PR NEO 0048 – Der Glanz des Imperiums
Nach der langen Zeit in der engen Jacht fehlte es ihm an Bewegung. Rhodan erkannte die Anzeichen dafür inzwischen deutlich. Der Purrer hatte eine hohe Energie, die er körperlich abreagieren musste. Tat er es nicht, wurde er nervös.
Als die Jacht aufsetzte, gab der Boden leicht unter ihr nach, stabilisierte sich jedoch umgehend. Rhodan zupfte seufzend an dem goldrüschigen Ärmel. »Wir werden wohl in diesem Aufzug aussteigen müssen.«
»Wir werden nicht weiter auffallen«, beruhigte ihn Belinkhar. Sie wandte sich an Atlan. »Gibt es Neuigkeiten vom Tross des Regenten?«
»Keine. Es ist nur bekannt, dass der Regent persönlich für einen öffentlichen Auftritt auf die Insel kommt, und das schon sehr bald.«
»Vielleicht wird der öffentliche Auftritt die Gelegenheit sein, die wir brauchen«, sagte Rhodan.
Atlan schüttelte den Kopf. »Sie stellen sich das alles zu einfach vor. Der Regent wird schwer bewacht werden. Gerade in der Öffentlichkeit.«
»Ich stelle mir gar nichts einfach vor. Aber ein wenig Optimismus wird nötig sein. Ich schlage vor, wir steigen aus und finden so viel wie irgend möglich über die genauen Abläufe heraus. Vielleicht kommt uns dabei eine Idee. Bedenken Sie bitte, dass es meine erste Entführung ist.«
»Was die Sache nicht besser macht.«
»Das reicht.« Belinkhar stand auf. »Gehen wir. Und denkt daran, dass wir dort draußen vielleicht überwacht werden, Geramor und Sirran.«
»Wir hatten nicht vor, es zu vergessen«, sagte Rhodan. Er schwang sich ebenfalls aus dem Sessel.
Während er Belinkhar durch den engen Gang zur Schleuse folgte, fragte er sich, wie umsetzbar seine Idee war. Würde es ihnen überhaupt gelingen, nahe genug an den Regenten heranzukommen, um ihn zu berühren? Ihr Vorteil waren die Mutanten. Ishy Matsu war in der Lage, den Regenten zu beobachten und es ihnen mitzuteilen, wenn sich der Herrscher allein irgendwohin begab. Goratschin dagegen hatte bereits auf Trebola bewiesen, wie gut er für Ablenkung sorgen konnte.
Rhodan schob die letzten Zweifel beiseite. Sollte es keine Gelegenheit geben, würden sie eben eine schaffen müssen. Er setzte sich an die Spitze der Gruppe, begleitet von Chabalh.
Ein kühler Wind schlug ihm entgegen, kaum dass er die Jacht verlassen hatte. In einiger Entfernung standen Ordner am Rand des Landeplatzes. Das gesamte Gelände war eingezäunt. Es blieb nur ein Ausgang, der ein gutes Stück entfernt lag. Zwei weitere Kleinraumschiffe standen zwischen ihnen und dem geöffneten Tor.
»Vermutlich Besucher wie wir«, sagte Atlan. »Die da drüben könnten dem Schiffstyp nach Prospektoren sein.«
Rhodan dachte an Crest. Ob er ebenfalls auf der Insel weilte? Unwahrscheinlich. Das Schiff, das ihn vermutlich entführt hatte, war vor dem Auftauchen des Trosses an einen unbekannten Ort gesprungen. So schwer es Rhodan fiel, er verbot sich, weiter an Crest zu denken. Das Grau der Insel Ghewanal erinnerte ihn daran, weswegen er von der Erde aus aufgebrochen war und was auf dem Spiel stand.
Belinkhar zeigte auf eine mattgraue Fläche innerhalb des dunkelgrauen Bodenbelags. »Dorthin. Das ist ein Kontaktfeld. Man erwartet, dass wir uns darauf stellen.«
Atlan sah erstaunt aus. Vielleicht hatte es solche Felder vor zehntausend Jahren nicht gegeben.
Ishy Matsu und Goratschin traten näher. Matsu zog den rotgoldenen Mantel eng um sich. Sie sah bezaubernd aus in den Kleidungsstücken der Prinzessin. Exotisch und verletzlich zugleich. Da sie ein Stück kleiner als die ehemalige Besitzerin war, wirkte sie in dem schweren Stoff auf anrührende Weise verloren.
Goratschin dagegen hatte etwas zum Anziehen gefunden, was ihm hervorragend passte. Vermutlich hatte es einem Diener oder Leibwächter Crysalgiras gehört. Nur die Farbe ließ zu wünschen übrig. Giftgrün mit türkisfarbenen Applikationen.
»Ich fühle mich wie ein Paradiesvogel«, murmelte Goratschin.
Rhodan erreichte das Kontaktfeld zuerst und stellte sich darauf. Sofort schnellte neben ihm ein Holo in die Höhe. Der Avatar einer weißhaarigen Frau mit großen dunkelroten Augen lächelte ihm in Lebensgröße entgegen. »Willkommen auf Artekh, einer Welt mit Tradition! Benötigen Sie einen Transport, der Sie vom Raumhafen zur Insel fliegt? Gegen einen Aufpreis stellen wir Ihnen gern einen Privatgleiter zur Verfügung.«
»Gibt es auch öffentliche Verkehrsmittel?«
»Selbstverständlich. Man wird Sie in Kürze abholen. Der nächste Liniengleiter startet in einer halben Tonta von
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