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PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

Titel: PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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aggressives Miauen antwortete ihm. Ungläubig starrte Homphé auf den schmalen Platz zwischen seinem und dem Vordersitz. Ein türkisblaues, goldäugiges Monstrum grinste ihm entgegen und entblößte die spitzen Fangzähne.
    »Schikago, komm zu mir! Wird’s bald!«
    »Eine Katze...« Quart Homphé schien nicht glauben zu können, was er sah. Weit quollen seine Augen aus den Höhlen hervor, er schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. »Nimm...«, sein abermaliges Niesen fiel schwach aus, »nimm das Biest da weg!«, herrschte er Shim Caratech an. »Wie kommt das überhaupt an Bord?«
    Die Fluglage des Busses war wieder einigermaßen stabil. Ein fahler Himmel zeichnete sich ab und, halb verschwommen, die ferne Sonne. Sie war nicht mehr als ein düsterer gelber Schemen hinter aufgebauschten Regenwolken.
    Als Shim nicht sofort reagierte, trat Homphé zu. Doch das hätte er besser gelassen. Die Katzenaugen funkelten ihn tückisch an, das Biest krümmte den Buckel und ließ ein unwilliges Fauchen vernehmen, dann sprang es...
    ... und landete auf Homphés Knien. Er riss die Arme hoch. »Weg mit der haarigen Bestie!«
    »Das ist eine Ferrol-Katze«, sagte Shim Caratech.
    »Mir egal, woher das Vieh stammt. Es haart, und Katzenhaare bringen mich um...« Es kostete Quart unglaubliche Selbstüberwindung, zuzupacken. Doch ihm blieb keine Wahl. Seine Finger krallten sich in das seidenweiche und lange Fell.
    »Nicht!«, schrie Shim Caratech auf. »Schikago kostet ein Vermögen.«
    Homphé lachte wirr. »Und wenn schon... Au, verfluchtes Biest.« Blitzschnell hatte Schikago zugebissen, und ebenso schnell sprang die vom Planeten Ferrol stammende Katze auf den Boden zurück und wandte sich mitten im Gang noch einmal um und musterte die füllige Gestalt, als könnte sie keiner Fliege etwas zuleide tun.
    Quart Homphé starrte seinen rechten Unterarm an, auf dem sich die Bisswunde blutig abzeichnete. Mit der Linken quetschte er zusätzlich das Blut heraus. »Ich brauche Antibiotika«, jammerte er hilflos. »Diese Viecher sind unberechenbar.«
    »Schikago ist nicht giftig«, sagte die junge Frau so laut, dass der halbe Bus es hören konnte, »was man hier aber nicht von jedem behaupten kann.«
    Homphé reagierte nicht. In sich zusammengesackt, ein Häufchen schwabbeligen Elends, kauerte er in seinem Sitz.
    Er registrierte nicht einmal, dass Mars-Liner-01 zwischen fremden Gebäuden tiefer sank.
    Quart Homphés Selbstmitleid verhinderte, dass er aus dem Fenster blickte. »Ich wollte auf den Mars, weil es hier keine Katzen gibt«, jammerte er. »Dieser Planet könnte so schön sein. Aber wenn sich diese Biester erst vermehren... Eine Plage, sage ich. Sie sind eine Heimsuchung... «
    »He!« Pratton Allgame war aufgestanden und klopfte dem Künstler auf die Schulter. »Halt endlich den Mund, du Spinner!«
    Homphé starrte ihn erschüttert an.
    Mit gekonntem Griff packte Allgame die Katze im Nacken und setzte sie zurück in das Körbchen, das Shim Caratech mit beiden Händen hielt. »Keine Sorge, junge Frau«, sagte er lächelnd, »der Dicke tut Schikago bestimmt nichts. Dafür verbürge ich mich.«
    »Danke.«
    Pratton Allgame nickte knapp. Mit einer umfassenden Bewegung deutete er nach draußen. »Wir sollten uns endlich mit Wichtigerem befassen«, stellte er fest und fügte nach einer winzigen, wenngleich bedeutungsvollen Pause hinzu: »Was ist das für eine Stadt?«

Kapitel 4
    Irgendwo tief im Nichts ein Gedanke, so flüchtig wie das Aufflackern einer Kerze im Orkan und ebenso schnell erloschen:
    Ich.
    Der Gedanke kehrte wieder. Überrascht, sich seiner selbst bewusst und wissensdurstig.
    Ich lebe.
    Er registrierte die Veränderung, einen eigentlich zeitlosen Vorgang, ohne ihn aber wirklich zu verstehen. Zugleich erwachte die Erinnerung; sie machte es leichter, zu verstehen. Von einer Sekunde zur anderen war er in einer Art Teleportation aus seiner vertrauten Umgebung herausgerissen worden. Eine Versetzung, die keineswegs zeitlos verlaufen war, sondern auf seltsame und unbekannte Weise verzögert.
    Nicht nur ich. Alle wurden von dem goldenen Flirren erfasst.
    Er spürte, dass Zeit verging, ohne jedoch sagen zu können, ob es sich um Sekundenbruchteile oder gar Stunden handelte. Seine Sinne waren nicht dafür geschaffen, das wahrzunehmen. Das Nichts hatte seine eigenen Gesetze.
    Da war ein zweiter, vorerst noch vager Gedanke. Er signalisierte Gefahr.
    Sein bitteres Lachen hallte durch die Unendlichkeit. Was kann ich dagegen tun?

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