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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Es gibt ein wahres Labyrinth an Stockwerken und Gängen unter der Erde im Institutsgelände, das etliche Gebäude miteinander verbindet, und viele Bereiche sind mehrfach gesichert. Labors und all das. Keiner von uns kennt sich dort aus. Aber der Projektor hat eine Schwachstelle. Er benötigt Energie. Und die kommt von außen. Von derselben Quelle, aus der Terrania seine Energie bezieht: vom Fusionsreaktor Guanghui im Yinshan-Gebirge, im Norden der Stadt. Den jagen wir in die Luft.«
    »Klingt nach einem guten Plan. Aber wäre es nicht einfacher, nur die Leitungen zu unterbrechen?«, fragte Tschubai.
    »Große Teile liegen inzwischen unterirdisch, da wurde in den letzten Monaten großmaßstäblich gearbeitet, ganz zu schweigen davon, dass es zahlreiche redundante Leitungswege gibt. Wir müssten an einem Dutzend Stellen gleichzeitig zuschlagen. Und die Leitungen sind gut geschützt. Mercant und seine Leute sind nicht dumm. Sie haben natürlich auch den Generator gut geschützt, so viel haben wir bereits herausgefunden, aber es ist der einzige zentrale Ort, den wir sabotieren können.«
    »Das werden wir ja noch sehen, ob er gut genug gesichert ist.«
    »Aber ehe wir einen genauen Einsatzplan entwickeln«, sagte Anne, die offenbar bislang die Rolle einer Art Anführerin der kleinen Mutantengruppe übernommen hatte, »muss ich mit euch über etwas anderes reden.«
    »Und zwar?«, fragte Ailin. Sie setzte sich neben die Telekinetin; augenscheinlich hatte sie spontane Sympathie gefasst.
    Anne Sloane atmete tief durch. »Ehe das alles losging, überkam mich eine Vision. Vor einiger Zeit schon und gestern noch einmal besonders intensiv.«
    »Eine Vision«, wiederholte Tschubai. Sofort kamen ihm die Bilder in den Sinn, die vor einigen Tagen mehrfach in ihm aufgestiegen waren wie ein Traum, nur dass er nicht geschlafen hatte. Sofort ahnte er, dass es mit dem, was Anne berichtete, zusammenhing. »Du redest von dem ... Garten, richtig?«
    Annes Augen weiteten sich. »Du also auch. Ich dachte es mir. Oder ich ... hoffte es. Es ist schön dort und warm. Ein funkelnder, türkisfarbener Fluss fließt unter mir in einem Tal.«
    »Der Boden ist von Blumen übersät«, sagte Tschubai.
    Ailin schluchzte erstickt. »Fußwege führen leicht ansteigende Hänge hinauf«, ergänzte sie das Bild. »Sie verbinden Ruinen miteinander. Ich stehe in einem Turm und schaue auf den herrlichen Garten hinab.«
    »Es ist friedlich«, sagte Stagge, und die sanft ausgesprochenen Worte schienen so gar nicht zu der rauen Art zu passen, die er in den letzten Stunden an den Tag gelegt hatte.
    »Nicht nur«, ergänzte Anne. »Über eine Brüstung vor mir schiebt sich der Lauf eines Gewehrs. Es erschreckt mich, das zu sehen.«
    Tschubais Blick wanderte von einem seiner Begleiter zum nächsten. Eine eigenartige, verbindende Harmonie breitete sich zwischen ihnen aus, als sie plötzlich Teil um Teil des Bildes zusammentrugen, das sie offenbar alle gesehen hatten. Wie war das möglich? Hing es mit der Krankheit zusammen? Oder umgekehrt die Krankheit mit der ursprünglichen Vision?
    »Es ist ein Strahlengewehr«, sagte Sven. »Und jemand zielt damit auf einen Mann unten auf einem Platz vor einer anderen Ruine. In der Mündung entsteht eine Flamme. Der Schuss wird sich nun bald lösen.«
    Anne Sloane schloss die Augen. »Und dann wird die Welt weiß. Genau in dem Moment, als der, der die Waffe hält, schießt. Aber es ist kein gutes Weiß, und ich habe nicht gesehen, wer der Schütze ist.«
    »Wir standen nicht in diesem Turm«, sagte Tanuj Bakshi. »Eher auf einem hohen Gipfel, aber wir schauten auf exakt dieselbe Landschaft hinab. Am Fluss waren einige Boote vertäut.«
    »Wir sahen genau dasselbe, in genau demselben Moment«, ergänzte Aboil. »Die Blumen waren sehr schön, mit weit geöffneten Blüten, die in vielen Farben leuchteten, so herrlich – und dann fiel der Schuss. Es war falsch, das wussten wir, eine Katastrophe, doch wir konnten es nicht verhindern. Der Tod kam. Der Tod, der alles verdunkelte. Der Mann stürzte, aber das hätte nie geschehen dürfen.«
    »Ich habe es genauso empfunden«, sagte Tschubai. »Ich weiß allerdings nicht, wieso. Und wie kann es sein, dass wir alle dasselbe gesehen haben?«
    »Weil wir Mutanten sind«, vermutete Stagge. »Das verbindet uns miteinander. Vielleicht war diese Vision ein Bild dafür, dass der Tod unsere Freunde holen will.«
    »Aber es sah dort nicht aus wie in Lakeside«, gab Anne Sloane zu bedenken. »Es

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