PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft
Wunde wird sich entzünden, im schlimmsten Fall werde ich die Hand nicht mehr gebrauchen können. Und weißt du, was es heißt, eine Neue...?«
»»Hab dich nicht so. Die Katze hat dich gekratzt, na und?«
»»Katze. Genau.« Quartodezimus würgt und röchelt und spuckt aus. »»Woher kam das Vieh?«
»»Das Gelände ist groß genug...«
»»Quatsch. Es hätte abgesperrt gehört. Überall sind diese Bestien. Sie sind aufdringlich und falsch, und ihre Haare bringen mich eines Tages noch um.«
Quintus tupft die Wunde mit einem Taschentuch ab. Sie blutet schon nicht mehr. »»Du bist krank«, stellt er unumwunden fest. »»Du bildest dir ein, dass du Katzen nicht magst...«
»»Sie stinken, sind eigenwillig und verursachen schlimmste Allergien.«
»»Du bist starrsinnig, Quart. Es wird Zeit, dass dir das jemand sagt.«
Quartodezimus Filidor Edlervon Homphé wuchtet sich in die Höhe. Er überragt den Gnom um fast einen halben Meter. Erst starrt er seine Wunde an, dann Quintus. »»Ich sage dir auch etwas.« Langsam und drohend zugleich voll verhaltener Genugtuung quellen die Worte über seine Lippen. »Ich brauche deine Hilfe nicht mehr, du kannst gehen. Aber nimm die verfluchten Katzenviecher mit.«
Der Assistent verzieht das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. Ihm ist nicht anzusehen, was er wirklich denkt.
»»Du tust mir Leid, Quart. Katzen wirst du auf Terra bestimmt nicht entgehen können. Es sei denn...« Sein Blick schweift in die Runde. Der letzte große Lichttropfen zerplatzt soeben in ein filigranes Muster. Mehrere hundert nur einen Meter große Kugeln bilden sich, jede ein holografisches Abbild der guten alten Erde.
»»Was?«, schnaubt Homphé.
Quintus geht. Ohne auf die Katzen zu achten.
»»Du kannst mich hier nicht allein zurücklassen! Nicht mit diesen Biestern.«
»»Ruf doch einen Medotransport! Wenn du mich fragst, du hast eine Katzenpsychose.«
»Und du bist endgültig entlassen.« Quart Homphé schreit jetzt. »Was wolltest du noch sagen? Was heißt: Es sei denn...?«
Der Assistent dreht sich nur einmal um. »»Geh doch auf den Mars«, rät er spöttisch. »»Wenn du irgendwo sicher sein kannst, keine Katze zu sehen, dann dort.«
Nachdenklich schaut Quart Homphé dem Gnom hinterher. Mit dem Handrücken reibt er sich die Nase und er schafft es, den Niesreiz zu unterdrücken. Endlich rafft er sich dazu auf, den Kodegeber in Funktion zu setzen, der die holografische Installation beendet. Mit einem Wimmern aus den Akustikfeldern bricht die Vorstellung ab. Die beiden pelzigen Scheusale hetzen fauchend davon.
»»Der Mars«, murmelt Homphé in Gedanken versunken. Was Quintus da gesagt hat, war der erste vernünftige Satz, den er jemals von sich gegeben hat.
Der Mars!
Homphé nickt vor sich hin. Es gibt nur ein Problem: Was soll er auf dem menschenleeren roten Planeten ? Kaum jemand wird seine Holoinstallationen sehen wollen. Felsen bestimmen dort das Bild, keine ausgedehnten Städte, keine Fabrikanlagen.
»»Felsen?« Er lauscht dem Klang der eigenen Stimme. »»Ich bin Künstler. Ich werde Skulpturen aus Stein erschaffen, wie sie niemand vorher gesehen hat. Ganze Bergzüge...« Quart Homphé stockt. Vor den Erfolg haben die Behörden den Schweiß gesetzt. Er hasst Formalitäten - aber noch mehr hasst er Katzen.
Die eigenen rasselnden Atemzüge schreckten ihn auf. Er wollte nach Quintus rufen, dann besann er sich. Mit allen fünf Fingern der rechten Hand massierte er seine juckende Nase und schnaufte kräftig.
Zwölf Monate waren vergangen, seit er Quintus entlassen hatte. Er hatte seither nur noch kleinere Installationen fertig gestellt und sich ansonsten um seine Übersiedlung zum Mars gekümmert. Vor allem um die neuen großen Projekte, die er verwirklichen würde. Ein Marsgesicht auf dem Olympus Mons, das anfliegende Raumschiffe unübersehbar grüßte. Vielleicht sein eigenes Konterfei?
Die Luft war trotz der steten Umwälzung stickig. Und überhaupt: Er hatte Mühe, die Augen offen zu halten. Eine seltsame Müdigkeit erfüllte ihn. Die Stimmen der Mitreisenden waren zum fernen, kaum noch wahrnehmbaren Raunen geworden, eine Kulisse, auf die er ebenso gut verzichten konnte.
Quart Homphé blinzelte träge. Er würde versuchen, ein Interview zu geben, gleich an der Ausgrabungsstätte sein großes Projekt der Öffentlichkeit verkünden. Es gab keinen besseren Zeitpunkt dafür. Archäologie und Moderne mussten sich zu einer gelungenen Synthese verbinden. Eine ganze Reihe von
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