PR NEO 0049 – Artekhs vergessene Kinder
darauf, dass sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Viel besser wurde es allerdings nicht.
Atlan schlich zu einer der Tischreihen, beugte sich tief hinunter und betrachtete das gesammelte Treibgut. Er schob Stücke zur Seite, nahm andere auf, studierte sie sorgfältig und legte sie wieder hin.
»Das könnte uns helfen«, flüsterte er nach einigen Minuten. Er hielt Rhodan etwas hin, das der mit zusammengekniffenen Augen als einen fingerbreiten Armreif mit einer Verdickung identifizierte.
»Was ist das?«
»Ein Kommunikationsarmband vermutlich.«
»Wollen Sie jemanden anrufen?«
»Seien Sie nicht albern! Ich habe ein ähnliches Modell schon einmal gesehen. Es überträgt nicht nur die Stimme des Senders, sondern auch dessen Gesicht. Wie ein Pod auf der Erde, wenn es der Benutzer wünscht.«
»Aha. Und?«
»Um auch in der Dunkelheit eine visuelle Erfassung zu ermöglichen ... Ah ja, hier aktiviert man es.«
Aus der Verdickung sickerte trübes Licht. Nicht sehr hell, aber besser als nichts.
»Die Energie ist fast verbraucht«, sagte Atlan. »Wir müssen uns sputen.«
Langsam schritten sie die Tische ab und hofften darauf, in dem Lichtrinnsal die Strahler zu finden. Die Hoffnung erfüllte sich nicht.
»Sie sind nicht mehr hier«, flüsterte Atlan.
»Vielleicht haben wir sie übersehen.« Aber Rhodan ahnte, dass er sich irrte. Außerdem mussten sie sich beeilen. Sie waren sich einig, dass sie während des letzten Dunkelzyklus höchstens drei Stunden geschlafen hatten. Länger dauerte die Phase der Finsternis vermutlich nicht. Durch all die Umwege, die sie auf dem Weg zur Hütte in Kauf genommen hatten, war davon bestimmt schon eine vergangen. »Egal, wir haben keine Zeit!«
»Was soll das heißen?«
»Das mit dem Hoffen hat nicht geklappt. Also bleibt die Improvisation. Wir besuchen die Thas ohne Strahler. Wir können da Teffron trotzdem überwältigen. Wir sind in der Überzahl. Und wir haben Chabalh und Iwan. Kommen Sie!«
»Nein.«
»Was?«
»Ich gehe nicht ohne das Tarkanchar.«
Rhodan erinnerte sich an den Wutausbruch des Regenten, während er Crysalgiras Leichnam zerstrahlt hatte. Hatte er womöglich danach gesucht?
»Sie haben recht, aber wir sollten uns beeil...«
Grelles Licht flutete den Raum.
»Wer wagt es, den Schlaf zu unterbrechen, den meine müden Knochen ...«, tönte eine knarzige Stimme. »Oh, die Fremden, auf die Thinche so große Hoffnung setzt.«
Rhodan und Atlan fuhren herum. In einer Tür, die ihnen im Schimmer des Kommunikationsarmbands entgangen sein musste, stand der alte Mann aus Ishys Vision. Diesmal trug er keinen Federumhang, sondern lediglich einen Schurz aus dem gleichen Material. Sein ausgezehrter Leib wirkte im grellen Licht fast durchscheinend.
Wie Ernst Ellert, als er um die Körperlichkeit gekämpft hat.
Das Strahlen stammte von zwei Scheinwerfern links und rechts der Tür. Vielleicht Grubenlampen, die der Khertak angespült hatte.
»Wir wollen Ihnen nichts antun«, sagte Rhodan, um eine ruhige Stimme bemüht.
»Dass er das nicht will, glaube ich ihm. Dass er es nicht tun wird, jedoch nicht.« Er griff zu einer Kurbel neben den Scheinwerfern und drehte sie. Ein durchdringender Ton erklang, der Rhodan in den Ohren schmerzte.
Eine Alarmanlage.
Er warf sich nach vorne, riss den Alten von der Kurbel weg, und der Ton verklang in einem jämmerlichen Jaulen. Aber der Schaden war vermutlich schon angerichtet.
»Sie haben das Tarkanchar!«, brüllte Atlan plötzlich.
Nun sah auch Rhodan den Anhänger um den Hals des Greises. Eine aus Tarnseide geknüpfte Schlaufe, die den Edelstein fest umschloss.
»Her damit!«
»Ich habe geahnt, dass es mehr als nur Schmuck ist. Will er mir nicht verraten, wozu es dient?«
»Das will er nicht«, schrie Atlan und stürzte sich auf den Alten.
Mit einer Hand packte er den Stein, mit der anderen stieß er den Greis weg. Das Tarkanchar löste sich aus der Schlaufe und blieb in der Handfläche des Arkoniden liegen. Der Alte jedoch taumelte nach hinten in den zweiten Raum, kippte weg und heulte auf.
»Jetzt können wir gehen.«
»Es tut mir leid«, sagte Rhodan zu dem Greis.
»Ich weiß.«
Sie hetzten aus der Hütte, wo die anderen auf sie warteten.
»Was ist passiert?«, fragte Belinkhar.
»Wo sind die Strahler?«, wollte Goratschin wissen.
»Atlan hat einen alten Mann geschubst, die Strahler haben wir nicht gefunden.« Rhodan schüttelte den Kopf. »Keine Zeit für längere Erklärungen. Wir müssen weiter.«
»Herr
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