das nicht sein? Unter dem Blickwinkel eines Anästhesisten kann ...«
    »Danke!«, unterbrach Mercant. »Ich werde darüber nachdenken, ob wir die Patientin wecken sollten.«
    In diesem Moment glaubte er ein fernes Donnern zu hören, und keine zehn Sekunden später ging eine Nachricht von höchster Priorität auf seinem Pod ein. Das Signal entsprach dem akustischen Kode seines höchstrangigen Sicherheitsbeamten.
    Allan D. Mercant nahm das Gespräch an. »Es gab eine Explosion!«, hörte er. »Aber diesmal nicht in Lakeside, sondern hier in Terrania. Am Stadtrand ...«

Die dreizehnte Stimme:
    Der Letzte
     
    Irgendwann, während des Infernos:
    Alles ist anders. Lakeside. Die Mutanten. Ich selbst. Was wie die Wahrheit schien, wie der finale Anker, an dem wir uns festhalten konnten, ist zerbrochen.
    Und ich bin der Letzte.
    Unsere Feinde haben zugeschlagen, brutal und hart. Sie haben bewiesen, dass wir schwach sind wegen dieser Krankheit. Trotzdem ist es noch nicht vorbei. Noch lange nicht.
    Ich begehe gerade einen Einbruch. Lächerlich, auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, dass ich mich damit eines Verbrechens schuldig mache.
    Im Inneren des Hauses arbeite ich mich voran, und bald starre ich dorthin, wo er hätte sein müssen. Doch er ist nicht dort. Ich habe seine Stimme gehört, aber er ist nicht hier!
    Wer ich bin? Das spielt keine Rolle mehr. Ich bin ohnehin nicht mehr der, der ich einmal war.
     
     
    13.
    Angriff der Verzweifelten
    Terrania, 13. Mai 2037, 0.36 Uhr Ortszeit
     
    Die Druckwelle erwischte Ras Tschubai und schleuderte ihn rückwärts. Einen verrückten Moment lang schlitterte er auf dem Boden sitzend nach hinten, dann stürzte er, schlug hart auf. Seine Schulter knallte gegen etwas, Schmerz jagte durch den ganzen Rücken und den Arm, und die Welt drehte sich vor seinen Augen.
    Nur dass die Welt aus grell lodernden Feuerzungen bestand, die in schwarzem Rauch verpufften. Kleine Trümmerbrocken der Wand prasselten auf ihn nieder. Er riss die Arme hoch, schützte den Kopf.
    Sein Atem ging schwer, und mit ihm sog er glühende Hitze ein, die auf der Zunge schmerzte und seine Lungen scheinbar entflammen ließ. Tschubai stieß die Luft aus, schloss den Mund und drehte sich weg. Er krümmte sich zusammen wie ein verletztes Tier, das Schutz suchte.
    Dann erst hörte er den Schrei. Es musste der Inder sein, Tanuj Bakshi. Das Prasseln der Trümmer hörte endlich auf. Tschubai setzte sich mühsam auf. Rauchschwaden wölkten im Raum. In der Mitte stand Olf Stagge, blass und mit entsetztem Gesicht.
    Aboil Prakash hatte eine Wunde am Arm. Ihr Blut tropfte auf Bakshis Kleider. Rot glänzte es auf den noch immer ineinander verschränkten Händen. »Aboil!«, rief Tanuj Bakshi, gefolgt von einem Redeschwall, den Tschubai nicht verstand; wohl auf Hindi. Bakshi kümmerte sich um seine Freundin.
    Die anderen schienen unverletzt. Anne Sloane kauerte auf dem Boden, lehnte mit dem Rücken gegen die Wand. Sie hustete. Ailin beugte sich über sie. Sven lag mitten in den Trümmern. Als er sich umdrehte, traf der Anblick Tschubai wie ein Faustschlag. Eine gewaltige Scherbe steckte in Svens Oberschenkel. Unwillkürlich schaute der Sudanese zum Fenster. Der Rahmen war zerfetzt,

Weitere Kostenlose Bücher