PR NEO 0056 – Suchkommando Rhodan
Sie schwieg einen Augenblick. »Und im Moment bin ich noch einsamer als sonst.«
»Kann ich Ihnen irgendwie helfen?« Caine schaute sie wirklich besorgt und mitfühlend an.
»Bei der Einsamkeit nicht.« Shaneka überlegte einen Moment. »Doch, Sie können mir trotzdem helfen. Ich langweile mich. Man lässt mich lesen, man behandelt mich gut. Aber das hier ist mein Schiff. Ich würde gerne erfahren, wie es dem Schiff geht .«
»Wie meinen Sie das?«
Shaneka musterte Caine. »Ich will nicht wissen, wohin wir fliegen, ich will nicht wissen, was Sie mit den Waffen machen. Aber ich habe jahrelang jeden Tag den Schiffsstatus überprüft, mir die Daten angeschaut und ein Gefühl für mein Schiff entwickelt. Im Moment bin ich davon abgeschnitten. Ich fühle mich ... unnütz.« Sie versuchte, ein wenig leidend zu wirken. Nicht kokett, irgendwie ging sie davon aus, dass dies auf Caine keinen Eindruck machen würde.
»Würde Sie das ... erfreuen?«
»Ja«, antwortete Shaneka einsilbig.
»Dann werde ich versuchen, das zu klären. Ich melde mich bei Ihnen.« Mit diesen Worten stand er auf, verbeugte sich kurz vor ihr und verließ die Kabine. Shaneka blieb nachdenklich zurück.
Wenige Minuten später war er wieder in Shanekas Kabine. »Ich habe mit Reginald Bull gesprochen. Er sagt, dass er nichts dagegen einzuwenden habe – solange ich dabei in Ihrer Gegenwart bleibe.«
Shaneka lächelte erfreut. »Da habe ich nichts dagegen. Wie soll das funktionieren?«
»Sie können von hier Zugriff auf die Daten des Schiffs nehmen.« Caine deutete auf das Terminal vor Shaneka. »Bull hat Ihnen den Zugriff freischalten lassen. Ich werde hier sitzen und warten, ob Sie nicht doch lieber reden möchten.«
Shaneka setzte sich an die Konsole. Dann warf sie einen fragenden Blick über die Schulter zu Caine.
»Bitte, los doch.« Er winkte ihr zu, endlich anzufangen.
Shaneka drang vorsichtig in die Schiffssysteme ein. Erst schaute sie wirklich die Maschinen-Logs der letzten Tage an. Dann die Verpflegung, die in der Kantine ausgegeben wurde. Sie blickte über die Dienstlisten und stellte fest, dass ihr kein einziger Name bekannt war. Sie haben wirklich die komplette Besatzung ausgetauscht. Und außer Caine und Bull ist kein Mensch mehr an Bord. Dann arbeitete sie konzentriert weiter. Caine nahm keine Notiz von ihrer Arbeit.
Immer wieder gab sie Zugangskodes ein, um sich Informationen zu verschaffen. Caine saß schweigend in seinem Stuhl. Fast erwartete sie, dass er einschlief.
Dann näherte sie sich der Kontrolle des Hyperfunks. Er ist wieder aktiviert, vermerkte sie zufrieden. Sie wühlte sich durch verschiedene Untermenüs, bis sie auf jene Steuerung Zugriff erlangte, die im Falle einer feindlichen Übernahme aktivierbar war. Sie tippte ihren Zugangskode ein. Sie hatte von dieser Möglichkeit noch nie Gebrauch gemacht, daher musste sie einen Moment überlegen. Das Schiff war in der Lage, einen automatisierten Notruf abzusenden, der nicht auf den Anzeigen der Zentrale auftauchte. Dies war für den unwahrscheinlichen Fall gedacht, dass ihr Schiff geentert würde – so wie jetzt. Endlich hatte sie Zugriff und setzte den Notspruch über Hyperfunk ab. Erschöpft lehnte sie sich zurück.
In diesem Moment tauchte ein Holo vor ihr auf. Ein Naat – ich kenne dieses Gesicht.
»Guten Morgen, ehemalige Kommandantin«, sprach die Stimme aus dem Holo. »Mein Name ist Jeethar. Wir sind uns schon begegnet, wenn auch unter unglücklichen Umständen. Reginald Bull bat mich, Ihnen ein wenig auf die Finger zu schauen, wenn Sie in die Schiffssysteme eindringen. Keine Angst oder eher: kein Grund zur Freude – der Hyperfunkspruch wurde nie abgesetzt. Und Sie verstehen sicherlich, dass ich jetzt Ihre Zugangsberechtigung rückgängig mache.« Das Bild des Naats verschwand, das Holo löste sich auf.
Ihr Kopf sank nach vorne. Sie ballte die Hände und trommelte sich auf die Unterschenkel. Mist. Mist. Mist.
Einige Atemzüge war nichts als Schweigen in der Kabine. Dann hörte sie Caines sanfte Stimme hinter sich: »Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch reden möchten?«
10.
Die Spinnen
Im Trebola-System, 10. Juni 2037
»DEREK'TRO an IMH-TEKER! Kapitän Talamon, Sie erhalten die Erlaubnis, langsam weiter in das System einzufliegen.«
»Danke!«, bestätigte Talamon. »Dengar da Segha – mit welchem Ziel darf ich in das System einfliegen?«
Die Antwort brauchte einen Moment. Wahrscheinlich klärte man auf der andere Seite erst, wohin das
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