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PR NEO 0050 – Rhodans Weg

PR NEO 0050 – Rhodans Weg

Titel: PR NEO 0050 – Rhodans Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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sind wir?«, fragte Bull.
    »Dreimal darfst du raten!«
    Bull hörte, wie sein Retter einer Tür einen Tritt versetzte. Sie traten in den Raum. Eine Toilette, der Gestank war eindeutig.
    Ein spitzer Schrei. »W... was wollen Sie hier! Hier ist ...«
    »Ich weiß«, sagte der Unbekannte. »Ein Notfall. Entschuldigen Sie die Störung, Madam. Mein Freund und ich sind gleich wieder weg.«
    Die Damentoilette. Hier würde die Polizei zuletzt suchen.
    Bull hörte, wie der Unbekannte ein Stück Papierhandtuch von der Spenderrolle riss. Wasser strömte in ein Becken.
    »Hier!« Der Unbekannte drückte ihm das befeuchtete Papierhandtuch in die Hand. Bull hielt es gegen die aufgeplatzte Augenbraue. Es war wunderbar kühl.
    »Stillhalten!«
    Der Unbekannte machte sich daran, ihn mit einem zweiten Handtuch zu säubern. Es brannte wie Feuer. Bull biss die Zähne zusammen. Seine Wahrnehmung gewann wieder an Schärfe. Er erhaschte einen ersten halbwegs klaren Blick auf seinen Retter. Kurze blonde Haare. Ein schmales Gesicht, blaugraue Augen, in denen Entschlossenheit stand, etwas, das er als Abenteuerlust deutete. Eine Narbe am rechten Nasenflügel. Sie war weiß, stach heraus.
    »Siehst du wieder klar?« Sein Retter grinste jungenhaft.
    »Halbwegs.«
    »Dann los!« Sein Retter zog ihn in eine der Kabinen, schloss hinter ihnen ab. Er klappte den Deckel hinunter, stieg auf die Toilettenschlüssel. In Kopfhöhe war ein kleines Fenster. Es war verschlossen. Unter dem Griff klebte ein knallroter Aufkleber. »Öffnen verboten! Alarmgesichert.«
    Bulls Retter riss das Fenster auf. Sofort ging eine Alarmsirene los. Der Unbekannte zuckte die Achseln. »Und ich dachte immer, diese Aufkleber wären ein Bluff ... Egal, niemand schert sich um einen Alarm, während der ganze Laden zu Kleinholz zerlegt wird.«
    Er hielt Bull den Arm hin, zog ihn zu sich hoch auf den Deckel. Das Plastik verbog sich, hielt aber zu Bulls Überraschung.
    »Hoch mit dir!« Sein Retter verschränkte die Finger beider Hände, bildete eine Trittstufe.
    Bull setzte den rechten Fuß auf, packte die Schulter seines Retters mit beiden Händen und wuchtete sich hoch. Der Mann unter ihm wankte, aber hielt das Gleichgewicht. Bull reckte die Arme hoch, bekam den Fensterrahmen zu fassen. Er zog sich hoch – und zu seiner eigenen Überraschung genügten seine Kräfte. Bull glitt durch das Fenster, fand sich auf dem mit Müll übersäten Hinterhof der Bar wieder. Das flackernde Licht der Signallichter von einem halben Dutzend Polizeiwagen, die vor der Bar standen, streifte ihn in einem hektischen Rhythmus.
    Er drehte sich um, ging in die Knie und hielt seinem Retter die Hand hin. Dieser packte sie und zog sich hoch.
    »Nichts wie weg hier!« Bull wollte über den Hof rennen und irgendwo in der Stadt verschwinden.
    Sein Retter hielt ihn zurück. »Nein, nicht so! Wir würden sofort auffallen.« Er strich sich über Hemd und Jeans, reckte sich und bellte in der Nachahmung eines Offiziers: »Haltung, Soldat!«
    »Pilot!«
    »Gut, dann zeig, dass du fliegen kannst. Wir segeln an diesen Polizisten vorbei, klar?«
    »Klar.« Bull strich sich T-Shirt und Jeans glatt. Sein Retter drückte ihm eine Sonnenbrille mit breitem Rand in die Hand, die er aus der Brusttasche seines Hemds zauberte. Bull setzte die Brille auf und rückte sie mithilfe seines Retters so zurecht, dass seine Wunde nicht zu sehen war. Dann verließen sie den Hof. Schlendernd.
    Vor der Bar blieb sein Retter stehen, verdrehte neugierig den Hals, bis ein Polizist auf sie aufmerksam wurde. »Weitergehen!«, schnauzte er die vorgeblichen Schaulustigen an. »Hier gibt es nichts zu sehen!«
    »Sofort, Officer.«
    Mit gespieltem Widerwillen gingen sie weiter, drehten sich noch mehrmals um, um zu sehen, was vor sich ging: zwei Freunde in einer Freitagnacht, denen das Spektakel einer Bar, die von der Polizei geräumt wurde, gerade recht kam.
    Drei Blocks weiter bogen sie um die Ecke, ohne dass man sie behelligt hatte. »Wir haben es geschafft!« Bulls Anspannung wich. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand.
    Sie hatten es geschafft!
    Er zog die Brille ab und wischte sich mit der flachen Hand den Schweiß von der Stirn. Er streifte die Wunde. Sie brannte, als stünde sie in Flammen ...
    ... und Bulls Knie gaben nach, als er kapierte. Nichts hatte er geschafft. Es war aus.
    Er hielt seinem Retter die Brille hin. »Danke für den Versuch, Kamerad.«
    »Wieso Versuch?«
    »Mit der Wunde über dem Auge brauche ich gar nicht

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