PR NEO 0049 – Artekhs vergessene Kinder

Der Energiestrahl traf die Quallenwesen. Einige zerplatzten, was die Aufregung der anderen steigerte. Sie zuckten hin und her, ihre Leiber pulsierten und strahlten plötzlich einen grellen Schein aus. So hell, dass es Rhodan blendete.
    Das andere Flussufer versank hinter dem Strahlen scheinbar in Dunkelheit. Das bedeutete zugleich, dass auch die Verfolger sie durch das Licht nicht mehr sehen konnten.
    »Das ist unsere Chance!«, schrie er. »Schnell weiter.«
    Sie setzten über eine Reihe von Gesteinsbrocken hinweg und rannten den schmalen Uferstreifen diesseits des Khertak entlang.
    »Dort vorne, der Höhleneingang«, rief Ellert. »Wir sind da!«
    Das Loch im Fels lag in gut drei Metern Höhe. Darunter türmte sich ein Berg Felsbrocken auf, der den Zugang erleichterte. Vermutlich hatten die Khal ihn irgendwann einmal angelegt, um das Höhlensystem zu erforschen.
    »Hoch mit euch!«, schrie Rhodan.
    Ein paar Steine rutschten unter ihnen weg, als sie den Hügel erklommen, vor allem unter dem Gewicht von Chabalh, dennoch erreichten sie den Höhleneingang ohne Probleme.
    Rhodan war noch nicht richtig in den Gang abgetaucht, da bohrte sich ein Energiestrahl in das Gestein neben ihm. Offenbar lernten die Nethor allmählich, mit den Waffen umzugehen.
    »Beeilt euch!«, sagte er. »Wir haben zwar einen kleinen Vorsprung, weil sie erst zu einer anderen Brücke müssen, aber ich möchte mich nicht darauf verlassen.«
    Ellert führte sie durch schmale, weite, hohe und niedrige Gänge. Bei Gabelungen entschied er sich scheinbar wahllos mal für die linke, mal für die rechte Möglichkeit. Es ging nach unten, nach oben, um Kurven. Manche Abschnitte waren so von Biolumineszenzmoos bewachsen, dass es in ihnen taghell war. Andere lagen in gespenstischem Dämmer.
    »Wo auch immer Sie uns hinführen«, sagte Atlan, »ist das wirklich der kürzeste Weg?«
    »Woher soll ich das wissen?«, antwortete Ellert. »Aber es ist der Weg, den ich mir eingeprägt habe.«
    Stimmen der Nethor hallten durch die Gänge. Es ließ sich unmöglich abschätzen, wie nahe sie waren.
    »... ins Labyrinth geflohen ...«
    »... sitzen in der Falle ...«
    »... gibt es kein Entkommen!«
    Sie passierten einen schmalen Durchgang.
    »Augenblick!«, sagte Rhodan. »Iwan, verschaff uns mehr Vorsprung.«
    Der Zündermutant nickte. »Tretet zurück.«
    »Aber übernimm dich nicht! Denk dran, dass dir die Hauptaufgabe erst bevorsteht!«
    Während Goratschin die eng beieinanderstehenden Felswände betrachtete und – wie Rhodan wusste – mental in ihre Struktur griff, führte Ellert den Rest der Gruppe um eine weitere Biegung. Sie waren nicht weit gekommen, da erbebte der Berg. Das Poltern stürzender Felsen und berstenden Gesteins erschütterte ihre Trommelfelle. Eine Wolke aus Steinstaub stob aus dem hinter ihnen liegenden Gang und hüllte sie ein. Als sie sich wieder legte, stand Goratschin vor ihnen, das Gesicht schwarz wie das eines Grubenarbeiters. Er hustete.
    »Erledigt.« Er hustete erneut. »Da kommt niemand mehr durch.«
    Nicht einmal wir, dachte Rhodan. Hoffentlich wissen Sie, wohin Sie uns führen, Ernst.
    Sie setzten den Weg fort.
    Nach weiteren unendlich lange erscheinenden Minuten sagte Ellert endlich: »Wir sind da.«
    Rhodan blickte sich um. Für ihn sah der Gang aus wie jeder andere, den sie durchquert hatten. Geröll auf dem Boden, tropfendes Wasser von der Decke, Moos an den Wänden.
    »Sind Sie sicher?«, fragte Atlan.
    »Natürlich bin ich das. Dort vorne die Felskante im Boden, hier die Formation aus Moos und Flechten, die entfernt an eine Ballerina mit zu großem Kopf erinnert, hinter uns zwei Felsspalten in Form eines Y, durch die Wasser rinnt. Wir haben das Ziel erreicht. Auf der anderen Seite dieser Wand liegt ein Tunnel, der zu den Thas führt.«
    »Wie dick ist der Fels an dieser Stelle?«, wollte Goratschin wissen.
    »Etwa vier Meter.«
    »Gut. Gehen wir in Deckung.«
    Sie zogen sich hinter die nächste Biegung zurück. Iwan folgte ihnen, blieb aber so stehen, dass er einen guten Blick auf die zu sprengende Wand besaß.
    Diesmal dauerte es länger. Goratschins Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Er stöhnte vor Anstrengung.
    Mit einem Tosen, das das Geräusch der ersten Sprengung wie ein Fingerschnipsen erscheinen ließ, barst der Fels.
    Hastig machte der Zünder zwei Schritte in den Schutz hinter der Gangbiegung. Torkelte mehr, als dass er ging. Eine Fontäne aus Staub und Splitt schoss an ihnen vorbei, prasselte gegen die Wand,