PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit
und flog in eine der Straßenschluchten hinein. Seine Hoffnung, dass die Verfolger den Beschuss einstellen würden, wenn die Gefahr bestand, dass Unschuldige zu Schaden kamen oder Gebäude in Mitleidenschaft gezogen wurden, erfüllte sich nicht. Zwei weitere Schüsse gingen denkbar knapp an dem Gleiter vorbei.
Rhodan spürte kalten Schweiß auf der Stirn. Die Sichtverhältnisse verschlechterten sich weiter, und er wusste nicht, welche Schaltungen er betätigen musste, um die positronischen Flughilfen zu aktivieren. Andererseits hätten ihm die wohl ohnehin nicht geholfen. Computer reagierten viel zu logisch und berechenbar. Ihre Jäger hätten sie in kürzester Zeit gestellt, wenn er die Kontrolle an eine Maschine abgab.
»Halt dich fest, Shy!«, rief Rhodan. »Es könnte ein bisschen holprig werden.«
Der Missk klammerte sich derweil mit allen sechs Armen an den Kopilotensessel und hatte die Augen fest geschlossen.
Rhodan überlegte, ob er den Gleiter vielleicht auf das offene Meer hinaussteuern und sich dem Raumhafen von der See aus nähern konnte, verwarf die Idee gleich wieder. Die Kampfmaschinen waren definitiv schneller und mit dem notwendigen Spürgerät ausgestattet. Sobald er den Schutz der Gebäude verließ, war sein Schicksal besiegelt.
Der zweite Treffer schlug in die rechte Seite des Fahrzeugs ein – und er war verheerend. Shy stieß einen schrillen Schrei aus, als die Kabinenwand neben ihm auseinanderplatzte. Der doppelt armlange Riss vergrößerte sich rasend schnell. Ein kalter Wind wehte Regentropfen in die Kabine. Dort, wo sie Rhodans nackte Haut berührten, breitete sich zunächst ein Brennen aus, dann wurde die Stelle taub.
Der Steuerknüppel bockte wie ein Wildpferd in Rhodans Händen, als sich der Gleiter aufgrund der verlorenen Flugstabilität zur Seite neigte. In die Schreie Shys mischten sich das Heulen des Windes, das Wimmern des Alarms und das Rauschen des immer stärker werdenden Regens. Brandgeruch stieg in Rhodans Nase.
Verzweifelt mühte er sich, die Maschine in eine halbwegs waagrechte Lage zu bringen. Der Höhenmesser war ausgefallen. Er hatte keine Ahnung, wie weit sie noch von der Planetenoberfläche entfernt waren. Ein Blick durch die Pilotenkanzel, die einen breiten Sprung aufwies, zeigte lediglich Schwärze und ein paar tanzende Lichter.
Ein mörderischer Schlag warf den Gleiter herum. Im ersten Moment dachte Rhodan, sie wären bereits am Boden, dann aber sah er für einen Atemzug den mächtigen Stiel eines Trichtergebäudes vor sich. Ihr Fahrzeug war mit irgendetwas kollidiert und drohte nun endgültig auseinanderzubrechen.
Mit grimmiger Entschlossenheit warf sich Rhodan gegen den Schubregler. Hinter ihm gaben die völlig überlasteten Triebwerke letzte Klagelaute von sich, bevor sie für immer verstummten. Der Gleiter drehte sich mehrfach um sich selbst. Mehrere kleine Explosionen schickten Schwärme von Glas- und Plastiksplittern durch die Kabine. Dann erfolgte der Aufprall.
Vor Rhodans innerem Auge erschien das Gesicht seines Onkels Karl. Warum musste er ausgerechnet jetzt an ihn denken?
Die Explosion war so laut, dass sie ihn vorübergehend taub machte. Um ihn herum tanzten gelbe und blaue Flammen. Er spürte, wie die Hitze nach ihm griff. Die Luft, die er einatmete, enthielt kaum noch Sauerstoff.
Es gibt wahrlich schönere Orte zum Sterben, dachte Rhodan noch, bevor er das Bewusstsein verlor.
18.
Ihin da Achran hatte von Beginn an mit Schwierigkeiten gerechnet. Dennoch war sie enttäuscht, als sich ihre Ahnung nun bestätigte.
Sergh da Teffron war kein Dummkopf. Wenn es schon die lokalen Sicherheitskräfte schafften, den letzten flüchtigen Schatzjäger aufzuspüren, galt das erst recht für die Hand des Regenten. Da Teffron hatte seine Leute losgeschickt, um den Mann, der sich Sirran Taleh nannte, aufzugreifen. Das bedeutete, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb.
Welches Risiko bist du bereit einzugehen, altes Mädchen?, dachte sie. Bist du wirklich sicher, dass der Gha'essold den Einsatz wert ist?
Nadayes Bericht war wenig erhellend gewesen. Zwar war es ihr gelungen, den Fremden vorerst in Sicherheit zu bringen, aber statt sich sofort auf den Weg zum Raumhafen zu machen, schien ihm mehr am Schicksal eines einzelnen Missk gelegen zu sein. So angestrengt die Rudergängerin auch nachdachte, ihr fiel kein einziger Grund ein, warum dieser Sirran Taleh sich ausgerechnet mit einer dieser weißhäutigen Plagen abgab.
Was, wenn ich mich irre?, dachte sie
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