PR NEO 0048 – Der Glanz des Imperiums
vorschnell entschieden, Chabalh mit Rhodan und den anderen gehen zu lassen. Doch der Purrer wäre zu auffällig gewesen – man hätte sich leicht an ihn erinnern können. Außerdem war es für einen einfachen Soldaten unüblich, Großtiere mit sich zu führen.
Auf gut Glück stieg ich im zweiten Stock aus und eilte den Gang hinunter. Mehrere Schiebetüren gingen von ihm ab. Das mussten Büros sein, jedenfalls keine Wäscherei.
Eine der Türen glitt auf, und ein gelangweilt wirkender Arkonide mit dünnem Haar kam mir entgegen. Er trug Freizeitkleidung. Sein mit Falten übersätes Gesicht war verkniffen. Er sah nicht wie der Angehörige einer kämpfenden Einheit aus, eher wie ein Verwaltungsmitarbeiter. Ich verfluchte mein Pech, schon der zweiten Person innerhalb weniger Sekunden zu begegnen. Immerhin trug der Mann ein gut lesbares Namensschild an der Brust, das ihn als Kredir Geran auswies.
»Was suchen Sie hier?«, fragte Geran statt einer Begrüßung. Er zog die Augenbrauen zusammen, die im Verhältnis zum Haar ungewöhnlich buschig ausfielen.
»Ich bin Nertan da Indur. Ich soll meine Uniform abholen.«
»Wäscherei ist oben. Elfter Stock. Holo lesen hilft.« Geran drehte sich um und verschwand wieder durch die Tür. Ob er mein Kommen über eine Optik bemerkt hatte?
»Danke!« Ich drehte mich um und ging zum Lift zurück. Das vertraute Gefühl, nach oben zu schweben, half mir, die Ruhe zu bewahren. Wie lange hatte ich solche Technik auf der Erde missen müssen?
Wieder auf einer arkonidischen Welt zu sein weckte gemischte Gefühle in mir. Was würde mich in Thantur-Lok erwarten? Und warum hatte sich jemand so große Mühe gegeben, meine Existenz geheim zu halten? Meine Nachforschungen auf Tinios hatten zutage gebracht, dass ich offiziell im Kindbett gestorben sein sollte – vor über zehntausend Jahren.
Es wird sich aufklären, sagte mein Gedankenbruder. Wenn du zurück bist.
Falls ich zurückkam. Selbst wenn unser wahnwitziger Plan gelingen sollte und auf Arkon ein neuer Imperator den Thron besteigen sollte, wo würde mein Platz sein? Auf Arkon, wo ich vor zehntausend Jahren das letzte Mal gewesen war? Oder auf der Erde, deren barbarische Bewohner mir im Laufe der Jahrtausende mehr ans Herz gewachsen waren, als ich bereit war, meinem Gedankenbruder einzugestehen? Oder an einem ganz anderen Ort?
Im elften Stockwerk stieg ich aus. Ein leerer Gang führte an einer breiten Fensterfront vorbei. Tief unter mir lag die Straßenschlucht. Winzige Fahrzeuge zwängten sich durch ihre Mitte. Auf den Trassen drängten sich die Besucher. Größtenteils verdeckten Dächer die Sicht. Sie schützten die Passanten vor toxischem Regen.
Riechst du es?, fragte mein Gedankenbruder.
Ich nickte unmerklich. Eine törichte Geste, um meinem Ratgeber im Kopf zu antworten, und doch hatte ich sie mir angewöhnt. Der Geruch nach Waschmitteln hing in der Luft. Hinter einer der Türen musste die Reinigung liegen. Ob ich auch auf diesem Stockwerk durch Optiken beobachtet werden konnte?
Es gab Farben in diesem Flur. Zumindest das unterschied ihn von der Tristesse, die ich bisher auf der Insel und im Gebäude empfunden hatte. Am Ende des Gangs stand eine weitere Statue Dher'Rhins, die in hellem Rot gehalten war und sich im einfallenden Sonnenlicht deutlich gegen das Dunkelbraun der Wandung absetzte.
Entschlossen ging ich auf die Statue zu. Welche Tür mochte es sein?
Hast du einen Hinweis?, fragte ich meinen Extrasinn.
Nein. Mach es auf die gute alte menschliche Art. Versuch und Irrtum. Die Zeit drängt.
Seit wann so ungeduldig?
Mein Gedankenbruder schwieg, und ich ging auf die Gleittür neben der Statue zu. Sie glitt auf, während ich mich näherte. Ein kleiner, vollgestopfter Raum lag vor mir. Ein Halbarkonide mit dunkelbraunem Haar stand seitlich an einem nach vorne hin offenen Aufzug, der zu klein für Personenbeförderungen war. Zusammengelegte Uniformen schwebten nach oben und stapelten sich auf einer Ablage. Ein Roboter nahm sie und sortierte sie in einen grauen Container.
Hastig trat ich einen Schritt zurück. Es gelang mir, den Raum zu verlassen, ehe der Halbarkonide sich nach mir und der offenen Tür umdrehte.
Eine Etage tiefer, überlegte ich. Dort wird die Kleidung gereinigt und hinauftransportiert. Oben holt man sie nur ab.
Ich zog mich zum Lift zurück. Kurze Zeit später stand ich im unteren Gang und hörte das rhythmische Geräusch leise arbeitender Maschinen. Ich drang in einen der Räume vor. Eine mechanische
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