PR NEO 0055 – Planet der Stürme
Weiß inmitten der Schwärze. Dabei bildeten sich in der glatten Oberfläche feine Ausbuchtungen, die golden glänzten.
Als Atis'Usk'Ath endete, drängte Charron auf die schwarzblaue Fläche neben ihm zu, die hinunter in die Tiefen des Asteroiden führte. Er nahm die Transportplattform und kam in einen Raum, der wie ein Würfel geformt war und eine Deckenhöhe von gut zehn Metern aufwies.
Mehrere Lotsen standen verteilt, die ihn überrascht ansahen. Üblicherweise dauerte es, bis ein Teilnehmer wagte, den Anfang zu machen.
In der Mitte des Würfels ragte eine dunkle, knapp drei Meter hohe Kuppel auf, die Charron bereits zweimal betreten hatte. Vom eigentlichen Material des Gebäudes ließ sich nichts erkennen, die Mauern waren mit einer schwarzvioletten Schlingpflanze überwuchert, pulsierend und unheimlich wie die Kleidung der Lotsen.
Charron hatte jeweils etwas anderes darin erlebt. Ihm schauderte, während er darauf zuging, doch er verbot sich jedes Zögern.
Er wollte schnell sein, damit er Denurion auf keinen Fall verpasste.
Die Tür der Kuppel glitt auf, ein rötliches Licht strahlte Charron entgegen. Charron ging weiter, sein Herz schlug ungewöhnlich schnell. Die Schwärze schien ihn zu verschlingen.
Aus Höflichkeit desaktivierte Charron die Funkverbindung zu Tira. Er hatte die Schaltfläche kaum berührt, da befiel ihn das Gefühl, zu stürzen. Eine Sekunde glaubte er, ins Nichts zu fallen. Dann verschwand der Eindruck so rasch, wie er gekommen war.
Um Charron herrschte pulsierende Finsternis, die jede Orientierung zunichtemachte. Es war, als verböte ihm der Ort, sich zu bewegen oder auch nur daran zu denken, eine Hand zu heben. Charron fühlte sich wie ein Gefangener, obwohl er gleichzeitig die Weite und Leere des Nichts spürte.
Unsichtbare Finger tasteten über seinen Körper, durchdrangen ihn und stießen ohne Widerstand in seinen Leib. Er fühlte sich entlarvt wie ein Kind, das man bei einer Unartigkeit ertappte.
Die Schwärze durchfloss ihn, machte ihm deutlich, dass er unbedeutend war. Ein Besucher auf der Durchreise, keine tiefer gehenden Erkenntnisse oder gewichtigen Worte wert. Dennoch fühlte Charron Erleichterung. Er hatte befürchtet, Ärger, gar Zorn heraufzubeschwören. Wenn die Sternengötter oder einer von ihnen zugegen waren, unterstützten sie sein Vorhaben.
»Ich weiß, dass ich an diesem Tag zu wenig Demut in mir trage. Dafür bringe ich ein Geschenk.« Er holte den Beutel mit Samen aus seiner Jackentasche hervor und streckte ihn wie einen Schutzschild vor sich aus.
Die Tür der Kuppel glitt auf. Dankbar eilte Charron zum nächstbesten Lotsen – einer hochgewachsenen Frau mit Hakennase – und gab den Beutel ab.
Denurion. Endlich konnte er zu ihm.
Charron fuhr hinauf. Inzwischen hatte sich in der Zeremonienhalle eine lange Reihe aus Wesen aller möglichen Kulturen gebildet, die anstanden, um den Sternengöttern ihren Respekt entgegenzubringen. Zwischen ihnen kroch der Xisrape über den Stationsboden.
Charron zog sich an den Haupteingang zurück und wartete. Er hoffte, dass Denurion denselben Weg zurück nahm. Dabei stand überhaupt nicht fest, ob Denurion das tun würde.
Xisrapen galten als sprunghaft, ihre Motivation wechselte rasch. Ob sie an die Sternengötter glaubten, war ein Geheimnis, wie so vieles, was sie betraf, ein Rätsel blieb. Offensichtlich wussten die Xisrapen selbst nicht, woher sie kamen. Sie existierten einfach – und das genügte ihnen.
Das Wesen der Xisrapen faszinierte Charron ungemein. Bislang hatte er sich nie länger mit einem Xisrapen unterhalten können, doch er kannte den Stand der Forschung.
»Ist er schon in Sicht?«, fragte Tira über den wieder aktivierten Richtfunk.
»Er kriecht gerade auf die Plattform nach unten. Dafür war ich bereits im Huldigungsraum. Puh! Ich hab mich da drin echt durchschaut gefühlt. Und das, obwohl Anetis drüben bei Hela Ariela viel präsenter ist.«
»Du weißt, warum du es tust.«
»Er hoffentlich auch.« Charron berührte die mit Schuppenfolie verzierte Haut. Es gab Tage, da liebte er die Rolle, die er spielte. Es machte ihm Freude, jemanden wie Atis'Usk'Ath, diesen arroganten Wichtigtuer, in die Schranken zu weisen. Aber es gab Grenzen. Anetis und die She'Huan waren so eine Grenze, denn Charron verehrte sie tatsächlich.
Endlich kam Denurion wieder nach oben und kroch auf den Ausgang zu. Charron eilte ihm entgegen und schnitt ihm den Weg ab.
»Auf ein Wort, verehrter Denurion.«
Der Xisrape hielt
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