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PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

Titel: PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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Himmel verblassten und der Morgen die Landschaft in ein einheitliches Graublau tauchte.
     
    Sie marschierten, bis Crest völlig erschöpft war. Er musste sich hinsetzen und ausruhen. War es die ungewohnte Höhe oder die Hitze des Tages, er hätte es nicht zu sagen vermocht. Seit sie die Höhle hinter sich gelassen hatten, brannte die gelbe Sonne unaufhörlich auf sie herunter. Außerdem musste er nun schon den dritten Tag ohne Zellaktivator auskommen. Oder war es der vierte? Er fühlte sich kraftlos und matt, beinahe so wie auf Arkon, vor dem Flug mit der AETRON. Aber das war lange her, wie eine Erinnerung aus einem früheren Leben. Er war inzwischen ein anderer geworden.
    Nur kurz hatte er mit Tesma diskutiert, ob sie die beiden Vulkane großräumig umgehen sollten, um weiterhin im Schutz des Urwalds vorwärtszukommen. Das kahle Plateau erstreckte sich jedoch so weit Richtung Osten, dass sie sich schließlich dagegen entschieden hatten. Der Umweg hätte sie mindestens zwei weitere Tage gekostet.
    Dafür mussten sie bis zum Pass geschätzte tausend Höhenmeter überwinden, und das über Geröllbuckel und Rinnen, die von heftigen Regenfällen in den Berg gefräst worden waren. Das machte den Anstieg eher zu einem Kriechen, mal hinauf und dann wieder hinunter in eine Senke, wo von den Sturzbächen nicht einmal ein Rinnsal übrig geblieben war, längst versickert im Schotter.
    Das letzte Wasser hatten sie vor dem Abmarsch getrunken, aus einem Kunststoffbeutel, den Tesma in einer Tasche ihrer Montur gefunden hatte. Sie hatten ihn vor zwei Tagen in jenem Bach unten im Regenwald angefüllt, dem sie so lange gefolgt waren.
    »Lefkin, komm, es ist nicht mehr weit.« Tesma deutete auf den Einschnitt des Passes über ihnen. »Dort steigt Dampf auf, vielleicht gibt es da auch Wasser in dieser kahlen Einöde.«
    Reiß dich zusammen!, flüsterte der Extrasinn. Sie hat recht.
    Crest strengte sich noch einmal an. Das Schwierigste war aufzustehen. Seine Fußsohlen waren taub, der Knöchel steif, die Wadenmuskeln brannten, und seine Kehle war ausgedörrt wie die Halden mit Vulkanasche, auf denen sie herumkletterten.
    Tesma kam die letzten Meter zurück. Sie hielt ihm die Hand hin, doch dafür war Crest zu stolz.
    »Geht schon«, murmelte er.
    Sie ist wirklich gut trainiert, sagte der Extrasinn.
    Das Privileg der Jugend, gab Crest zurück. Er hatte Mühe, mit ihr gleichauf den Anstieg zu bewältigen, aber er wollte sich keine Blöße mehr geben.
    Gelbe und orangefarbene Fumarolen säumten ihren Weg. Aus Löchern fauchte Wasserdampf, der mit Schwefelwasserstoff versetzt war, der Crest husten ließ. Der Qualm stank erbärmlich. Bizarre Formationen, von glänzenden, tafeligen Kristallen aus elementarem Schwefel bis hin zu amorphen und nierigtraubigen Aggregaten, wuchsen am Rand der Spalten empor, ernährt vom endlosen Nachschub der unterirdischen Gase.
    Als sie den Pass erreichten, flatterte eine Schar von blauschwarzen Vögeln kreischend von einem Wasserloch auf. Genau genommen waren es zwei Wasserstellen, die wie türkisfarbene Augen aus dem hellbraunen Eruptivmaterial blickten. Von der größeren der annähernd kreisrunden Wasserflächen stieg feiner Wasserdampf kaum sichtbar auf. An ihrem Rand blubberte heller Schlamm und spielte einen Rhythmus, der so gar nicht zu dieser unwirtlichen Gegend passte: kurz-kurz-lang, kurz-kurz-lang.
    Dabei fiel ihm Perry Rhodan ein, mit dem er vor Monaten über die beiden Mutantinnen Anne Sloane und Tatjana Michalowna mithilfe von Morsezeichen kommuniziert hatte. Der einzige Unterschied war, dass der blubbernde Matsch nichts Sinnvolles, sondern endlos »U U U« sagte ...
    Er musste gar nicht probieren, denn er wusste auch so, dass dieses Wasser und der Schlamm viel zu heiß waren. Aber die kleinere Wasserstelle schien kühler zu sein. An ihrem Ufer waren noch die Krallenabdrücke der Vögel zu sehen, die vorhin aufgeflogen waren.
    Vorsichtig prüfte er die Wassertemperatur mit dem Finger und zog ihn zufrieden zurück. »Es ist nur lauwarm«, sagte er freudig.
    »Danke«, sagte Tesma. Sie bückte sich zum Wasser hinunter.
    Auch Crest hockte sich hin und schöpfte die Flüssigkeit mit beiden Händen. Argwöhnisch kostete er. »Bäh!« Die Brühe schmeckte wie bittere Medizin, wirkte jedoch nicht unbedingt giftig.
    Tesma lachte. »Ich habe auch schon Besseres getrunken. Aber wir können unseren Beutel wieder auffüllen.«
    »Ja, man gewöhnt sich an alles.« Er trank mit Todesverachtung die nächsten

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