PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne
leisten. Allein würde er die Siedlung der Unither niemals finden.
»Es tut mir leid«, sagte sie mit gesenktem Blick. »Ich hätte nie geglaubt, dass dieses ... dieses Scheusal ...« Erst jetzt schien ihr bewusst zu werden, in welche Gefahr sie sich mit ihrer unnötigen Aktion gebracht hatte.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
Tesma nickte. In ihrem Gesicht war wieder dieser entschlossene Ausdruck, der ihm schon Stunden zuvor aufgefallen war.
Crest spähte am Stamm vorbei. Der Säuresprüher hatte seine Position auf dem Pfad nicht verlassen, aber mit gesenktem Kopf wirkte er nicht mehr so angriffslustig. Trotzdem hatte Crest unheimlichen Respekt vor dem Tier, das in seinem Kopf eine tödliche Waffe produzierte.
»Wir müssen hier weg«, stellte er fest, »und zwar ohne dass uns das Vieh sieht.«
16.
Die ANETIS'KHOR materialisierte nach dem vierten Hypersprung in der Peripherie eines Sonnensystems, dessen Ekliptik unter 45 Grad zur Hauptebene der Milchstraße geneigt war. Eine gelbe Sonne wurde von acht Planeten umkreist, von denen der dritte von der Astrogation als bewohnt ausgewiesen wurde.
Unith.
Die Unither unterhielten in ihrem Heimatsystem auf zwei weiteren Planeten Stützpunkte, wie ein stetiger Strom von interplanetaren Fähren zu ihnen bewies. Groß und drohend schwebten drei arkonidische Schlachtschiffe im Orbit von Unith – Statussymbole der Besatzungsmacht.
Dagegen machte sich die 120 Meter durchmessende ANETIS'KHOR vergleichsweise mickrig aus, obwohl auch Lotsenschiffe bewaffnet waren. Im Leerraum zwischen der Großen Insel und Thantur-Lok lauerten viele Gefahren.
En'Imh streckte sich und schüttelte die Auswirkungen des Transitionsschocks ab.
»Alles gut überstanden?«, bellte die befehlsgewohnte Stimme seines Bruders durch die Zentrale.
»Geht so.« Nacheinander kamen die Klarmeldungen der einzelnen Stationen.
»Bei mir auch«, sagte En'Imh als Letzter und öffnete träge die Augen. Vor ihm wartete auf dem Holo ein Eingabefeld auf seine Bestätigung, das die Manipulation des Hyperfunks abschloss. Zufrieden nickte er seinem Bruder zu. Die vorgeschaltete Positronik würde alle falschen Körpersignale von Che'Den erkennen und gegebenenfalls korrigieren, sodass ihn niemand einer Lüge überführen konnte. Und lügen würde er müssen, wenn er ganz offiziell Erkundigungen über den Verbleib des flüchtigen Schiffes einholte.
Che'Den aktivierte den Hyperfunk. Ein Hologramm mit einer großen arkonidischen und einer kleinen unithischen Flagge flammte vor ihm auf.
Nur wenige Sekunden später erschien das klobige Gesicht eines Unithers. »Was kann ich für Sie tun?« Er stockte. »Äh, Lotse.«
Eigentlich hatte En'Imh einen Arkoniden erwartet, für den die Verschleierung gedacht war. Ein Unither würde die Sache allerdings unheimlich vereinfachen.
Che'Den straffte seinen Oberkörper. Für den Unither musste er nun noch größer aussehen. »In der Tat können Sie etwas für mich tun. Ich suche ein unithisches Raumschiff, dessen Daten ich Ihnen parallel übermittle.«
Der Unither strich sich unbewusst über die Phantasieuniform, die an arkonidische Angeber aus den hochstehenden Familien erinnerte. Er starrte auf die hereinkommenden Informationen.
»Hat ... hat ...« Der Unither gluckste. »Hat der Kapitän etwa die Passage von Arkon nach Hela Ariela nicht bezahlt?«
»Ja, deshalb suche ich ihn.« Die Lüge kam Che'Den locker und ohne Zögern über die Lippen.
»Ich verstehe«, antwortete sein Gegenüber.
En'Imh fürchtete schon, dass der Unither die Anfrage an einen Naat oder Arkoniden hinaufdelegieren würde, aber er tippte mit den fingerartigen Fortsätzen seines Rüssels auf ein Eingabeholo außerhalb des Erfassungsbereichs der Kamera. Endlich blickte er hoch.
»Ich habe das von Ihnen gesuchte Schiff gefunden«, sagte er nuschelnd. »Es steht im Moment auf einem kleinen Raumhafen auf Usgroll.«
Che'Den zog die Augenbrauen hoch.
»So nennen wir den fünften Planeten«, antwortete der Unither auf die unausgesprochene Frage. »Auf den arkonidischen Karten heißt er nur Unitha V.«
Wenn En'Imh sich nicht täuschte, schwang in seiner Stimme Ablehnung gegenüber allem Arkonidischen mit. Dabei waren die Unither seit Jahrhunderten Angehörige des Großen Imperiums. Und dazu gehörten nun mal auch die Lotsen, ob sie das wollten oder nicht.
»Ich überspiele Ihnen die Daten des Schiffes und die Landekoordinaten«, fügte der Unither hinzu. »Ich hoffe, Sie können Ihre Mission
Weitere Kostenlose Bücher