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PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

Titel: PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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Schlucke. Trotz des widerlichen Geschmacks löschten sie seinen Durst.
    »Eine Farbe wie Bernsteinwein.« Tesma hielt den durchsichtigen Kunststoffbeutel in die Höhe, den sie mit dem Mineralwasser aus dem See gefüllt hatte.
    Für Crest sah es eher wie ... Nein, er würde Tesma nicht sagen, wie das Wasser aussah.
    In dem Moment bebte die Erde. Der Boden unter seinen Füßen hob und senkte sich im Sekundentakt um mehrere Zentimeter. Crest fiel auf die Knie.
    Aus der Mitte des heißeren Sees schoss eine Fontäne in die Abenddämmerung. Von den umliegenden Hängen lösten sich runde Felsbrocken und rollten mit lautem Getöse herab, klatschten in die beiden Wasserlöcher. Crest musste sich zur Seite werfen, um einem der meterhohen Blöcke auszuweichen.
    So schnell, wie der Spuk begonnen hatte, war er auch zu Ende. Die Erde kam zur Ruhe, und das Wasser der beiden Seen, das durch die Gewalt der einschlagenden Felsen über die Ufer getreten war, floss wieder in die Becken zurück.
    Es überspülte die Fußabdrücke – und inmitten der Vogelspuren ...
    Crest erstarrte. Langsam drehte er den Kopf und sah sich vorsichtig um. Was im vulkanischen Schlick seine Spuren hinterlassen hatte, war kein Vogel. Zwei parallele Schleifspuren trennten verschiedene Abdrücke, drei links und drei rechts, unterschiedlich weit von der Mitte entfernt. Der Abstand zwischen dem vordersten und dem hintersten Beinpaar maß über drei Meter. Besonders der hinterste Abdruck hatte beeindruckende Dimensionen. Crest stellte probehalber seinen Stiefel daneben, aber selbst zwei Stiefel hintereinander reichten nicht ganz für die Länge des fremden Fußabdrucks.
    Was ihn noch mehr erschreckte, war der Abdruck selbst: Von einem spitz zulaufenden Längsteil zweigten hakenförmige Auswüchse ab, die einen das Fürchten lehrten. Welches Monster auch immer dahintersteckte, er hatte keine Lust, ihm zu begegnen.
    Deshalb war er ganz froh, als Tesma ihn rief. Sie stand hinter einem pultförmigen Felsblock. »Hey, Lefkin, komm rauf! Ich habe ein Versteck für die Nacht gefunden.«
    Tesmas Zuflucht erwies sich als nach allen Seiten geschlossen, sodass man sie nicht entdeckte, wenn sie in ihrem Inneren schliefen. Trotzdem schichtete Crest einen Haufen der überall herumliegenden faustgroßen Steine in einer Ecke auf. Er wollte etwas zu seiner Verteidigung bei sich haben.
    In dieser Nacht war er zu müde, um wach zu bleiben. Die Sonne war kaum untergegangen, als er einschlief. Aber die Geschehnisse des Tages ließen ihn auch im Schlaf nicht in Ruhe.
    Er träumte von dem Ungeheuer, das die überdimensionalen Spuren im Schlamm hinterlassen hatte. Aber jedes Mal, wenn er im Traum glaubte, dem Ungeheuer gegenüberzutreten, und erfahren durfte, wie es in natura aussah, verschwamm dessen Fratze und verwandelte sich in den halbkugeligen Schädel eines Unithers.
     
    Mit dem späten Nachmittag fiel der Nebel im Regenwald ein. Die Sonne war durch den Dunst nur mehr zu erahnen, und das machte den Weg der Flüchtlinge noch gefährlicher.
    Der Abstieg vom Vulkan hatte fast den ganzen Tag gedauert, und dieser Tag war ereignislos verlaufen. Einmal war ein Schwarm schwarzblauer Vögel im Tiefflug über Crest und Tesma hinweggeflattert; das war der Höhepunkt gewesen. Beim Gehen hatte Crest nichts gesprochen, sondern Gedanken gewälzt; für ausgiebige Gespräche hatte ihm die Luft gefehlt. Auf der Passhöhe war sie so dünn gewesen, dass er Mühe hatte, mit tiefen Atemzügen seine Lungen mit Sauerstoff zu versorgen. Mit schwindender Höhe und der Sonne im Zenit war die Hitze aufgestiegen, und zuletzt war ab der Baumgrenze noch die schwüle Feuchte des Urwalds dazugekommen.
    Frisches Wasser aus einem Bach gab es bislang keines. Die beiden hatten Tesmas Beutel geleert, ehe sie den Wald erreicht hatten. Die abgestandene Brühe aus den kelchförmig zusammengewachsenen Blättern von Schmarotzerpflanzen, die er in den Astgabeln der Urwaldriesen vorfand, getraute sich Crest nicht zu trinken; zu groß war seine Angst vor Würmern oder anderen Parasiten.
    Dafür hatte Crest mit müden Augen eine Horde von unterarmlangen Tieren beobachtet. Sie sahen wie violette Schweinchen mit langen buschigen Schwänzen aus, mit denen sie sich an Ästen festhielten. Die Meute war gerade beim Verspeisen von gelben Früchten, als Crest und seine Fluchtgefährtin an ihrem Baum vorbeikamen.
    Die Schweinchen kreischten wie Affen und versuchten, die Eindringlinge zu vertreiben, aber Crest war viel zu durstig, um

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