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PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

Titel: PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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ist taub und stumm, er kann nur sehen mit seinen Augen, mit meinen Augen, die mit ihm fliegen. Fast tauche ich in die Fischmäuler hinein und ...
    ... springe ein drittes Mal, diesmal an das absurde Ufer, in dem sich ein Lavastrom in Eis hineinfrisst. Das Eis verdampft in gewaltigen, wirbelnden Wolken, und der Sturm reißt den Adler fast hinfort. Ich sehe gerade noch, wie der Dampf in der Höhe wieder gefriert und als gigantischer Hagel auf das sich langsam abkühlende Ufer schmettert und es weiter verfestigt, bis sich die nächste Welle aus glutflüssigem Gestein heranwälzt. Das Bild ist tödlich und lebensfeindlich. Nichts und niemand könnte hier überleben. Das denke ich zumindest, bis ich sehe, wie sich im Uferbereich etwas windet, das aussieht wie ein riesiger Aal. Am hinteren Ende seines Körpers sind seine Schuppen selbst wie Lava, und mit einem Maul voller Zahnreihen zermalmt er Eis und frisst es in sich hinein. An drei, vier Stellen zischt Dampf aus seinem Leib, ehe er in die Lava taucht. Völlig gebannt ...
    ... springt der Adler ein weiteres Mal, vielleicht ein letztes Mal, denn ich bin so schwach, so müde, so ausgezehrt. Und zugleich so fasziniert, denn nun sehe ich sie, und mit den Augen meiner Gabe scheinen sie noch großartiger zu sein, als ich sie vor wenigen Stunden auf natürlichem Weg gesehen habe. Sie sind schwärzer noch als die Dunkelheit der Nacht, denn wo sie aufragen, verdunkeln sie das Licht der Sterne. Es sind die beiden riesigen Pyramiden der Taa in der Nähe des Faehrl.
    Ich lasse den Adler dorthin fliegen, will sie mir anschauen, rase über das Faehrl hinweg. Irgendwo dort drin müssen Perry Rhodan, Belinkhar und Chabalh sein. Hoffentlich. Es bleibt ein flüchtiger Gedanke, ich sehe sie mir nicht an, weil ich keine Kraft darauf verschwenden darf, sie zu suchen.
    Die Pyramiden sind wahrhaft erhaben: gigantische schwarze Dreiecke, die sich trutzig erheben, größer als alle kulturellen Schätze, die sich auf der Erde in Ägypten finden. Ich tauche tiefer, will durch die steinerne Hülle hindurch, und da entdecke ich eine dritte, geradezu winzige Pyramide, direkt neben zahllosen hässlichen Metallbauten. Es sind gedrungene Häuser, und ihre Reihen reichen bis zu der Mauer rund um das Faehrl. Es wirkt wie eine gigantische Baustelle, wie der Neubau einer kleinen Stadt.
    Langsam löse ich mich von dem Anblick, ohne zu verstehen, was er bedeutet. Ich will in die großen Pyramiden schauen. Einen Augenblick gibt es nur diffuse, schwammige Dunkelheit um die fliegenden Augen des Adlers, dann lasse ich die Pyramidenmauern hinter mir und blicke in eine Kammer. Die Wände leuchten in mattem Rot, ein Moos wuchert darüber und verstrahlt blutiges Licht. In der Mitte des Raums steht eine Art Tisch, nein, ein Würfel aus Waben. Ich gehe näher und sehe Eier und winzige lebendige Gestalten.
    Dann: ein unmenschliches Gesicht, braun und starr, und Facettenaugen vor mir, neben mir, um mich – ich tauche durch diese riesige, aufrecht gehende Ameisengestalt hindurch.
    Ein Taa, das muss ein Taa sein, einer der Ureinwohner von Iprasa, einer der Baumeister dieser Pyramiden. Ich blicke in das ... in das Kinderzimmer der Taa, und mit einem Mal schäme ich mich, und plötzlich starren die Facettenaugen mich genau an, was unmöglich ist, weil ich nicht dort bin, weil sie mich nicht sehen können.
    Erschrocken zuckt der Adler zurück, legt seine Schwingen an und taumelt in den Wabenwürfel hinein, taucht in eine dicke grünliche Flüssigkeit, in das Futter der frisch geschlüpften Taa. Da wimmeln feiste, weiße Madenlarven, unter der Haut pulsieren Adern. Direkt vor mir wühlt sich eine Larve aus einem Ei, und ich denke an einen Spruch, ein verrücktes Sprichwort, das ich in meiner Kindheit gehört habe: »Ameisen werden geboren, wenn du nichtsahnend in die Augen von Menschen schaust.« Der Gedanke ist so bizarr, so verrückt, dass ich ...
    »Ameisen werden geboren, wenn du nichtsahnend in die Augen von Menschen schaust.« Der Gedanke war so bizarr, so verrückt, dass Ishy Matsu den Kontakt verlor.
    Es dauerte Sekunden, bis sie begriff, wie intensiv sie ihr Suchen in der Ferne gelebt hatte und dass sie nun zurück war. Die Bilder aus der Taa-Pyramide hatten ihr gesamtes Bewusstsein eingenommen, nicht anders, als wäre sie tatsächlich dort gewesen. Fast, ja fast hatte sie es hören können, hatte sie die Nährflüssigkeit auf ihren Lippen geschmeckt. Unwillkürlich fuhr ihr Zeigefinger zu den Lippen, strich

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