PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit
Waffe weg und rannte gleichfalls los. Einige der Umstehenden schrien laut und deuteten mit den Fingern auf ihn, dann war er im Gewimmel der Leiber untergetaucht.
Aus den Augenwinkeln erkannte Rhodan, dass der Vermittler längst wieder verschwunden war. Wahrscheinlich hatten ihn die eigenen Leute sofort in Sicherheit gebracht, weil sie ein Attentat befürchteten. Mehrere hohe Pfeiftöne gellten über den Platz; dann mahnte eine laute Stimme die Anwesenden zur Ruhe und zu einem geordneten Verlassen des Areals. Sie hätte ebenso gut versuchen können, eine aufgeschreckte Elefantenherde aufzuhalten.
Wo war Shy?
Unmittelbar vor Rhodan entstand eine Lücke in der Menge, in die er sofort hineinstieß. Die meisten Arkoniden strebten vom Podium weg und versuchten, die Nebenstraßen zu erreichen oder auf der Promenade selbst einen möglichst großen Abstand zwischen sich und den Ort des Geschehens zu bringen. In der Ferne heulten Sirenen auf. Mit Sicherheit war bereits Verstärkung unterwegs.
Rhodan fluchte stumm in sich hinein. Die Aufmerksamkeit der Behörden war das Letzte, was er brauchen konnte. Dann sah er den Missk.
Shy hatte den Rand des Podiums erreicht und ließ sich an einem der großen Banner nach unten gleiten. Dabei stellte er sich erstaunlich geschickt an. Kaum hatte er den Boden erreicht, wandte er sich nach links, wich einer Gruppe Soldaten aus, die mit gezogenen Waffen auf ihn zustürmten, und rannte auf eine Rampe zu, die auf eine der für Ghewanal typischen Trassen führte.
Rhodan folgte dem Kleinen. Er musste sich dem Missk irgendwie bemerkbar machen, doch Rufen hatte aus der Entfernung keinen Zweck. Im umgebenden Chaos hätte ihn Shy nicht gehört.
In der Nähe des Hotels erhoben sich mehrere Gleiter in die Luft. Noch war die Lage unübersichtlich, aber die Menge löste sich nun schneller auf, und die Soldaten bekamen das Geschehen in den Griff.
Ein Strahlschuss peitschte aus Richtung Podium über den Platz und schlug nur einen halben Meter vor Shy in das Gestänge der Trasse ein. Funken sprühten. Flüssiges Metall spritzte gegen eine fensterlose Hausfassade und tropfte auf die Straße. Der Missk verlor die Balance, hing für einen endlos langen Moment in der Luft und fand dann mit zweien seiner sechs Hände wieder Halt.
Zwei weitere Soldaten eröffneten das Feuer, zielten aber glücklicherweise deutlich schlechter als ihr Kollege. Die Schüsse rissen große Löcher in die umgebenden Gebäude, brachten Shy jedoch nicht in Gefahr. Sekunden später war der Missk um die Fassadenecke herum und vorläufig außer Sicht.
Rhodan verließ die Promenade der Bestimmung und folgte Shy über eine breite Zufahrt auf eine Art Parkplatz. Dort waren zahlreiche Gleiter – oft auf mehreren Ebenen übereinander – abgestellt. Die meisten gehörten vermutlich Besuchern, die sich den Auftritt des Vermittlers hatten ansehen wollen. Innerhalb von wenigen Augenblicken erfasste Rhodan die Situation.
Shy hatte für seinen Rückzug eine Sackgasse ausgewählt. Der Parkplatz wurde nach hinten von einer schmucklosen Wand begrenzt; rechts und links versperrten zwei Energiebarrieren den weiteren Fluchtweg.
Der Missk hockte auf dem Dach eines schnittigen dunkelgrünen Gleiters mit übertrieben großen Heckflossen und blickte auf die anrückenden Soldaten. Sein Kopf drehte sich ruckartig in alle Richtungen.
Rechts von Rhodan, kaum mehr als zehn Meter entfernt, beobachtete eine junge Arkonidin das Geschehen. Sie trug eine bunte Kombination und hatte die langen weißen Haare zu mehreren Zöpfen geflochten. Die Frau hatte soeben den Einstieg eines lang gestreckten Gleiters geöffnet, der Rhodan an die früheren Fahrgeschäfte auf irdischen Rummelplätzen erinnerte. Offenbar war die Dame im Aufbruch begriffen gewesen, bevor das dramatische Geschehen sie in seinen Bann gezogen hatte.
Mit wenigen Schritten war Rhodan bei ihr. »Verschwinde!«, zischte er und zog den Strahler aus dem Gürtel.
Die Arkonidin sah ihn einen Moment lang mit großen Augen an. Dann drehte sie sich um und eilte davon.
Rhodan schwang sich in das Fahrzeug und begutachtete die Kontrollen. Schon während seiner Ausbildung zum Piloten hatte man ihm nachgesagt, dass er so ziemlich alles fahren oder fliegen konnte, was eine Karosserie und einen Motor besaß. Starter, Schubregler, Steuerknüppel, Autopilot, dazu ein paar Schaltknöpfe für die positronische Trimmung und die Feineinstellung der Antigravtriebwerke. Auch dieser Gleiter unterschied sich allenfalls
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