Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0050 – Rhodans Weg

PR NEO 0050 – Rhodans Weg

Titel: PR NEO 0050 – Rhodans Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
was geschieht. Sie haben Angst. Und Menschen, die Angst haben, greifen früher oder später zur Gewalt. Dieser Punkt kann jeden Augenblick kommen!«
    Sie gelangten zu dem Korridor, an dem Monks Versteck lag. Liam riss sie am Kragen zurück.
    »Welche Tür, Mädchen?«, zischte er Sue ins Ohr.
    »D... die dritte links.« Sue musste sich zwingen, die Wahrheit zu sagen. Die Hershell-Zwillinge hätten niemals jemandem auch nur das Geringste angetan. Doch sie waren nicht mehr sie selbst, ebenso wenig wie John.
    »Gut.« Liam ließ ihren Kragen los. John Marshall packte Sue. Der dicke Mutant hob eine Stange vom Boden auf und nickte seinem »Bruder« zu.
    »Tut ihm nichts!«, rief Sue. Eine Hand legte sich auf ihren Mund.
    Lange Augenblicke geschah nichts. Sue lauschte den leiser werdenden Schritten der Zwillinge. Es hörte auf. Dann hörte sie aufgeregtes Scharren – und Rufe der Überraschung.
    John Marshall zerrte sie hinter sich her, in den Heizungsraum.
    Er war verlassen. Monk war verschwunden.

13.
    Februar 2027
    Lancaster, Kalifornien
     
    Reginald Bull war so allein, wie ein Mensch nur sein konnte: an einem Freitagabend in einer Bar in einer Garnisonsstadt, mit mehreren Hundert Soldaten, die den Beginn des ersehnten Wochenendes feierten.
    Bull war nicht nach Feiern zumute. Ihm war auch nicht nach Menschen zumute. Und gleichzeitig hatte er Angst davor, allein zu sein. In ihm war eine Leere und darin ein Schmerz verborgen, wie er ihn noch nie verspürt hatte.
    Madison, dachte er immer wieder. Madi, nein!
    Bull kauerte auf einem Hocker vor der Theke, die Ellenbogen auf das Holz gestützt, den Kopf zwischen den Händen. Vor Bull standen ein Glas und ein Krug Bier. Der Krug war beinahe leer. Sein dritter an diesem Abend. Zwischen Glas und Krug lag ein Brief. Ein papierner Brief. Ein Anachronismus, der nicht in die Zeit passen wollte. Unwirklich, aber real.
    Bull war klar, dass er ihn wegstecken sollte, besser noch wegwerfen oder ihn in tausend kleine Fetzen zerreißen. Alles wäre besser gewesen, als den Brief immer wieder in die Hand zu nehmen, ihn anzustarren, die Nachricht wieder zu lesen. Und wieder und wieder.
    Er hörte eine helle Stimme, die aus dem Dröhnen des Freitagabends herausstach. Sie schien von weit weg zu kommen, nichts mit ihm zu tun zu haben.
    Jemand fasste ihn an der Schulter. Es war eine Bedienung. Jung, vielleicht zwanzig, die Augen so dick mit Kajal umrundet, dass sie Bull unwillkürlich an einen Waschbären erinnerte. Wie alle Bedienungen in der Bar, die sich »Sportsbar« nannte, hatte man sie in ein zu enges T-Shirt gezwängt und ihr einen Push-up verordnet, der ihre Brüste beinahe aus dem Ausschnitt drückte.
    »He, Soldat!« Sie ließ seine Schulter los. »Jemand zu Hause?«
    »Pilot.«
    »Pilot?« Sie lehnte sich zurück, maß ihn mit einem spielerisch strengen Blick. »Siehst gerade nicht aus wie jemand, der gleich abhebt. Wo bist ...«
    »Ich bin nicht zum Reden hier«, schnitt Bull ihr das Wort ab und staunte dabei über sich selbst. Das war nicht er. Er redete sonst mit jedem über alles.
    »Okay. Wieso kommst du dann hierher?«
    »Das siehst du doch: um mich zu besaufen.«
    »Nimm's mir nicht übel, Pilot, aber du bist ein lausiger Säufer. Du gehörst nicht hierher, das sieht man. Weißt du keinen besseren Ort für dich?«
    War das echtes Mitgefühl? Reginald Bull musterte die Frau. Sie hatte braune Augen. Wie Madi. Er ... »Nein«, sagte er und schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich verstehe.« Sie streckte erneut die Hand aus, legte sie auf seine Schulter und drückte sie. Wie eine Schwester, die zu trösten versuchte. »Dann pass auf dich auf, Pilot! Flieg nicht zu weit raus, okay?«
    »Danke! Ich werd's versuchen.«
    Die Bedienung ging weiter. Bull sah ihr nach, bis sie im Gedränge verschwunden war. Er hob die Hand, um das Bierglas zu greifen ... und plötzlich hatte er wieder den Brief in den Fingern.
    ... muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Schwester Madison Bull verstorben ist. Ihr Leichnam wurde am Morgen des 16. Januar 2028 in New York City aufgefunden, nahe dem Nordeingang des Central Parks. Eine Obduktion wurde vorgenommen. Die Obduktion ergab keinen Hinweis auf eine Gewalteinwirkung von außen. Der Tod trat durch einen Schlaganfall ein, mit hoher Wahrscheinlichkeit hervorgerufen durch die Einnahme von Methamphetamin, das im Blut der Toten nachgewiesen werden konnte.
    Da Ms Bull keine Ausweispapiere bei sich trug, war eine zeitnahe Identifizierung nicht möglich. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher