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PR NEO 0050 – Rhodans Weg

PR NEO 0050 – Rhodans Weg

Titel: PR NEO 0050 – Rhodans Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Bestimmt! Aber was, wenn er sich irrt? Was, wenn es gar kein Virus gibt? Oder wenn es es gibt, aber es ganz andere Dinge tut, als wir glauben? Ich kapiere nicht, was geschieht. Aber ich spüre, dass es etwas Großes ist. Dass nichts jemals wieder so sein wird wie vorher. Verstehst du, was ich meine?«
    »Das geht uns allen so. Fragen über Fragen und keine Antworten.«
    »Was denkst du, John?«
    »Ich denke, wir werden sehen, was geschieht. Wir müssen die Ruhe bewahren, das ist das Wichtigste.« Ein Allgemeinplatz, keine Antwort.
    »Aber was wird aus uns? Sid ist kein Teleporter mehr, sondern ein Telekinet. Ich konnte unvermittelt nicht nur heilen, sondern Leben zurückbringen. Und jetzt ... jetzt sind unsere Gaben verschwunden, wie blockiert.«
    Blockiert. Sue hatte das Wort bewusst gewählt. Eine Anspielung auf Monk. Ahnte John, dass der Antimutant für die brüchige Ruhe verantwortlich war, die in Lakeside eingekehrt war?
    »Wir sind erschöpft. Das wird sich wieder einspielen. Du wirst schon sehen.«
    Wieder ein Allgemeinplatz. So kam sie nicht weiter. Sie musste sich aus der Deckung wagen, sonst war ihr Versuch umsonst.
    »Ich habe vorhin mit Leonard gesprochen. Er hat mir gesagt, dass er etwas gesehen hat.«
    »Etwas?«
    Täuschte sie sich, oder hatten sich Johns Augen geweitet?
    »Ja. Er hat erzählt, dass er einem Schatten begegnet ist. Er war allein auf dem Weg nach ...«
    Hitze flammte in Sue auf, ließ sie verstummen. Sie sah, wie John sich unvermittelt vor Schmerzen krümmte. Der Boden unter ihr wackelte. Ein schwerer Aktenschrank kippte um. Eine Wolke aus Staub wirbelte auf, reizte ihre Schleimhäute.
    In ihrem Kopf, in ihren Gedanken hörte sie einen Aufschrei, der nicht von ihr stammte.
    Aus der Hitze wurde Glut. Sie verbrannte sie von innen. Die Beine gaben unter ihr nach. Sie kam hart auf, und ...
    ... so unvermittelt, wie die Glut gekommen war, setzte sie wieder aus.
    Sue wuchtete sich hoch, sah sich ängstlich um. »Was war das?« Es klang nach wawada, selbst in ihren eigenen Ohren.
    John verstand sie. Er kam zu ihr, half ihr hoch. Sein Griff war hart – ebenso wie sein Blick.
    »John, hast du das auch gespürt?«
    Er nickte. Von irgendwoher hatte er eine Wasserflasche und hielt sie ihr hin. Sue spülte sich den Mund aus. Den Rest trank sie in einem Zug aus.
    »Was war das?« Diesmal waren ihre Worte klar. »Werden wir angegriffen?«
    »Ich zeige dir etwas«, sagte er statt einer Antwort. »Komm mit!«
    Sue folgte ihm wie betäubt auf den Korridor. Was konnte ...?
    Ein Schatten löste sich von der Wand und fiel über sie her. Er packte ihre Handgelenke, verdrehte ihr den Arm, dass sie aufschrie.
    Der Schatten stank nach Schweiß. Sein dicker Bauch drückte gegen ihren Rücken.
    Sue verdrehte den Kopf, erkannte, wer sie festhielt: Liam Hershell. »Was soll das? Lass mich sofort los!«
    Liam reagierte nicht. John Marshall trat vor Sue. Seine Stirn glänzte fiebrig, jede Milde war aus seinem Blick verschwunden. Er griff in ihre Hosentasche, fischte das Messer heraus und hielt ihr die Klinge an die Kehle.
    »John, was hast du?«, brachte sie hervor.
    »Ich mache mir Sorgen um uns«, antwortete er. »Raus damit, Sue: Wo steckt Monk?«
    Und da verstand Sue. Mirage! Das Mädchen hatte sie an John verraten!
     
    Oben erwartete Sid und Lekoche eine andere Welt.
    Die Sonne stand hoch am wolkenlosen blauen Himmel. Ihr Licht war so grell, dass es Sid in den Augen schmerzte. Unwillkürlich duckte er sich, zog sich tiefer in den Treppenaufgang zurück, der sie an die Oberfläche geführt hatte. Von dem Gebäude, das über der Treppe gestanden haben musste, war nichts mehr zu sehen.
    Er hörte, wie Lekoche neben ihm japste.
    »Was ist?«, fragte Sid. »Du weißt doch, wie es hier aussieht. Du bist auf diesem Weg hergekommen, nicht?«
    »Schon, aber ich bin um mein Leben gerannt, und es war Nacht. Ich habe nicht viel gesehen. Das hier ...« Der Massai brachte den Satz nicht zu Ende.
    Das war auch nicht nötig. Von Lakeside, der Oase in der Wüste Gobi, waren nur noch geschwärzte Trümmerhaufen übrig. Der Park, den ferronische Spezialisten innerhalb von Monaten aus dem Wüstensand gezaubert hatten, war verbrannt. Hier und da stach ein von der Hitze verzogener Stahlträger aus der Aschewüste heraus.
    »Als Monk vorhin eingeschlafen ist, ging es noch einmal los«, sagte Sid. »Zum Glück nur hier oben ...«
    Sid musste an einen Newscast denken, den er an einem langen, trüben Winternachmittag im Pain Shelter

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